Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Editor]: Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters (8.1912)

Flamm, Hans Niesenberger von Graz, Werkmeister des Freiburger Münsterchors 1471—1491

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nicht so schlimm bestellt gewesen
sein. Von der Befugnis, die Basler
Gerichte wegen Rechtsverweige-
rung vor dem zuständigen kaiser-
lichen Hofgericht Rottweil am
Neckar in Reichsacht erklären zu
lassen, scheint Niesenberger kei-
nen Gebrauch gemacht zu haben.
Viel schwerere Sorgen brachen
bald über ihn herein. Um die
Mitte des Jahres 1491 ' etwa wur-
den er und sein Sohn Hans mit
ihrem Parlier Andreas Holczer
wegen der schon oben besproche-
nen Fehler am Bau des Münster-
chors in Haft genommen und erst
gegen Urfehde am 24. November
wieder freigelassen, nachdem sich
seine beiden Tochtermänner und
der Parlier für ihn verbürgt hatten.
Nur sein Alter und Befinden und
seine Armut hatten den Meister
nach seinem eigenen Bekenntnis,
das in diesem Fall freilich kein
ganz freiwilliges war, vor härterer
Strafe geschützt. Niesenberger
musste auf die weitere Leitung
des Baus und alle Forderungen
und Rechte aus seiner bisherigen
Stellung verzichten, nachdem et-
liche Meister seine Arbeit an der
Wölbung für „unwerklichheit und
ungestalt" erkannt hatten und er
selbst gestehen musste, dass der
Bau „noch in vil jaren nit zu vol-
bringen ist". Außer diesem letztern
schon oben besprochenen Vorwurf
interessiert besonders das Ge-
ständnis Niesenbergers, er habe
viele Unkosten verschuldet, „be-
sonder zuletst in anfang der wel-
bung, weih arbeit jez durch be-
sichtigung etlicher meister fur un-
werklicheit und ungestalt erkent".
Die Deutung dieser Worte ist bis-
her noch nicht versucht, und mehr
als eine Vermutung wage ich auch
nicht zu geben. Der „anfang der
welbung", scheint mir, das war
bei dem Gemünder System des
Freiburger Chors und namentlich
an den Gewölben des Kapellen-

Zell a. a. O. S. 305.

4. Münsterchor. Gewölbe des Umgangs des Chorhauptes.