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Friederichs, Karl
Berlins antike Bildwerke (Band 1): Die Gypsabgüsse im Neuen Museum — Düsseldorf, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.1132#0435
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Griechisch-römische Kunst. 427

schöne Idealschöpfung der römischen Zeit, wie z. B. die
Gruppe Elektra und Orest in Villa Ludovisi, ohne besondre
Gründe für die Copie eines griechischen Werks zu erklären.

Dass die grosse Masse der römischen Kunstwerke relativ
unbedeutend ist, wird Jeder zugeben, der die ungeheuren An-
forderungen bedenkt, die der römische Luxus an die Kunst
stellte, aber es wäre bei der Fülle der Aufgaben, bei dem
Reichthum an schönsten griechischen Vorbildern, bei dem Vor-
handensein bedeutender künstlerischer Kräfte, die wir eben
nach den Leistungen auf dem historischen Gebiet voraus-
setzen müssen, geradezu auffallend, wenn nicht auch auf dem
idealen Gebiet unter vielem Unbedeutendem einzelne« wahr-
haft Bedeutende geschaffen wäre.

Wir trennen auch in diesem Abschnitt die mythologischen
Darstellungen von dem Genre und der historischen Kunst.
Als dritte Abtheilung werden die pompejanischen und herku-
lanischen Kunstwerke aufgeführt, die ein besondres Interesse
dadurch haben, dass sie uns die Verbindung von Kunst und
Leben veranschaulichen, die wir sonst so selten verfolgen
können. Eben dies Interesse und die Gemeinsamkeit von
Zeit und Ort Hess es wünschenswerth erscheinen, sie in einem
besondern Abschnitt aufzuführen. Auf sie folgen endlich vier-
tens die Thierdarstellungen nebst einigen Miscellaneen, die wir
den andern Abtheilungen nicht zutheilen konnten.

a) Mythologische Darstellungen.

715. Orest und Elektra*, Marmorgruppe in Villa
Ludovisi. Ergänzt ist der rechte Arm des Orest und die
linke Hand der Elektra.

Die Gruppe ist sehr verschieden erklärt, nach unsrer
Meinung hat Winckelmann das Richtige getroffen, indem er
sie auf das Wiedersehn von Orest und Elektra bezog. Nur
dürfen wir darin nicht die Erkennungsscene der sophokleischen
Elektra wiederfinden wollen, denn es giebt keinen Moment in
der Schilderung des Dichters, der diesem Bilde entspräche.
Bei Sophokles ist Elektra leidenschaftlich in der Klage und

* In Te#el.
 
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