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Friedländer, Max J.
Die niederländischen Manieristen — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 3: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.61071#0008
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ahmen. Die kirchlichen Beziehungen zu Rom, die
politischen zu Spanien förderten die Latinisierung
der höheren Gesellschaftsschichten. Der Widerstand
des Volkes gegen die spanische Fremdherrschaft
und die durch Gewaltmaßregeln nicht getötete, viel-
mehr innerlich gestärkte, neue Gläubigkeit offen-
baren sich gegen Mitte des Jahrhunderts in einer
Reaktion wider die Fremdsprachigkeit der Kunst.
Als dann im offenen Kampfe der Sieg in Holland
dem germanisch-protestantischen und demokrati-
schen Geist, im Süden aber der altgläubigen und
feudalistischen Macht zufiel, hörte Antwerpen auf,
Sammelbecken und Mischkrug der niederländischen
Kunstkräfte zu sein, und eine Scheidung nach Stam-
mesart und Bekenntnis trat ein.
Zwischen 1500 und 1550 herrscht Antwerpen.
Und hier setzen fast alle treibenden Kräfte ein.
In den ersten beiden Jahrzehnten war Quentin
Massys (f 1530) für das Altarbild hohen Stils der
angesehenste Meister, und die von ihm ausgehende
Wirkung reicht zeitlich weit, nicht nur auf seine
Söhne Jan (1509—1575) und Cornelis (1513 —
1579 [?]), sondern auch auf Marinus van Reymers-
waele (1497 [?]—1567 [?]) und Jan van Hemessen
(1500 [?]—1556 [?]). Quentin wahrt zwar die Über-
lieferung der niederländischen Kunst in der feier-
lichen Gesinnung, der sorgfältigen Malweise und
der Andacht vor den Formentatsachen, ist aber im
Geiste des neuen Zeitalters tätig, indem er, bewußt
Leonardo da Vinci nachstrebend, Größe und gefühl-
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