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Friedländer, Max J.; Schongauer, Martin [Ill.]
Martin Schongauer — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 42: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.59319#0008
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obachten im Falle Dürers genau, wie der Knabe in
Nürnberg von dem Meister im fernen Kolmar berührt
wurde. Daß gerade durch Kupferstiche die Erbschaft
der spätgotischen Kunst dem jüngeren Geschlecht über-
mittelt wurde, diese Tatsache kann ebensowohl als eine
Folge wie als eine Ursache betrachtet werden: als eine
Folge, insofern aus äußeren und inneren Ursachen
dem Kupferstich in Süddeutschland mehr entscheidende
Funktion zufiel als in den Niederlanden oder in Italien,
als eine Ursache aber insofern, wie Überlieferung und
Lehre in farblosen, linienhaften und durch den Grab-
stichel hervorgebrachten Formen das Werden und Wollen
leiteten und bestimmten.
Einige Daten sind aus Urkunden zutage getreten,
die in Verbindung mit den inschriftlich beglaubigten
und stilkritisch geordneten Werken so etwas wie eine
Lebensgeschichte Schongauers aufzubauen gestatten.
Mit einigem Rechte glauben wir, daß dieser Meister
zu Kolmar und zwar bald nach 1445 zur Welt ge-
kommen sei. In diesem Jahre nämlich erwarb sein
Vater, der Goldschmied Caspar, das Meisterrecht in
Kolmar. Da wir nun in den Bürgerrollen dort zwar
Martins Brüder Ludwig und Paul eingetragen finden,
nicht aber Martin selbst, hat man aus dem Fehlen seines
Namens geschlossen, daß er, in Kolmar als der Sohn
eines Bürgers geboren, ohne weiteres in den Besitz der
bürgerlichen Rechte eingetreten wäre. 1465 wird „Martin
Schöngawer aus Colmar“ an der Universität zu Leipzig
immatrikuliert. War er wirklich Student, was uns frei-
lich seltsam vorkommt, so würde das übliche Studenten-
alter passen zu dem vermutungsweise bald nach 1445
angesetzten Geburtsjahr, war er aber, wie man auch
vermutet hat, als Maler im Dienste der Leipziger Uni-
versität tätig, so verliert die Schlußfolgerung auf sein
Lebensalter an Kraft.
Martin Schongauer starb zu Breisach, wahrscheinlich

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