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übrigen Repliken schließen sich eng dem Bild in Rotterdam an, nicht dem Pariser
und sind als Kopien zu betrachten.

33 DIE ANBETUNG DER KÖNIGE
Chicago, Art Institute (Ryerson-Stiftung), 27X 33,5 cm.
Die Gruppierung der Halbfiguren zwanglos, mit Zäsur in der Mitte. Links
die Madonna, Joseph und der knieende älteste König in ein Dreieck gefügt, dessen
längster Schenkel am Rücken des Königs aufwärts stößt zum Kopfe Josephs. Rechts
in dichter Menge, isokephal, die beiden jüngeren Könige und ihre Begleiter. Die
Ausführung teilweise mit linienhaften, zackigen Lichtern in den seidigen Gewand-
stoffen von miniaturartiger Feinheit. Die Typik gemäßigt, anmutig und milde.
Oberhalb der Mauer Landschaft im Hintergründe mit dem Reiterzuge, die sich
fremdartig absetzt von der Figurengruppe des Vordergrundes. Phantastisch steile
Felstürme, hell, leuchtend, zeichnerisch interpretiert; kurze Figuren auf schweren,
stark bewegten Pferden. Diese Landschaft mit der Staffage erinnert an den kleinen
Altar der Wiener Galerie, dem mit dem Propheten Elisa und der Taufe des syrischen
Hauptmannes, also an ein Werk, das unter Engelbrechtsens Namen katalogisiert ist.
Wir haben jenes Triptychon hingenommen als ein Werk Engelbrechtsens unter
der Voraussetzung relativ früher Entstehung. Lucas scheint, als er den Hintergrund
der Anbetung ausbildete, sich an das Vorbild Engelbrechtsens gehalten zu haben.
Diese Erklärung des Zusammenhanges befriedigt aber nicht durchaus. Eine neue
Schwierigkeit entsteht dadurch, daß die Komposition der Anbetung mit geringen
Abweichungen außerhalb Leidens auftaucht, nämlich in einer Miniatur, die 1902
in Brügge (Nr. 246 [33X25 cm]) aus der Sammlung de Somzee ausgestellt war.
Der Stil dieser Replik weist auf Brügge, in die Zeit um i5i517a, Und eine zweite
Wiederholung, die ich mehrmals im Kunsthandel gesehen habe, zeigt den Stil
Bensons, scheint also ebenfalls in Brügge entstanden zu sein. Wir könnten aus die-
sen Beziehungen schließen, daß die Tafel, die Lucas um 1509, teilweise angeregt
durch Engelbrechtsen geschaffen habe, nach Brügge gelangt und dort kopiert
worden sei, wenn anders etwa nicht gewagt wird, den Maler Cornelis Cornelisz
Kunst für das Bild verantwortlich zu machen. Dieser 1493 geborene Sohn Engel-
brechtsens, ein von van Mander gerühmter Meister, siedelte, wie der Biograph
erzählt, öfter für 3 oder 4 Jahre nach Brügge über und malte dort viele schöne
Bilder. Vielleicht, daß soweit gegangen werden kann, auch das Wiener Triptychon
dem Vater zu nehmen und dem Sohne zu geben.
SALOME DAS HAUPT DES TÄUFERS VON DEM HENKER EMPFANGEND
Philadelphia, Sammlung Johnson, 30X 22 cm
Mit dieser Tafel, die aus der de Somzee-Sammlung stammt, stehen wir wieder
auf festem Boden. Sie wird vergleichsweise leicht eingeordnet, weil sie mit zwei
17a Anm. d. Hrsg.: Die Miniatur, die sich vor einigen Jahren im Pariser Kunsthandel (Leegenhoek)
befand, ist eine Arbeit des Simon Bening, der hier Lucas van Leyden kopiert hat.

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