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würfe UA597,4130; Sangallos Entwürfe UA1074 und
1116,1247) (T. 184b, 188a). Um 1625 fordert der Cod.
Barb.4360 für den Pal. Barberini einen quadratischen vier-
seitigen Loggienhof mit 4x5 Pfeilerarkaden22.
Als weitere Spielart des vierseitigen Portikushofes haben
jene Höfe zu gelten, deren beschränktes Grundstück ledig-
lich die Realisierung von zwei oder drei Portiken erlaubte,
deren Blendgliederung jedoch den Eindruck völliger
Symmetrie herzustellen versuchte (Pal. Capodiferro-Spada,
Peruzzis Entwurf UA598, Sangallos Entwurf UA1004)
(T. 187a). Schon im Florentiner Quattrocento versuchte
man auf ähnliche Weise einen quadratischen Säulenhof vor-
zutäuschen (Pal. Pazzi, Pal. Gondi). Der einmalige Fall eines
von Portiken umgebenen Rundhofes in Peruzzis Entwurf
UA456 für den Grafen von Pittigliano war ebenfalls durch
Grundstücksgegebenheiten bedingt: das Caldarium der
Agrippathermen (T. 183e).

b) Hof mit geschlossenen Seitenwänden fPala^getto-Hof)
Als um die Jahrhundertwende das Bedürfnis erwachte,
auch auf kleinerem Raum vollwertige Paläste zu errichten,
entstand ein neuer Typus, als dessen früheste datier bare
Vertreter die Höfe der Pal. dell’Aquila und Baldassini gelten
dürfen (T. 9a, 13c). Vielleicht war er in Bramantes zerstör-
tem Pal. Caprini bereits vorgebildet. Dieser Typus besaß
meist nur an der Eingangswand eine Loggia, von der die
Treppe ihren Ausgang nahm. Reichte das Grundstück aus,
so trat an der gegenüberliegenden Rückwand eine korre-
spondierende Loggia hinzu. Die beiden Seitenwände er-
hielten eine Blendgliederung oder auch lediglich Türen,
Fenster oder Nischen. Höfe mit nur einer Loggia hatte es
natürlich schon vorher gegeben. Doch erst jetzt wird ver-
sucht, mittels einer Blendgliederung den Eindruck völliger
Symmetrie herzustellen. Im Hof des Pal. Baldassini, einem
Frühwerk des konservativen A. da Sangallo d.J., ist be-
zeichnenderweise die Erinnerung an den quadratischen
Portikushof noch am lebendigsten: Das Hofareal hat eben-
falls quadratisches Format, und die Gliederung der Loggien-
wand setzt sich konsequent an den drei geschlossenen Hof-
wänden fort. Im Hof des Pal. dell’Aquila ist das Hofareal
bereits querrechteckig, die Wandgliederung der Seiten-
wände im Erdgeschoß dichter zusammengedrängt, in den
Obergeschossen sogar von der Eingangswand unabhängig:
Der neue Typus hat eine selbständige Entwicklung genom-
men. Zentrum des Palastes ist nicht mehr die Mitte des
22 Cod.Barb. 4360, fol. 9ss.

Hofes als Kreuzungspunkt beider Symmetrieachsen. Das
ideelle Zentrum liegt vielmehr in der Eingangsloggia, von
der aus die drei geschlossenen Hofwände als einheitlicher
Prospekt überschaubar sind. Daß diese Veränderungen im
Hof des Pal. dell’Aquila nicht allein vom Grundstück dik-
tiert waren, zeigt Raffaels Entwurf für sein Haus in Via
Giulia (T. 110a,b). Dort war auf noch beschränkterem Ge-
lände ein vierseitiger Portikushof geplant. Dennoch hätte
man wohl auch diesen Hof von der Eingangsloggia und
nicht von seinem engen Zentrum aus betrachtet.
Während die Pal. Gaddi-Niccolini, Ossoli, Regis und
Caffarelli das Prinzip des Pal. Baldassini weiterführen und
den Eindruck eines quadratischen Hofes mit vierseitigem
Portikus vortäuschen, folgen die Höfe der Pal. Alberini und
Stati-Maccarani eher den Neuerungen Raffaels. Die ge-
schlossenen Seitenwände erhalten eine andere Gliederung
als die Loggienwand. In den bedeutendsten Palazzetti nach
1530 setzt sich dann die Tendenz zum „Prospekthof“ weiter
durch. In beiden Pal. Massimo wird grundsätzlich zwischen
Loggienwänden und Seitenwänden unterschieden (T.95a,
100). Sangallo entwirft um 1533/35 für die Höfe des Luca
Massimo (UA994) und seines eigenen Hauses in Via Giulia
(UA1092,1101,1224,1286,1315) triumphbogenartige Pro-
spekte an der Rückwand, die ein ähnliches Denken ver-
raten wie Mangones Exedra an der Rückwand des Pal.
Angelo Massimo (T. 104,134ff). Auch in den größeren
Häusern des 16. Jahrhunderts, wie sie der Kataster der
SS. Annunziata (fol. 49,87,96) oder Letarouilly festhalten,
ist der Typus eines Hofes mit Loggien an der Eingangs-
wand, gelegentlich auch an der Rückwand und mit ge-
schlossenen Seitenwänden mehrfach anzutreffen.
Dieser Typus des Prospekthofes, eine echte Erfindung
der römischen Hochrenaissance, mußte der Vorliebe des
Barock für Schauwände entgegenkommen und setzte sich
nun auch in den größeren Palästen durch (Pal. Mattei di
Giove, Giustiniani, Pamphili di Piazza Navona, Consulta
u.a.).

c) exzentrische Höfe
Bildet der quadratische Portikushof die absolute Mitte
des Palastes, und verhalten sich der längsrechteckige und
der querrechteckige Loggienhof sowie der Hof mit ge-
schlossenen Seitenwänden symmetrisch zu den beiden
Hauptachsen des Palastes, so ist daneben ein weiterer Typus
zu beobachten: Der Hof liegt nicht mehr auf der Tiefen-
achse, sondern ist nach einer Seite verschoben. Der Besu-
cher wird beim Betreten zu einer Drehung nach rechts oder

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