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links gezwungen. Mehr noch als bei den Höfen mit einer,
zwei oder drei Loggien ist hierfür das Grundstück verant-
wortlich zu machen. Dieser Typus taucht vor allem in tiefen,
streifenförmigen Palästen auf, deren Grund für einen
symmetrisch angeordneten Hof nicht ausreichte. Als pro-
minenteste römische Vertreter der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts dürfen Giulio Romanos Pal. Stati, Peruzzis
Pal. Massimo und Sangallos zerstörter Pal. Ferrari gelten
(T. 141,97b, 72). Der gleiche Typus kehrt in Sangallos Ent-
würfen UA1399,990,984r+v,1239,1158,1247 oder Pe-
ruzzis Entwürfen UA358,352,353,354,359,489 wieder.
Auch dieser Typus, der außerhalb Roms besonders häufig
in Bologna anzutreffen ist, sollte in der Folgezeit mehrfach
aufgegriffen werden23.

d) Hof des Palasgp Suburbano
Zu erwähnen bleibt schließlich jene Sonderform des
Hofes, die in jeweils neuer Gestalt im Pal. Suburbano auf-
taucht. Alle bekannten Beispiele der Epoche lagen an der
Via della Lungara. Der rechteckige Hof der Farnesina er-
streckte sich vor der Risalitfassade und war an den drei
freien Seiten durch Mauern abgegrenzt (T. 65 e). Im Palast
des Girolamo Riario trat man durch einen Andito in den
Dreiflügelhof, dessen vierte Seite nur von einer Garten-
mauer geschlossen wurde, vielleicht jedoch höher geplant
war (T. 119f.). Im ersten Projekt des Pal. Salviati-Adimari
hat man zwischen der Loggienfront und dem Garten wohl
ein festumgrenztes Hofareal zu ergänzen (T. 131 b,c). Im
übrigen konnten sich dort die große Eingangshalle und der
linkerhand gelegene Wirtschaftshof in die traditionellen
Aufgaben des Hofes teilen.

e) Licht- und Wirtschaftshöfe
Neben diesen vier bedeutendsten Hoftypen finden sich
zahlreiche Höfe ohne architektonische Gestaltung, die als
Wirtschafts- oder Lichthof reinen Nutzwert besaßen. Dazu
gehören einmal die schmucklosen Innenhöfe kleinerer
Palazzetti wie der des Pal. J. da Brescia (T.23a); zum
anderen die zahlreichen Nebenhöfe, die sich in allen größe-
ren Palästen finden und in den Entwürfen häufig durch die
Beischrift „aria“ gekennzeichnet sind. Während viele ein-
fachere Häuser der Innenstadt nicht ohne Lichthof aus-
23 s. Let., T.40, 48, 111, 189, 331.

kamen (vgl. die Katasterpläne von 1563), konnte man in
dem an einer Straßenecke gelegenen Palazzetto Turci auf
einen Innenhof verzichten24.

3. HOFLOGGIEN
Das Bindeglied zwischen Andito und Hof bildete die
Eingangsloggia, die in allen vollausgebildeten Palästen an-
zutreffen ist. In der Farnesina erfüllte die Loggia di Amor
e Psiche ihre Funktion, im Pal. Salviati die Eingangs-
halle. In den meisten vierseitigen Loggienhöfen ist sie
breiter als die beiden seitlichen Loggien, mehrfach auch
breiter als die Loggia des Rückflügels (Cancelleria, Pal. della
Valle, Lante-Medici, Sangallos Entwürfe UA 292, 1303,
1274) (T.90d, 155c, 162a, 187 d). Diese Auszeichnung
war durch ihre Funktion bedingt. Dienten die drei übrigen
Loggien vor allem als Verbindungsgänge und Wandelhal-
len, so war sie der Durchgangsort für den gesamten Ver-
kehr zwischen dem Palast und der Außenwelt und wurde
lediglich durch seitliche oder rückwärtige Dienerschafts-
türen entlastet25.
Sie besaß mindestens drei Joche und war meist mit
einem gurtlosen Kreuzgratgewölbe oder einer Tonne ge-
wölbt. Ihr Schmuck beschränkte sich neben der Wand-
gliederung auf antike Büsten und Statuen in Nischen oder
auf Sockeln vor der Wand. Nur selten waren die Gewölbe
freskiert wie im Haus des Collegio dei Piceni bei S. Maria
della Pace26, stuckiert wie im Palazzo Massimo alle Colonne
oder kassettiert wie in den Pal. dell’Aquila und Regis.
Gegen den Hof öffnete sie sich in einer Pfeiler- oder Säu-
lenstellung. Dabei trat der Pfeiler seit den Höfen von
S. Maria dellaPace, des Pal. Giraud und des Pal. dei Tribunali
gleichberechtigt neben die Säule. Von nun an wurde der
Pfeiler für monumentale Bauten, die Säule für zierliche und
intime bevorzugt. Bezeichnenderweise tauchen bei Bra-
mante und A. da Sangallo d. J. häufiger Pfeiler, bei Raffael
und Peruzzi häufiger Säulen auf, wenn auch die Säule aus
Sangallos Repertoire niemals verschwindet (Entwürfe
UA 984 für Pal. Sacchetti, UA 1092,1315,1224 für sein Haus
in Via Giulia, UA 1116 r + v, 1074 für Pal. Pucci in Orvieto)
24 Grundriß bei Let., T. 13.
25 Um 1625 empfiehlt der Cod.Barb. 4360 (fol. 9ss.), die Eingangs-
loggia mit 33-34 p. um etwa die Hälfte breiter als die drei übrigen
Hofloggien zu machen, damit die Kutschen bequem bis an die
Haupttreppe heranfahren und dort wenden könnten. Die drei
seitlichen Loggien sollten mit ca. 22-23 p. so breit sein, daß zwei
Kutschen aneinander vorbeifahren könnten.
26 Let., T. 55.

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