zianische Gesandte am 16. III. 150 359. Von dem geschmück-
ten Hof wurden die Gesandten in die mit weissen Säulen
ausgemalte „prima sala“ geleitet, in der die Tische für das
Bankett gedeckt waren, zweifellos die heutige Sala Regia.
In der angrenzenden „seconda sala“, wohl der heutigen
Sala del Concistoro, war die traditionelle Kredenz mit
dem kostbaren Geschirr und den Ziergefäßen aufgestellt.
Die folgende Sala del Mappamondo diente als „camera“,
als eigentliches Wohnzimmer des Kardinals. In einem be-
nachbarten Raum waren seine Bücher und seine Antiken-
sammlungen untergebracht.
Im Karneval 1513 fand in der Sala des Kardinals Serra die
Aufführung einer Komödie statt, während Raffael im
Januar 1519 die Bühne für Ariosts „Suppositi“ in einer
„anticamera“ des Kardinals Cibo einrichtete60. Nach der
Aufführung begaben sich die Gäste in die angrenzenden
Räume, wo die Tische zum Essen vorbereitet waren. Am
28. VIII. 1519 gab Agostino Chigi ein großes Gastmahl in
der „aula superiori domus“, der Sala delle Prospettive
der Farnesina, zu dem der Papst, elf Kardinäle und zahl-
reiche Würdenträger geladen waren. Chigis anschließende
Vermählung durch den Papst fand wohl ebenfalls in der
Sala statt.
Vermitteln also die schriftlichen Quellen ein Bild von der
Lage und von den Funktionen der Sala Grande, so seien nun
die Monumente selbst und die erhaltenen Entwurfszeich-
nungen nach ihrer Gestalt befragt.
Im 15. Jahrhundert hatte sich auch im Privatpalast ein
fester Typ der Sala Grande durchgesetzt. Gewöhnlich lag
sie im Piano Nobile des Fassadentraktes nahe der Treppen-
mündung, besaß regelmäßige Wandöffnungen, einen
Kamin, eine verzierte Holzdecke und darunter häufig einen
gemalten Fries oder ornamentalen Wandschmuck61.
Das monumentalste Beispiel hat sich in der Sala Regia
des Pal. Venezia erhalten. Mit Grundmaßen von etwa
13,80 x 34,40 m, einer Höhe von etwa 13,20 m und zwei
Reihen von je fünf Fenstern hat sie Ausmaße, die auf die
Würde des päpstlichen Bauherrn, Pauls II., abgestimmt
waren62. Eine ihrer vier Türen führte auf die obere Hof-
loggia in nächste Nähe der Treppenmündung, zwei andere
auf Verbindungskorridore, während die vierte zur „sala
seconda“ vermittelte. An die Stelle der Kapelle trat die
59 Sanuto, IV, 171 ff.
60 Luzio 1886, 550; Clementi 1939,1, 192f.; Golzio 1936, 93f.
61 Schiaparelli 1908, 134 ff.; so etwa auch die Sala Grande des Pal.
Medici-Riccardi (Bulst 1970, 378f., Abb. 4).
62 Magnuson 1958, 245 ff. Möglicherweise wurde die zweite Fenster-
reihe von Brunelleschis Pal. di Parte Guelfa angeregt, womit ein
weiteres Beispiel für die Entwicklung vom Öffentlichen zum Priva-
ten gegeben wäre.
Titelkirche, die mittels einer kleinen Wendeltreppe rasch er-
reichbar war. Vor den Fenstern dehnte sich, zumindest seit
dem 16. Jahrhundert, die Straße platzartig in die Breite.
Damit wurde die Sala Regia aber den Forderungen der
Theoretiker weitgehend gerecht.
Nicht nur in den Dimensionen, sondern auch in der
Abfolge Treppe - Sala Prima mit benachbarter Kapelle -
Sala Seconda - Privatappartement, wie sie der venezianische
Gesandte beschreibt, scheint der Pal. Venezia vom Vatikans-
palast beeinflußt zu sein. Dort verlief die Abfolge von den
offiziellen zu den privateren Räumen des Palastes auf ganz
ähnliche Weise: Scala Regia - Sala Regia - Kapellen - Sala
Ducale - Sala di Papagallo - Sala dei Pontefici - Apparta-
mento Borgia63.
Daß die Sala Regia des Pal. Venezia von der weiteren
Entwicklung des Privatpalastes jedoch nicht zu trennen ist,
beweist der um 1485 begonnene Pal. della Cancelleria des
Kardinals Raffaele Riario. Seine Sala Grande ist mit
15,80 x 26,90 m nur wenig kleiner, mit 12,40 m nur wenig
niedriger und wird ebenfalls durch zwei Reihen von je fünf
Fenstern belichtet (T. 163 a). Ihr Portal Hegt in der Achse
der oberen Loggia des Fassadentraktes gegenüber der
Treppenmündung. Nach der Aufnahme UA987 der San-
gaUowerkstatt besaß sie sogar zwei Fenster zur Kirche
S. Lorenzo in Damaso, die es dem Kardinal und seinem Ge-
folge ermöglichten, ungesehen der Messe beizuwohnen.
Eine Tür vermittelte zur Sala Seconda, vier weitere zu
kleineren Nebenräumen und einer Nebentreppe. Den obe-
ren Abschluß bildete eine prächtige Kassettendecke. All
dies entspricht so genau den Forderungen Corteses, daß wir
in der Sala Grande der Cancelleria eines seiner Vorbilder
vermuten dürfen. Die Sala Seconda der Cancelleria kam wie
im Pal. Venezia in ihrer doppelten Fensterreihe und in ihren
Dimensionen der Sala Prima nahe (T. 163 d). Wie dort
leiteten die anschließenden Räume des rechten Traktes zum
Privatappartement des Kardinals mit der „camera“, der
Privatkapelle und der „stufa“ über.
Wesentlich unorganischer war die Innendisposition von
Kardinal Domenico della Roveres Pal. dei Penitenzieri,
doch läßt sich auch hier das gleiche Prinzip beobachten:
Eine eigene Treppe verband den Hof mit der Sala, die mit
drei Fenstern auf die Piazza Scossacavalh schaute (T. 191a,b).
Sie maß etwa 9,10 x 17,90 m und wurde ebenfalls durch
zwei Fensterreihen belichtet. Auch hier folgten ein zweiter
Saal - „salotto“ - (etwa 7,00 x 12,70 m), eine „capella“ und
dann in abnehmender Größe die Privatgemächer. Unab-
hängig von dem Appartement des Piano Nobile gab es noch
einen „Salone“, der in seinen gigantischen Ausmaßen von
63 Ehrle-Stevenson 1897, 17-34; Ehrle-Egger 1935, 69ff.
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ten Hof wurden die Gesandten in die mit weissen Säulen
ausgemalte „prima sala“ geleitet, in der die Tische für das
Bankett gedeckt waren, zweifellos die heutige Sala Regia.
In der angrenzenden „seconda sala“, wohl der heutigen
Sala del Concistoro, war die traditionelle Kredenz mit
dem kostbaren Geschirr und den Ziergefäßen aufgestellt.
Die folgende Sala del Mappamondo diente als „camera“,
als eigentliches Wohnzimmer des Kardinals. In einem be-
nachbarten Raum waren seine Bücher und seine Antiken-
sammlungen untergebracht.
Im Karneval 1513 fand in der Sala des Kardinals Serra die
Aufführung einer Komödie statt, während Raffael im
Januar 1519 die Bühne für Ariosts „Suppositi“ in einer
„anticamera“ des Kardinals Cibo einrichtete60. Nach der
Aufführung begaben sich die Gäste in die angrenzenden
Räume, wo die Tische zum Essen vorbereitet waren. Am
28. VIII. 1519 gab Agostino Chigi ein großes Gastmahl in
der „aula superiori domus“, der Sala delle Prospettive
der Farnesina, zu dem der Papst, elf Kardinäle und zahl-
reiche Würdenträger geladen waren. Chigis anschließende
Vermählung durch den Papst fand wohl ebenfalls in der
Sala statt.
Vermitteln also die schriftlichen Quellen ein Bild von der
Lage und von den Funktionen der Sala Grande, so seien nun
die Monumente selbst und die erhaltenen Entwurfszeich-
nungen nach ihrer Gestalt befragt.
Im 15. Jahrhundert hatte sich auch im Privatpalast ein
fester Typ der Sala Grande durchgesetzt. Gewöhnlich lag
sie im Piano Nobile des Fassadentraktes nahe der Treppen-
mündung, besaß regelmäßige Wandöffnungen, einen
Kamin, eine verzierte Holzdecke und darunter häufig einen
gemalten Fries oder ornamentalen Wandschmuck61.
Das monumentalste Beispiel hat sich in der Sala Regia
des Pal. Venezia erhalten. Mit Grundmaßen von etwa
13,80 x 34,40 m, einer Höhe von etwa 13,20 m und zwei
Reihen von je fünf Fenstern hat sie Ausmaße, die auf die
Würde des päpstlichen Bauherrn, Pauls II., abgestimmt
waren62. Eine ihrer vier Türen führte auf die obere Hof-
loggia in nächste Nähe der Treppenmündung, zwei andere
auf Verbindungskorridore, während die vierte zur „sala
seconda“ vermittelte. An die Stelle der Kapelle trat die
59 Sanuto, IV, 171 ff.
60 Luzio 1886, 550; Clementi 1939,1, 192f.; Golzio 1936, 93f.
61 Schiaparelli 1908, 134 ff.; so etwa auch die Sala Grande des Pal.
Medici-Riccardi (Bulst 1970, 378f., Abb. 4).
62 Magnuson 1958, 245 ff. Möglicherweise wurde die zweite Fenster-
reihe von Brunelleschis Pal. di Parte Guelfa angeregt, womit ein
weiteres Beispiel für die Entwicklung vom Öffentlichen zum Priva-
ten gegeben wäre.
Titelkirche, die mittels einer kleinen Wendeltreppe rasch er-
reichbar war. Vor den Fenstern dehnte sich, zumindest seit
dem 16. Jahrhundert, die Straße platzartig in die Breite.
Damit wurde die Sala Regia aber den Forderungen der
Theoretiker weitgehend gerecht.
Nicht nur in den Dimensionen, sondern auch in der
Abfolge Treppe - Sala Prima mit benachbarter Kapelle -
Sala Seconda - Privatappartement, wie sie der venezianische
Gesandte beschreibt, scheint der Pal. Venezia vom Vatikans-
palast beeinflußt zu sein. Dort verlief die Abfolge von den
offiziellen zu den privateren Räumen des Palastes auf ganz
ähnliche Weise: Scala Regia - Sala Regia - Kapellen - Sala
Ducale - Sala di Papagallo - Sala dei Pontefici - Apparta-
mento Borgia63.
Daß die Sala Regia des Pal. Venezia von der weiteren
Entwicklung des Privatpalastes jedoch nicht zu trennen ist,
beweist der um 1485 begonnene Pal. della Cancelleria des
Kardinals Raffaele Riario. Seine Sala Grande ist mit
15,80 x 26,90 m nur wenig kleiner, mit 12,40 m nur wenig
niedriger und wird ebenfalls durch zwei Reihen von je fünf
Fenstern belichtet (T. 163 a). Ihr Portal Hegt in der Achse
der oberen Loggia des Fassadentraktes gegenüber der
Treppenmündung. Nach der Aufnahme UA987 der San-
gaUowerkstatt besaß sie sogar zwei Fenster zur Kirche
S. Lorenzo in Damaso, die es dem Kardinal und seinem Ge-
folge ermöglichten, ungesehen der Messe beizuwohnen.
Eine Tür vermittelte zur Sala Seconda, vier weitere zu
kleineren Nebenräumen und einer Nebentreppe. Den obe-
ren Abschluß bildete eine prächtige Kassettendecke. All
dies entspricht so genau den Forderungen Corteses, daß wir
in der Sala Grande der Cancelleria eines seiner Vorbilder
vermuten dürfen. Die Sala Seconda der Cancelleria kam wie
im Pal. Venezia in ihrer doppelten Fensterreihe und in ihren
Dimensionen der Sala Prima nahe (T. 163 d). Wie dort
leiteten die anschließenden Räume des rechten Traktes zum
Privatappartement des Kardinals mit der „camera“, der
Privatkapelle und der „stufa“ über.
Wesentlich unorganischer war die Innendisposition von
Kardinal Domenico della Roveres Pal. dei Penitenzieri,
doch läßt sich auch hier das gleiche Prinzip beobachten:
Eine eigene Treppe verband den Hof mit der Sala, die mit
drei Fenstern auf die Piazza Scossacavalh schaute (T. 191a,b).
Sie maß etwa 9,10 x 17,90 m und wurde ebenfalls durch
zwei Fensterreihen belichtet. Auch hier folgten ein zweiter
Saal - „salotto“ - (etwa 7,00 x 12,70 m), eine „capella“ und
dann in abnehmender Größe die Privatgemächer. Unab-
hängig von dem Appartement des Piano Nobile gab es noch
einen „Salone“, der in seinen gigantischen Ausmaßen von
63 Ehrle-Stevenson 1897, 17-34; Ehrle-Egger 1935, 69ff.
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