III. PALAZZO BALDASSINI (PALMA)
rella bestimmt. Demgegenüber wird auf UA1298 das Turmge-
mach in den Garten einbezogen, so daß die Gartenfläche nahezu
verdoppelt und auf das Verhältnis von 1:2 gebracht ist. Die
zweite Treppe wird aus dem Durchgangstrakt in die Restfläche
des Turmgemaches verlegt. Schließlich wird auch der kleine
Raum rechts der Haupttreppe eliminiert, der Lichthof zwischen
Stall und Treppe geschlossen. In dem länglichen Turmraum und
damit auch in den Maßen des Gartens und seiner Loggia steht
UA 995 der Ausführung näher, in der Gestaltung der Durch-
gangspassage UA1295. Es ist daher müßig, die zeitliche Priori-
tät eines der beiden Entwürfe festlegen zu wollen.
Zwischen UA1298 und UA 995 einerseits und den endgültigen
Entwurf ist UA1000 v einzufügen (T. 50 b). Mit einer Pfeiler-
breite von 4 p. und einer lichten Arkaden weite von 11V2 p.
weicht die Grundrißskizze am rechten unteren Rand des Blat-
tes noch geringfügig von der Ausführung ab. Doch bereits die
korrigierte Summe der Arkadenweiten von 33 p. und der Por-
talentwurf der linken Blatthälfte mit seiner lichten Weite von
11p. entsprechen der Ausführung. Im Portalentwurf sind zwei
Alternativen gegenübergestellt: Die linke rechnet mit einer
Halbsäule ohne Piedestal von 3 p. Durchmesser und 21 p.
Höhe, die rechte mit einem Piedestal von 3 p. Höhe, einem
Durchmesser von 2^2 p- und einer Höhe von 18 p. Damit ord-
net sich aber die linke Alternative der Säulenloggia von UA 1298,
die rechte der Pfeilerloggia von UA 1000 v zu. Andere Ideen für
die Gestaltung des Portals auf UAlOOOv sind nicht über skiz-
zenhafte Überlegungen hinaus gediehen.
In der Ausführung hat Sangallo die Korrespondenz zwischen
Portal und Hofloggia, die auf UAlOOOv noch aufrecht erhalten
scheint, preisgegeben (T. 13d). Die Piedestale der Hofpilaster
wurden auf etwa 7 p. erhöht, so daß sich das Verhältnis der
Pilaster auf 1:6,4 verringerte. Da der Niveauunterschied zwi-
schen Straße und Schwelle nahezu 4 p. und der Niveauunter-
schied zwischen Schwelle und Innenhof nochmals 2 p. betrug,
hätte Sangallo den Piedestalen des Portals nunmehr eine Ge-
samthöhe von 13 p. geben und die gesamte Fensterzone der
Straßenfassade höher ziehen müssen. Stattdessen legte er das
Basisniveau der Portalsäulen um etwa 2 p. unter das Basisniveau
der Hofpilaster, so daß das Portalgebälk ebenfalls 2 p. unter dem
Hofgebälk ansetzt und endet. Die primäre Ursache für diese in
Sangallos Augen gewiß störende Diskrepanz zwischen Innen-
und Außenbau scheint demnach die Erhöhung der Hofpiede-
stale. Diese könnte ihrerseits auf den Wunsch nach optimaler
Belichtung des Kellergeschosses zurückgehen, da ja die Wirt-
schaftsräume im Souterrain untergebracht waren. Dennoch
scheinen die untersetzten Proportionen der dorischen Hoford-
nung charakteristisch für diese Stilstufe des Meisters. Hand in
Hand damit geht die Verdichtung des Wandreliefs, die Stärkung
der plastischen Werte gegenüber dem Raum. Beide Tendenzen
lassen sich in der Genesis von UA 1298 und UA 1000 v zum end-
gültigen Projekt verfolgen. Falls das Grundrißfragment UA 1100
tatsächlich für den Palast bestimmt war, so ergibt es doch kaum
Neues für den Planungsprozeß (T. 14d).
Als Baldassini 1525 starb, war der Palast gewiß längst vollendet.
Jedenfalls sind weder an der Fassade noch im Hof Zufügungen
späterer Epochen zu entdecken. Vor Ferrerios Grundrißauf-
nahme des Piano Nobile muß dann der Rückflügel ausgebaut
worden sein: An die Stelle des Gartens sind dort bereits Wohn-
räume getreten (T. 14a). An der Rückfront gegen Vicolo della
Vaccarella hat nur der Eckturm sein ursprüngliches Gesicht be-
wahrt. Im übrigen zerfällt sie in zwei nüchterne Fassaden ver-
schiedener Höhe, die wohl kaum vor dem Ende des 16. Jahr-
hunderts hochgeführt wurden. In der Ausstattung hat das
Barock mit Ausnahme des rückwärtigen Rustikaportals keine
Spuren hinterlassen. Die Entstellungen des 19. Jahrhunderts
wurden inzwischen weitgehend behoben und brauchen nicht im
einzelnen geschildert zu werden.
5. REKONSTRUKTION
Die Fassade ist in ihrem architektonischen Bestand völlig erhal-
ten (T. 10a, 12 a, b, 13c). Vasari zufolge war sie jedoch mit
„graffiti et storie“ von Polidoro und Maturino geschmückt,
deren Spuren noch im 19. Jahrhundert zu sehen waren. Im Hof
hatten die gleichen Künstler zwischen den neun Ädikulen der
geschlossenen Wände und dem Gebälk die Köpfe römischer
Kaiser gemalt. Es ist allerdings unwahrscheinlich, daß diese De-
korationen von Sangallo von vorneherein eingeplant waren.
Die P-estauration von 1951-56 konnte das Erdgeschoß mit Aus-
nahme des Rücktraktes wieder in seinem ursprünglichen Be-
stände herstellen. Der große Saal links des Andito mit seinen drei
Fenstern zur Straße, der kleinere Saal rechts des Andito mit sei-
nen zwei Fenstern und der kurze Eckraum entsprechen der Dis-
position von UA1298. Die hinter dem Eckraum angeordneten
Toiletten sind heute bis zur Außenflucht durchgezogen. Der
große Saal links besitzt wie auf der Münchner Aufnahme einen
mächtigen Kamin (T. 14e). Das Fenster, das UA1298 in seiner
linken Seitenwand vermerkt, fehlt in der Münchner Aufnahme,
taucht jedoch bei Ferrerio in der Sala Grande des Piano Nobile
wieder auf (T. 14a). Wie auf Nollis Romplan ragt auch heute der
Palast nur so weit über die Flucht des linken Nachbarhauses hin-
aus, daß die Eckrustika voll zur Geltung kommt (T. 200).
Auch die drei Räume des linken Seitentraktes entsprechen noch
der Disposition von UA1298. Den ehemaligen Zustand des
Lichthofes hinter der Treppe mit seiner Pferdetränke und den
Balustraden, die die Treppenpodeste vom niedrigeren Lichthof
trennen, hat Letarouilly festgehalten (T. 13c). Heute ist dieser
Hof gedeckt und durch einen Aufzug verstellt. Zwischen der
Treppe und der rechten Außenmauer läuft noch immer ein
schmaler Korridor von etwa 1 m Breite, der mit einer Tonne
gewölbt ist. AufUA 1298 ist sein vorderesDrittel offen - „aria“ -
und dient der Belichtung der Toilette und der Treppe. Heute
stellt er im Obergeschoß die Verbindung zwischen dem Fassa-
dentrakt und dem Rücktrakt her (T. 14a). Vom Rücktrakt sind
nur noch der tonnengewölbte Durchgang, die Wendeltreppe
und das groteskengeschmückte Turmgemach erhalten (T. 13c).
Dieses entspricht der Disposition von UA 995, so daß man auch
die Loggia, den Garten und den Marstall im Sinne von UA 995
ergänzen möchte. Anstelle der Loggia befindet sich heute eine
nur vom Vicolo della Vaccarella zugängliche Werkstatt mit Zwi-
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rella bestimmt. Demgegenüber wird auf UA1298 das Turmge-
mach in den Garten einbezogen, so daß die Gartenfläche nahezu
verdoppelt und auf das Verhältnis von 1:2 gebracht ist. Die
zweite Treppe wird aus dem Durchgangstrakt in die Restfläche
des Turmgemaches verlegt. Schließlich wird auch der kleine
Raum rechts der Haupttreppe eliminiert, der Lichthof zwischen
Stall und Treppe geschlossen. In dem länglichen Turmraum und
damit auch in den Maßen des Gartens und seiner Loggia steht
UA 995 der Ausführung näher, in der Gestaltung der Durch-
gangspassage UA1295. Es ist daher müßig, die zeitliche Priori-
tät eines der beiden Entwürfe festlegen zu wollen.
Zwischen UA1298 und UA 995 einerseits und den endgültigen
Entwurf ist UA1000 v einzufügen (T. 50 b). Mit einer Pfeiler-
breite von 4 p. und einer lichten Arkaden weite von 11V2 p.
weicht die Grundrißskizze am rechten unteren Rand des Blat-
tes noch geringfügig von der Ausführung ab. Doch bereits die
korrigierte Summe der Arkadenweiten von 33 p. und der Por-
talentwurf der linken Blatthälfte mit seiner lichten Weite von
11p. entsprechen der Ausführung. Im Portalentwurf sind zwei
Alternativen gegenübergestellt: Die linke rechnet mit einer
Halbsäule ohne Piedestal von 3 p. Durchmesser und 21 p.
Höhe, die rechte mit einem Piedestal von 3 p. Höhe, einem
Durchmesser von 2^2 p- und einer Höhe von 18 p. Damit ord-
net sich aber die linke Alternative der Säulenloggia von UA 1298,
die rechte der Pfeilerloggia von UA 1000 v zu. Andere Ideen für
die Gestaltung des Portals auf UAlOOOv sind nicht über skiz-
zenhafte Überlegungen hinaus gediehen.
In der Ausführung hat Sangallo die Korrespondenz zwischen
Portal und Hofloggia, die auf UAlOOOv noch aufrecht erhalten
scheint, preisgegeben (T. 13d). Die Piedestale der Hofpilaster
wurden auf etwa 7 p. erhöht, so daß sich das Verhältnis der
Pilaster auf 1:6,4 verringerte. Da der Niveauunterschied zwi-
schen Straße und Schwelle nahezu 4 p. und der Niveauunter-
schied zwischen Schwelle und Innenhof nochmals 2 p. betrug,
hätte Sangallo den Piedestalen des Portals nunmehr eine Ge-
samthöhe von 13 p. geben und die gesamte Fensterzone der
Straßenfassade höher ziehen müssen. Stattdessen legte er das
Basisniveau der Portalsäulen um etwa 2 p. unter das Basisniveau
der Hofpilaster, so daß das Portalgebälk ebenfalls 2 p. unter dem
Hofgebälk ansetzt und endet. Die primäre Ursache für diese in
Sangallos Augen gewiß störende Diskrepanz zwischen Innen-
und Außenbau scheint demnach die Erhöhung der Hofpiede-
stale. Diese könnte ihrerseits auf den Wunsch nach optimaler
Belichtung des Kellergeschosses zurückgehen, da ja die Wirt-
schaftsräume im Souterrain untergebracht waren. Dennoch
scheinen die untersetzten Proportionen der dorischen Hoford-
nung charakteristisch für diese Stilstufe des Meisters. Hand in
Hand damit geht die Verdichtung des Wandreliefs, die Stärkung
der plastischen Werte gegenüber dem Raum. Beide Tendenzen
lassen sich in der Genesis von UA 1298 und UA 1000 v zum end-
gültigen Projekt verfolgen. Falls das Grundrißfragment UA 1100
tatsächlich für den Palast bestimmt war, so ergibt es doch kaum
Neues für den Planungsprozeß (T. 14d).
Als Baldassini 1525 starb, war der Palast gewiß längst vollendet.
Jedenfalls sind weder an der Fassade noch im Hof Zufügungen
späterer Epochen zu entdecken. Vor Ferrerios Grundrißauf-
nahme des Piano Nobile muß dann der Rückflügel ausgebaut
worden sein: An die Stelle des Gartens sind dort bereits Wohn-
räume getreten (T. 14a). An der Rückfront gegen Vicolo della
Vaccarella hat nur der Eckturm sein ursprüngliches Gesicht be-
wahrt. Im übrigen zerfällt sie in zwei nüchterne Fassaden ver-
schiedener Höhe, die wohl kaum vor dem Ende des 16. Jahr-
hunderts hochgeführt wurden. In der Ausstattung hat das
Barock mit Ausnahme des rückwärtigen Rustikaportals keine
Spuren hinterlassen. Die Entstellungen des 19. Jahrhunderts
wurden inzwischen weitgehend behoben und brauchen nicht im
einzelnen geschildert zu werden.
5. REKONSTRUKTION
Die Fassade ist in ihrem architektonischen Bestand völlig erhal-
ten (T. 10a, 12 a, b, 13c). Vasari zufolge war sie jedoch mit
„graffiti et storie“ von Polidoro und Maturino geschmückt,
deren Spuren noch im 19. Jahrhundert zu sehen waren. Im Hof
hatten die gleichen Künstler zwischen den neun Ädikulen der
geschlossenen Wände und dem Gebälk die Köpfe römischer
Kaiser gemalt. Es ist allerdings unwahrscheinlich, daß diese De-
korationen von Sangallo von vorneherein eingeplant waren.
Die P-estauration von 1951-56 konnte das Erdgeschoß mit Aus-
nahme des Rücktraktes wieder in seinem ursprünglichen Be-
stände herstellen. Der große Saal links des Andito mit seinen drei
Fenstern zur Straße, der kleinere Saal rechts des Andito mit sei-
nen zwei Fenstern und der kurze Eckraum entsprechen der Dis-
position von UA1298. Die hinter dem Eckraum angeordneten
Toiletten sind heute bis zur Außenflucht durchgezogen. Der
große Saal links besitzt wie auf der Münchner Aufnahme einen
mächtigen Kamin (T. 14e). Das Fenster, das UA1298 in seiner
linken Seitenwand vermerkt, fehlt in der Münchner Aufnahme,
taucht jedoch bei Ferrerio in der Sala Grande des Piano Nobile
wieder auf (T. 14a). Wie auf Nollis Romplan ragt auch heute der
Palast nur so weit über die Flucht des linken Nachbarhauses hin-
aus, daß die Eckrustika voll zur Geltung kommt (T. 200).
Auch die drei Räume des linken Seitentraktes entsprechen noch
der Disposition von UA1298. Den ehemaligen Zustand des
Lichthofes hinter der Treppe mit seiner Pferdetränke und den
Balustraden, die die Treppenpodeste vom niedrigeren Lichthof
trennen, hat Letarouilly festgehalten (T. 13c). Heute ist dieser
Hof gedeckt und durch einen Aufzug verstellt. Zwischen der
Treppe und der rechten Außenmauer läuft noch immer ein
schmaler Korridor von etwa 1 m Breite, der mit einer Tonne
gewölbt ist. AufUA 1298 ist sein vorderesDrittel offen - „aria“ -
und dient der Belichtung der Toilette und der Treppe. Heute
stellt er im Obergeschoß die Verbindung zwischen dem Fassa-
dentrakt und dem Rücktrakt her (T. 14a). Vom Rücktrakt sind
nur noch der tonnengewölbte Durchgang, die Wendeltreppe
und das groteskengeschmückte Turmgemach erhalten (T. 13c).
Dieses entspricht der Disposition von UA 995, so daß man auch
die Loggia, den Garten und den Marstall im Sinne von UA 995
ergänzen möchte. Anstelle der Loggia befindet sich heute eine
nur vom Vicolo della Vaccarella zugängliche Werkstatt mit Zwi-
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