Der Rreuzweg.
„O ihr Alle, die ihr vorübergehet an dem Wege, habet Acht
und schauet, ob sei ein Schmerz, gleich meinem Schmerze."
Klagelied Ieremiä 1, 12.
Kreuzweg (via eruois, via äolorosa), in Jerusalem selbst der „hei-
lige Weg" (arabisch: llarat ei llaram) genannt, ist und heißt ursprünglich
die Wegstrecke, welche der Heiland an dem Leidensmorgen, mit dem Kreuze
beladen, durchschritten hat, ausgehend von dem Richthause des Pilatus bis
hin zur Stätte seines Todes auf Golgotha. Die Verehrung und fromme
Besuchung dieses Kreuzweges — (welcher die ergreifendsten Scenen jenes großen
Tages immer auf's Neue in das Gedächtniß zuerst der einstigen, noch un-
mittelbaren Augenzeugen zurückrief, dann aber eben durch deren Ueberlieferung
in der Erinnerung aller Gläubigen geheiligt ward) — geht mit ihren An-
fängen in Jerusalem bis an die Wiege des Christenthumes selbst zurück.
Beglaubigte Legende erzählt, daß die heilige Mutter des Herrn oft und oft
den Kreuzweg, welchen das Blut ihres gebenedeiten Sohnes bethaut hatte,
besucht habe; die Apostel aber nicht minder, wie die ersten Gläubigen zu
Jerusalem, ihr in solcher Verehrung der heiligen Leidensstätten (Stationen)
eifrig gefolgt seien. Jedoch auch außerhalb Jerusalems lehrte die dankbare
Liebe zu Jesus, Nachbilder seines Kreuzweges zu schassen, und in Gärten,
Fluren und über Hügel hin durch Denksteine oder Säulen mit Inschriften die
einzelnen Züge des Todesganges unsers Mittlers nach einander zu vergegen-
wärtigen. Da der Betende, welcher solchen Kreuzweg durchwandelte, bei
jeder einzelnen Gedenksäule mit seiner Betrachtung auch auf einem besonderen
Geheimnisse aus dem Leiden Ehristi verweilen sollte, so erschien dieselbe in
der That als Halt- oder Ruhepunct — als Station. — Solcher Stationen
zählte der Kreuzweg zu Jerusalem und sohin die älteste derartige Andachts-
1 *
„O ihr Alle, die ihr vorübergehet an dem Wege, habet Acht
und schauet, ob sei ein Schmerz, gleich meinem Schmerze."
Klagelied Ieremiä 1, 12.
Kreuzweg (via eruois, via äolorosa), in Jerusalem selbst der „hei-
lige Weg" (arabisch: llarat ei llaram) genannt, ist und heißt ursprünglich
die Wegstrecke, welche der Heiland an dem Leidensmorgen, mit dem Kreuze
beladen, durchschritten hat, ausgehend von dem Richthause des Pilatus bis
hin zur Stätte seines Todes auf Golgotha. Die Verehrung und fromme
Besuchung dieses Kreuzweges — (welcher die ergreifendsten Scenen jenes großen
Tages immer auf's Neue in das Gedächtniß zuerst der einstigen, noch un-
mittelbaren Augenzeugen zurückrief, dann aber eben durch deren Ueberlieferung
in der Erinnerung aller Gläubigen geheiligt ward) — geht mit ihren An-
fängen in Jerusalem bis an die Wiege des Christenthumes selbst zurück.
Beglaubigte Legende erzählt, daß die heilige Mutter des Herrn oft und oft
den Kreuzweg, welchen das Blut ihres gebenedeiten Sohnes bethaut hatte,
besucht habe; die Apostel aber nicht minder, wie die ersten Gläubigen zu
Jerusalem, ihr in solcher Verehrung der heiligen Leidensstätten (Stationen)
eifrig gefolgt seien. Jedoch auch außerhalb Jerusalems lehrte die dankbare
Liebe zu Jesus, Nachbilder seines Kreuzweges zu schassen, und in Gärten,
Fluren und über Hügel hin durch Denksteine oder Säulen mit Inschriften die
einzelnen Züge des Todesganges unsers Mittlers nach einander zu vergegen-
wärtigen. Da der Betende, welcher solchen Kreuzweg durchwandelte, bei
jeder einzelnen Gedenksäule mit seiner Betrachtung auch auf einem besonderen
Geheimnisse aus dem Leiden Ehristi verweilen sollte, so erschien dieselbe in
der That als Halt- oder Ruhepunct — als Station. — Solcher Stationen
zählte der Kreuzweg zu Jerusalem und sohin die älteste derartige Andachts-
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