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Fürbringer, Max
Beitrag zur Systematik und Genealogie der Reptilien — Jena, 1900

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.3469#0021
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gebenden Markstein für die Reptilien bildet und von der Mehrzahl
der Ordnungen derselben festgehalten wird. Jede durch Wanderung
der vorderen Extremität erzeugte Veränderung dieser Zahl ist sonach
als Differentialmerkmal von größerer diagnostischer Bedeutung zu
beurteilen. Ist einmal die typische Achtzahl überschritten und so-
zusagen eine größere Flüssigkeit in die caudalwärts gerichtete
Bewegung der vorderen Extremität und die successive Umbildung
von Thorakalwirbeln in Cervicalwirbel eingeleitet, so kommt es
gewöhnlich zu mehr oder minder weitgehenden Fortschritten in
dieser Verlängerung der Halswirbelsäule.

Die hier in Betracht kommenden Lacertilier werden durch
die 2 Gentes der Varanomorpha und der Dolichosauromorpha, die
erstere noch in lebenden, die letztere nur in ausgestorbenen
Formen vorhanden, gebildet.

1) Varanomorpha. Die Vertreter derselben bilden die V a -
ranidae, eine sehr eng geschlossene, streng genommen nur durch
eine Gattung (Varanus) repräsentierte altweltliche Familie terrestrer,
aber meistens wasserliebender, zum Teil recht großer Lacertilier,
welche mit verschiedenen Besonderheiten im Schädelbau, 9 Hals-
wirbeln, sehr schlanker Clavicula und außerordentlich gracilem
T-förmigen Episternum, glatter, tiefgespaltener und hinten mit
Scheide versehener Zunge (Thecaglossa), zahlreiche von den übrigen
kionokranen Lacertiliern abweichende Eigentümlichkeiten im
Muskelsystem, eine besondere Gestaltung der peritonealen Struk-
turen (Beddaed 1888), eine anderen Lacertilier überragende Aus-
bildung der Lunge (Milani 1894) etc. verbinden. Durch alle diese -
Charaktere bekunden die Varanidae ihre große Isolation von den
Lacertilia vera. Die namentlich von Wagler (1830), Dumeeil et
Bibron (1836) und Baue (1890) x) vertretenen Anknüpfungen an
die Helodermatidae sowie an die Anguidae gründen sich auf eine
zu geringe Anzahl von Uebereinstimmungen und halten gegenüber
der Fülle divergenter Merkmale nicht stand; man kann höchstens
annehmen, daß die Anguimorpha diejenigen Lacertilier bezeichnen,
deren Stamm in der Nähe der Wurzel der Varanomorpha sich
befand. Die graduelle Stellung der Varanidae ist im ganzen eine
hohe, was einzelne ziemlich tiefe Züge nicht ausschließt. Manches
tendiert in der Richtung nach den Crocodiliern zu; doch kann ich
Beddaed nicht folgen, der sie als eine den Lacertiliern und Rhyn-

1) Baur (1890, 1892) vereinigt bekanntlich Varanidae und
Mosasauridae zu den Varanoidea und diese mit den Helodermatoidea
zur Subordo Platynota (DumIskii. et Bibron).

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