Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
- 20 -

chocephaliern äquivalente Gruppe auffaßte und den Crocodiliern
näher brachte als den Lacertiliern. Ueber ihre Zugehörigkeit zu
den Lacertiliern besteht für mich kein Zweifel.

2) Dolichosauromorpha. Diese Gruppe (Ophiosauria
von Gorjanovic-Kramberger, 1892) wird von langgestreckten
(schlangenartigen) Lacertiliern mit verkleinerten Extremitäten ge-
bildet, welche in verschiedener Körpergröße die Kreide bewohnten.
Die älteren und primitiveren Vertreter derselben, die Aigialo-
sauridae aus der unteren Kreide, besitzen 9 — 10 Halswirbel
und Gliedmaßen, die auf terrestre Lebensweise schließen lassen;
bei den jüngeren und etwas höher entwickelten Dolichosau-
ridae aus der oberen Kreide mit 15—17 Halswirbeln zeigen die
Extremitäten vereinfachte Strukturen, die auf eine beginnende
resp. mehr und mehr sich ausbildende Anpassung an das Wasser-
leben schließen lassen. Die nahen Beziehungen der Aigialosau-
ridae zu den Varanidae werden durch sehr zahlreiche Merkmale
im Skelettbau gestützt, derart, daß gewisse Vertreter derselben
(Carsosaurus von Kornhuber 1893) von den genauesten Kennern
bald den Varanomorpha, bald den Dolichosauromorpha zugerechnet
werden. Die intimen Beziehungen der Dolichosauridae zu den
Aigialosauridae sind aber trotz der sehr verlängerten Halswirbel-
säule der ersteren einleuchtend. Boulenger (1891, 1893) hat
bekanntlich die Dolichosaurier auf Grund der einfachen, den Am-
phibien sich annähernden Struktur ihrer Extremitäten als sehr
primitive Formen, ja selbst als die Stammformen der anderen
Squamata (Pythonomorpha, Lacertilia, Rhiptoglossa, Ophidia) an-
gesprochen, ist aber bei Baur (1892) und Dollo (1892), welche
namentlich in der wirbelreichen Halswirbelsäule der Dolichosauria
kein primitives, sondern ein sekundäres Moment erblickten, auf
Widerstand gestoßen. Ich teile durchaus diese Bedenken und
Auffassungen der beiden letzteren Autoren. Wenn ich auch,
wie aus meinen früheren und auch aus dieser Veröffentlichung
zur Genüge erhellt, im allgemeinen der Ansicht bin, daß die Ex-
tremitäten bald caudalwärts, bald rostralwärts gehende Wanderungen
einschlagen können und daß in der Entwickelungsreihe der Tiere
die einmal eingeschlagenen Richtungen keineswegs unabänderlich
festgehalten werden, so besteht für mich im vorliegenden Falle
doch kein Zweifel, daß die verlängerte Halswirbelsäule der Dolicho-
sauridae nicht für die kürzere der Aigialosauridae und der anderen
Lacertilia den Ausgang giebt, sondern daß sie von der aus 9—10 Hals-
wirbeln bestehenden Halswirbelsäule aigialosaurierartiger Vor-
fahren und diese wieder von der oktospondylen Halswirbelsäule

614
 
Annotationen