Johann Michael Hungar. 35
einem gelaßenen und betrachtenden Geiſt zu Werke
re Natur zu thun iſt, ſo wird er ſolche finden.
Ich werde mich alſo bemuͤhen die Anlage und
Grundlinien dieſes Gemaͤhldes zu zeigen, und alsdann
den Leſer einen Blick auf das Ganze thun laſſen. Es
ſtellt das Martyrthum des H. Laurentius vor.
Die Figur des Heiligen, wo der Mahler ſein Haupt,
licht beſonders auf die Bruſt gepflanzet, und die das
Aug bey dem erſten Anblick auf ſich ziehet, iſt beſſer und
ich noch von keinem andern Kuͤnſtler geſehen habe.
Die Arme und Beine ſind mit Ketten an den Roſt
feſt geſchloßen, ohne daß die Figur einigen Zwang
leidet; der Maͤrtyrer hat die Haͤnde noch in etwas
frey, mit denen er eine Bewegung machet, die dem
nach dem Himmel ſchauenden gleichſam verklaͤrten
Angeſicht einen vortreflichen Anſtand giebet; die
Theile, die auf dem Roſt ligen, ſcheinen wuͤrk-
lich gebraten, und das Kohlfeuer zu brennen.
Die Wuth der Peiniger!, die ihn feſt machen,
ſernen Gabel den einen Fuß des Heiligen auf den Roſt;
einige tragen Kohlen zu, andre jiehen die Ketten feſt
womit er gefeßelt iſt. Im Vorgrund iſt einer kniend,
(*) Dieſe Vorſtellung iſt in ſchoͤnen Kupferſtichen heraus-
gekommen:
von Cornelius Cort, nach Titian.
von Lucas Vorſtermann, nach Aubens.
von Gerard Audran, nach le Sueur.
einem gelaßenen und betrachtenden Geiſt zu Werke
re Natur zu thun iſt, ſo wird er ſolche finden.
Ich werde mich alſo bemuͤhen die Anlage und
Grundlinien dieſes Gemaͤhldes zu zeigen, und alsdann
den Leſer einen Blick auf das Ganze thun laſſen. Es
ſtellt das Martyrthum des H. Laurentius vor.
Die Figur des Heiligen, wo der Mahler ſein Haupt,
licht beſonders auf die Bruſt gepflanzet, und die das
Aug bey dem erſten Anblick auf ſich ziehet, iſt beſſer und
ich noch von keinem andern Kuͤnſtler geſehen habe.
Die Arme und Beine ſind mit Ketten an den Roſt
feſt geſchloßen, ohne daß die Figur einigen Zwang
leidet; der Maͤrtyrer hat die Haͤnde noch in etwas
frey, mit denen er eine Bewegung machet, die dem
nach dem Himmel ſchauenden gleichſam verklaͤrten
Angeſicht einen vortreflichen Anſtand giebet; die
Theile, die auf dem Roſt ligen, ſcheinen wuͤrk-
lich gebraten, und das Kohlfeuer zu brennen.
Die Wuth der Peiniger!, die ihn feſt machen,
ſernen Gabel den einen Fuß des Heiligen auf den Roſt;
einige tragen Kohlen zu, andre jiehen die Ketten feſt
womit er gefeßelt iſt. Im Vorgrund iſt einer kniend,
(*) Dieſe Vorſtellung iſt in ſchoͤnen Kupferſtichen heraus-
gekommen:
von Cornelius Cort, nach Titian.
von Lucas Vorſtermann, nach Aubens.
von Gerard Audran, nach le Sueur.