Tizian. Z5
VI.
Wie Christus mit Dornen gekrönt wird.
Nach einem sehr berühmten Gemählde Tizians
ehmals in der Kirche zu St. Maria der Gnaden,
in May land. Christus sitzt auf einem Stein,
mit gebundenen Händen, von Kricgsknechten um-
geben, die sich mit wilden Gebehrden auf mannig-
faltige Art bemühen, ihm die Dornenkrone fest auf
das Haupt zu drängen; ihr heftiges gegenseitiges
Bestreben, und die wankende Wendung des Lei-
denden , zeigen, wie gewaltig er von allen Seiten
gestoßen werde. Heftiger Schmerz und äußerste
Mattigkeit, sind mit Zügen von großer Geduld,
merkbar in seinem Gesicht und in der ganzen Wen-
dung seines Körpers ausgedrückt. Die Kriegs-
knechte sind aus der verworfensten Menschenrasse
genommen, und als solche stark charakterisiert; die
Anordnung des Ganzen ist wählerisch schön, und
obwohl der Kupferstecher die Zeichnung nur flüch-
tig behandelt hat, so kann man dennoch darinn
den großen Styl, und den, dem Tizian eige-
nen Ton der Wahrheit nicht verkennen. Von
VI.
Wie Christus mit Dornen gekrönt wird.
Nach einem sehr berühmten Gemählde Tizians
ehmals in der Kirche zu St. Maria der Gnaden,
in May land. Christus sitzt auf einem Stein,
mit gebundenen Händen, von Kricgsknechten um-
geben, die sich mit wilden Gebehrden auf mannig-
faltige Art bemühen, ihm die Dornenkrone fest auf
das Haupt zu drängen; ihr heftiges gegenseitiges
Bestreben, und die wankende Wendung des Lei-
denden , zeigen, wie gewaltig er von allen Seiten
gestoßen werde. Heftiger Schmerz und äußerste
Mattigkeit, sind mit Zügen von großer Geduld,
merkbar in seinem Gesicht und in der ganzen Wen-
dung seines Körpers ausgedrückt. Die Kriegs-
knechte sind aus der verworfensten Menschenrasse
genommen, und als solche stark charakterisiert; die
Anordnung des Ganzen ist wählerisch schön, und
obwohl der Kupferstecher die Zeichnung nur flüch-
tig behandelt hat, so kann man dennoch darinn
den großen Styl, und den, dem Tizian eige-
nen Ton der Wahrheit nicht verkennen. Von