Der Kopf der niedersehenden Madonna hat viel
Ähnlichkeit mit der Jardiniere. In dem einen
Kopfe hinter dem demüthig sich neigenden Joseph
sieht ein junger Mensch, der wohl der junge Ra-
phael selbst seyn mochte, ähnlich dem Bildnisse in
P. Perugino's bekanntem Gemälde im Musee Na-
poleon Nro. 1167. Im Vorgrunde zerbricht Einer
einen Stab" (Unser Text spricht ausdrücklich von
mehrern). Dieß sehr schöne Bild, das die Regie-
rung vom Hause Sannazari gekauft haben soll,
wird so eben von Lunghi trefflich gezeichnet, und
soll bald gestochen werden". K. ei.
I. (3.) 8. 581.
S. 40. nach Brescia setze:
Verona.
Dort fand sich (1747.) noch (bey wem?) eine
Madonna von Raphael, die man für Geschmack
und Erhaltung für ein Wunder hielt, und welche
der Eigenthümer damals für den geringen Preiß
von ioo. Zecchini erlassen wollte. I^ett. pitt. IV.
94. Nicht ganz unwahrscheinlich mochte solches
diejenige Geburt Christi mit einer St. Anna seyn,
die sich einst im Hause des Grafen Canossa zu Verona
befand; ein großes vortreffliches Bild, welches Ra-
phael selbst einem dieser Grafen gefertigt hatte,
und wovon, so wie noch von einer gerühmten Au-
rora unsers Künstlers in dem nämlichen Kabinette
des Cav. Pozzo in s. Vltte 6e pittori Veronesl
(a. c. 282.) spricht; die aber, wie es scheint, schon
damals nicht mehr vorhanden war; so wie auch
Mariette (1758.) sich zu Verona vergebens dar-
nach erkundigt hatte. I-ett. plttor. V. 243—44.
Ebendas, nach Padua setze:
Venedig.
Von Ant. Mar. Zanerri kennt man verschie-
dene Blatter, nach Raphaelischen Handzeichnun-
gcn, alle oder doch meist in Helldunkel, in den I.
1740. 41. u. s. f. gefertigt; namentlich: Noah
opfert; die drey Engel bey Abraham; Loth geht
aus Sodom; Gott erscheint dem Isaak; Esau
kömmt von der Jagd; Jakob trifft Rahel beym
Brunnen; Durchgang der Kinder Israels durchs
rotbe Meer. Ob Zanetti diese Handzeichnungen
selbst besaß, ist uns unbekannt. In seinem Kabi-
net befand sich wenigstens schon 1726. eine Zeich-
nung von Sanzio (I.ett. pittor. II. 137.), deren
Gegenstand nicht gemeldet, dafür aber bemerkt
wird: Daß daraus erhelle, wie fleißig er den Frate,
kheils für Reinheit der Zeichnung, theils für Grazie
und Adel der Kleiderfalten (?) studirt habe.
In iZ88. schrieb, per. Bembo an einen A.
M. A. Anselmo zu Venedig: Er sey es zufrie-
den, daß man das Bild von Raphael mit den bey-
den Köpfen dem Beazzano gebe; aber man soll
diesen bitten, gute Sorge dafür zu tragen, damit
es keinen Schaden nehme. pitt. III. 176.
S. oben im Tert S. 48. die Notizz von einem Con-
versationsbilde mit zwey Köpfen im Pallaste Doria.
Ebendas, nach Mantua setze:
Piacenza.
In der dortigen Kirche St. Sisto soll sich noch
eine Copie der berühmten Madonna befinden, welche
seit 17Z3. den höchsten Schmuck der Dresdner-Gal-
lerie ausmacht, und eben daselbst einige treffliche
gewirkte Flandrische Tapeten (darunter eine die
Thaten Julius Casarsü nach R. Zeichnung. S.
Morgenstern'« Tageb. I. (3.) S. 632. und
Fiorillo Gesch. II. S. 359- Morgenstern
spricht noch von drey andern Cvpien, die er von
dem erstgenannten Bilde kenne.
S. 41. --Das berühmte Gemälde, Madonna
della Gatta genannt", (schreibt uns H. Meyer)
-- befand sich noch vor etwa 20. Jahren auf Capo
di Monte zu Neapel, schien aber, nach Geschmack
und Ausführung zu urtheilen, eher dem Julio
Romano, als Raphael zuzugehören."
Ebendas. Den. Johannes in der Wüste im Pa-
lazzo publico zu Bologna halten nunmehr Kenner
yr
für nichts weiter, als für gute Kopie. Auch nennt
z. B. die: O^eriTione — 6l 6olo§ns von I.
Eatti (LoloZna 803.) ihn nicht mehr. S. Mor-
genstern's Tageb. I. (3.) S. 714-
Ebendas. Zu den Raphaelisthen Gemälden im
Luccchesisthen mag denn doch wirklich eines gehö-
ren, von welchem in einer Schrift: Vm§§!o pltto-
rsseo äi klttore, die Rede ist,
das sich in einer Pfarrkirche nahe bey Lucca (Pieve
di Linari) befinden, wunderschön seyn, und eine
Madonna mit den HH. Anton, Bartholomä und
Vernardin von Siena darstellen soll. Marierre
schreibt (1758.) an Borrari, er soll sich darnach
erkundigen. I.ett. pitt. V. 265.
Ebendas. Auch H. Prof. Meyer zu Weimar
hält die H. Familie in der Tribuna zu Florenz
Nro. 2. nicht für eine zuverläßige Arbeit von Ra-
phael: „Zwar" (sagt er) --hat die Behandlung
etwas von seiner Art; aber sein Geist spricht nicht
aus dem Ganzen. Das Gesicht der Madonna hat
rundlichte Formen, und wenig von dem zarten hol-
den Reitz, der sonst seine H. Jungfrauen aus der
frühem Zeit so schön schmückt. Auch die Ruinen
im Hintergründe schienen mir nicht in R.Geschmacke
gedacht."
Von dem Bildniß Julius II. dann sagt er:
„Daß es ihm sehr vortrefflich geschienen, voll
Seele, fleißig und zugleich meisterhaft behandelt;
dabey fast von Titianischem Kolorite."
Von dem weiblichen Bildnisse (Nro. 4.) end-
lich: „Es soll eine Dame aus dem Hause Dom
darstellen" (f. oben im Text S. 7. die Notizzen
ans vasari und Bottari). „Ob es wirklich von
Raphael sey, wag' ich nicht zu entscheiden. Ueberaus
große Ruhe und Natürlichkeit herrscht im Gesicht
und der ganzen Stellung. Das Kolorit hat wenig
Blühendes, aber einen wahrhaften Ton. Die rechte
Hand mag für ein Meisterstück gelten. An der lin-
ken Wange, wie auch am Hals, bemerkt man aus-
gebesserte Beschädigungen; die Haare scheinen nach-
gedunkelt, und daher die Conture der rechten Seite
des Gesichts etwas hart geworden zu seyn."
S. 42. Richardson II. ioz. nennt Raphaels
selbst gemaltes Bildniß in der Gallerie zu Florenz,
wohl ohne genügsame Ueberlegung: „eines der dorti-
gen wenig bedeutendem, von der Hand großer
Meister." Es stelle übrigens einen sehr jungen
Menschen vor, der kaum 18. I. haben mochte.
H. Meyer zu Weimar glaubt, daß es schwerlich
von ihm selbst herrühre, und eher eine alte Copie
sey. Wo sich aber das Original befinden mag?
Noch führt der Winklersche Katalog Nro. 3774.
eine Madonna mit St. Joseph, die das Jesuskind
vor sich, und ihm ein Buch entgegen halte, als ein
ebenfalls in der Gallerie befindliches Bild an, welches
man Raphael zuschreibe, und das von Seb. n
Regibus (Ven62. 2pr. 6. Camoelo 1568.) ge-
stochen sey.
S. 42—45. Ueber das dort befindliche Verzeich-
niß der R- Handzeichnungen in der Gallerie zu Flo-
renz, bemerkt uns H. Meyer von Weimar: „Das-
selbe könnte noch ansehnlich vermehrt werden" (Und
von wem besser als von Ihm?). Ueber die Zeich-
nung (S. 42. Nro. 13.) der schwebenden weiblichen
Figur, mit der Maske in der Hand, fügt er noch
hinzu: „Die Rückseite derselben enthalte Studien
zu Händen und Füßen für Figuren aus der Schule
zu Athen — wahre Meisterstücke." Dann: „Der
Band CXVII. in erwähnter Aeichnungssammlung"
(wohl ohne ihres Gleichen) „enthält vielleicht unter
allen R. Zeichnungen, die sich zu Florenz befinden,
die allergeistreichste; nämlich den ersten Entwurf
zu der Predigt Pauli zu Athen, mit Rothstein sehr
leicht gefertigt, aber vortrefflich."
Perugia.
S. 45. Aus der Sakristey der Kirche S. Pietro
zu Perugia nennen Lalande und Volkmann III.
443. eine H. Familie/ welche unter die ersten Bll-
Ähnlichkeit mit der Jardiniere. In dem einen
Kopfe hinter dem demüthig sich neigenden Joseph
sieht ein junger Mensch, der wohl der junge Ra-
phael selbst seyn mochte, ähnlich dem Bildnisse in
P. Perugino's bekanntem Gemälde im Musee Na-
poleon Nro. 1167. Im Vorgrunde zerbricht Einer
einen Stab" (Unser Text spricht ausdrücklich von
mehrern). Dieß sehr schöne Bild, das die Regie-
rung vom Hause Sannazari gekauft haben soll,
wird so eben von Lunghi trefflich gezeichnet, und
soll bald gestochen werden". K. ei.
I. (3.) 8. 581.
S. 40. nach Brescia setze:
Verona.
Dort fand sich (1747.) noch (bey wem?) eine
Madonna von Raphael, die man für Geschmack
und Erhaltung für ein Wunder hielt, und welche
der Eigenthümer damals für den geringen Preiß
von ioo. Zecchini erlassen wollte. I^ett. pitt. IV.
94. Nicht ganz unwahrscheinlich mochte solches
diejenige Geburt Christi mit einer St. Anna seyn,
die sich einst im Hause des Grafen Canossa zu Verona
befand; ein großes vortreffliches Bild, welches Ra-
phael selbst einem dieser Grafen gefertigt hatte,
und wovon, so wie noch von einer gerühmten Au-
rora unsers Künstlers in dem nämlichen Kabinette
des Cav. Pozzo in s. Vltte 6e pittori Veronesl
(a. c. 282.) spricht; die aber, wie es scheint, schon
damals nicht mehr vorhanden war; so wie auch
Mariette (1758.) sich zu Verona vergebens dar-
nach erkundigt hatte. I-ett. plttor. V. 243—44.
Ebendas, nach Padua setze:
Venedig.
Von Ant. Mar. Zanerri kennt man verschie-
dene Blatter, nach Raphaelischen Handzeichnun-
gcn, alle oder doch meist in Helldunkel, in den I.
1740. 41. u. s. f. gefertigt; namentlich: Noah
opfert; die drey Engel bey Abraham; Loth geht
aus Sodom; Gott erscheint dem Isaak; Esau
kömmt von der Jagd; Jakob trifft Rahel beym
Brunnen; Durchgang der Kinder Israels durchs
rotbe Meer. Ob Zanetti diese Handzeichnungen
selbst besaß, ist uns unbekannt. In seinem Kabi-
net befand sich wenigstens schon 1726. eine Zeich-
nung von Sanzio (I.ett. pittor. II. 137.), deren
Gegenstand nicht gemeldet, dafür aber bemerkt
wird: Daß daraus erhelle, wie fleißig er den Frate,
kheils für Reinheit der Zeichnung, theils für Grazie
und Adel der Kleiderfalten (?) studirt habe.
In iZ88. schrieb, per. Bembo an einen A.
M. A. Anselmo zu Venedig: Er sey es zufrie-
den, daß man das Bild von Raphael mit den bey-
den Köpfen dem Beazzano gebe; aber man soll
diesen bitten, gute Sorge dafür zu tragen, damit
es keinen Schaden nehme. pitt. III. 176.
S. oben im Tert S. 48. die Notizz von einem Con-
versationsbilde mit zwey Köpfen im Pallaste Doria.
Ebendas, nach Mantua setze:
Piacenza.
In der dortigen Kirche St. Sisto soll sich noch
eine Copie der berühmten Madonna befinden, welche
seit 17Z3. den höchsten Schmuck der Dresdner-Gal-
lerie ausmacht, und eben daselbst einige treffliche
gewirkte Flandrische Tapeten (darunter eine die
Thaten Julius Casarsü nach R. Zeichnung. S.
Morgenstern'« Tageb. I. (3.) S. 632. und
Fiorillo Gesch. II. S. 359- Morgenstern
spricht noch von drey andern Cvpien, die er von
dem erstgenannten Bilde kenne.
S. 41. --Das berühmte Gemälde, Madonna
della Gatta genannt", (schreibt uns H. Meyer)
-- befand sich noch vor etwa 20. Jahren auf Capo
di Monte zu Neapel, schien aber, nach Geschmack
und Ausführung zu urtheilen, eher dem Julio
Romano, als Raphael zuzugehören."
Ebendas. Den. Johannes in der Wüste im Pa-
lazzo publico zu Bologna halten nunmehr Kenner
yr
für nichts weiter, als für gute Kopie. Auch nennt
z. B. die: O^eriTione — 6l 6olo§ns von I.
Eatti (LoloZna 803.) ihn nicht mehr. S. Mor-
genstern's Tageb. I. (3.) S. 714-
Ebendas. Zu den Raphaelisthen Gemälden im
Luccchesisthen mag denn doch wirklich eines gehö-
ren, von welchem in einer Schrift: Vm§§!o pltto-
rsseo äi klttore, die Rede ist,
das sich in einer Pfarrkirche nahe bey Lucca (Pieve
di Linari) befinden, wunderschön seyn, und eine
Madonna mit den HH. Anton, Bartholomä und
Vernardin von Siena darstellen soll. Marierre
schreibt (1758.) an Borrari, er soll sich darnach
erkundigen. I.ett. pitt. V. 265.
Ebendas. Auch H. Prof. Meyer zu Weimar
hält die H. Familie in der Tribuna zu Florenz
Nro. 2. nicht für eine zuverläßige Arbeit von Ra-
phael: „Zwar" (sagt er) --hat die Behandlung
etwas von seiner Art; aber sein Geist spricht nicht
aus dem Ganzen. Das Gesicht der Madonna hat
rundlichte Formen, und wenig von dem zarten hol-
den Reitz, der sonst seine H. Jungfrauen aus der
frühem Zeit so schön schmückt. Auch die Ruinen
im Hintergründe schienen mir nicht in R.Geschmacke
gedacht."
Von dem Bildniß Julius II. dann sagt er:
„Daß es ihm sehr vortrefflich geschienen, voll
Seele, fleißig und zugleich meisterhaft behandelt;
dabey fast von Titianischem Kolorite."
Von dem weiblichen Bildnisse (Nro. 4.) end-
lich: „Es soll eine Dame aus dem Hause Dom
darstellen" (f. oben im Text S. 7. die Notizzen
ans vasari und Bottari). „Ob es wirklich von
Raphael sey, wag' ich nicht zu entscheiden. Ueberaus
große Ruhe und Natürlichkeit herrscht im Gesicht
und der ganzen Stellung. Das Kolorit hat wenig
Blühendes, aber einen wahrhaften Ton. Die rechte
Hand mag für ein Meisterstück gelten. An der lin-
ken Wange, wie auch am Hals, bemerkt man aus-
gebesserte Beschädigungen; die Haare scheinen nach-
gedunkelt, und daher die Conture der rechten Seite
des Gesichts etwas hart geworden zu seyn."
S. 42. Richardson II. ioz. nennt Raphaels
selbst gemaltes Bildniß in der Gallerie zu Florenz,
wohl ohne genügsame Ueberlegung: „eines der dorti-
gen wenig bedeutendem, von der Hand großer
Meister." Es stelle übrigens einen sehr jungen
Menschen vor, der kaum 18. I. haben mochte.
H. Meyer zu Weimar glaubt, daß es schwerlich
von ihm selbst herrühre, und eher eine alte Copie
sey. Wo sich aber das Original befinden mag?
Noch führt der Winklersche Katalog Nro. 3774.
eine Madonna mit St. Joseph, die das Jesuskind
vor sich, und ihm ein Buch entgegen halte, als ein
ebenfalls in der Gallerie befindliches Bild an, welches
man Raphael zuschreibe, und das von Seb. n
Regibus (Ven62. 2pr. 6. Camoelo 1568.) ge-
stochen sey.
S. 42—45. Ueber das dort befindliche Verzeich-
niß der R- Handzeichnungen in der Gallerie zu Flo-
renz, bemerkt uns H. Meyer von Weimar: „Das-
selbe könnte noch ansehnlich vermehrt werden" (Und
von wem besser als von Ihm?). Ueber die Zeich-
nung (S. 42. Nro. 13.) der schwebenden weiblichen
Figur, mit der Maske in der Hand, fügt er noch
hinzu: „Die Rückseite derselben enthalte Studien
zu Händen und Füßen für Figuren aus der Schule
zu Athen — wahre Meisterstücke." Dann: „Der
Band CXVII. in erwähnter Aeichnungssammlung"
(wohl ohne ihres Gleichen) „enthält vielleicht unter
allen R. Zeichnungen, die sich zu Florenz befinden,
die allergeistreichste; nämlich den ersten Entwurf
zu der Predigt Pauli zu Athen, mit Rothstein sehr
leicht gefertigt, aber vortrefflich."
Perugia.
S. 45. Aus der Sakristey der Kirche S. Pietro
zu Perugia nennen Lalande und Volkmann III.
443. eine H. Familie/ welche unter die ersten Bll-