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Füssli, Johann Rudolf; Füssli, Johann Heinrich [Hrsg.]; Füssli, Johann Rudolf [Mitarb.]
Allgemeines Künstlerlexikon oder Kurze Nachricht von dem Leben und den Werken der Mahler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Kunstgießer, Stahlschneider ... (2,7, Anhang): welcher das Leben Raphael Sanzio's, und die Litteratur von dessen Werken in sich faßt — Zürich: Orell & Füßli, 1814

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https://doi.org/10.11588/diglit.59570#0098
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9o
seyii/ ob das Bild aus Altoviti Raphael selbst
darsielle, und setzt dann hinzu: „Warum beruft
man sich diesfalls nur auf vasari's zweydeutigen
Ausdruck, und sagt nicht lieber/ es habe unlaug-
bare Aehnlichkeit mit den unstreitigen Bildnissen
Raphaels in der Schule von Athen und im Par-
naße; aber eben da möchte die Vergleichung nicht
günstig ausfallen. Morghens Kupferstich dann
scheint mir im physiognvmischen Ansdrucke von dem
Urbild abzuweichen / und mehr als dasselbe von
Sanzio's eigentlichen Zügen zu haben; ob absicht-
lich oder zufällig/ ist ebenfalls schwer zu entscheiden.
Ueberhaupt möcht' ich / in Betreff dieses Bildnisses/
keinerlei) neue Meinung geltend machen/ sondern
begnüge mich / solches als eine der vorzüglichen Ar-
beiten des Künstlers zu schätzen und zu ehren."
Uns übrigens schien das Bild aus Altoviti (wenn
wir uns anders recht erinnern) besonders viel Aehn-
lichkeit mit dem in der Gallerie zu haben / welches
doch wohl eben so unstreitig/ als die Köpfe in der
Schule von Athen und im Parnaße/ den Unsrigen
darstellt. Wie es wohl kommen mag, daß diese
letzter» noch von keinem geschickten Stecher beson-
ders geliefert worden?
S. 22. Landon (Vie et Oeuvres äs A.) Will
wissen, daß in 1527. die Spanischen Soldaten in
den Logen ihre Feuer angezündet hatten, und diese
wunderschönen Kunstwerke schon dadurch merklichen
Schaden genommen hätten.
S. 23. Anmerk. 112. In unfern neuern Ta-
gen gab die Raphaelischen Logen, mit rjncm er-
klärenden Texte, wieder in 52. Quartblättern (wo-
von die dritte Liefernng in 1808. erschienen war)
David, Mitglied der Akademie der Malerei und
Sculptur zu Berlin, Assoeirter derjenigen der Wis-
senschaften und schönen Künste zu Rouen, gemein-
schaftlich mit einer Demoiselle Sibire, seiner Schü-
lerin; eine uns unbekannte Arbeit, wahrscheinlich
aber eine Copie von irgend einer der schon im Texte
genannten Sammlungen.
Ebendas. Das Breve, womit Leo X. Raphael
zum Oberaufseher (eigentlich der Baute von St.
Peter) mit Zoo. Scudi d'Orv Gehalt ernannte,
ist vom i. Aug. iZiz., und findet sich in den Epi-
steln des Kard. Bembo, der solches verfaßte, und
übersetzt in den I.ett. pikt. VI. ?. i4-"i5. »Wir
ermahnen Euch" (heißt es am Schlüsse) „daß Ihr
dieses Amt auf eine Weise besorgt, welche zeigt,
wie sehr Ihr Euch selbst und Euern guten Namen
zu schätzen wißt, wozu es sicher nöthig ist, einen
guten Grund von Jugend an zu legen" (Raphael
hatte denn damals doch schon seine 32. Jahre aus
sich), „und dadurch der Hoffnung zu entsprechen,
die Wir von Euch hegen, und eben so der Würde
und dem Ruf eines Tempels, den die ganze Welt
stets für den größten und heiligsten hielt, so wie
der Ehrfurcht, welche Ihr für den Fürsten der
Apostel tragt."
S. 24. „ In dem Bilde der Madonna zu Dres-
den" (sagt nunmehr die Frau von Stael46°) eben
so geheimniß- als geistreich) „herrscht eine Hoheit
und eine Reinheit, die das Ideal der Religion
und der innern Kraft der Seele ist. Die Vollkom-
menheit der Umrisse ist in demselben nur ein Sym-
bol (i)» Das lange Gewand, als Ausdruck ihrer
Schamhaftigkeit, leitet vollends unser Interesse auf
ihr Antlitz hin, und die Sprache ihrer Gesichtszüge,
noch bewundernswürdiger, als die Contoure dersel-
ben, möchte man eine höchste Schönheit nennen,
welche sich mitten durch die indische offenbart. Der
Christusknabe, den seine Mutter in ihren Armen
hält, hat höchstens zwey Jahre; aber der Künst-
ler wußte, in einem kaum gebildeten Gesichte, die
Mächtigkeit des göttlichen Wesens wunderbar aus-
zudrücken. Der Aufblick der beyden Engelchen un-
ten im Vorgrunde ist reitzend schön; nur die Un-

schuld eines solchen Alters kann zur Seite himmli-
scher Unbefangenheit uoch Reitze haben. Ihr Er-
staunen beym Anschau'n der strahlenden Jungfrau
ist mit demjenigen, welches Menschen empfinden
könnten, nicht zu vergleichen; sie beten die Gött-
liche zutrauensvoll an, weil sie in ihr die Bewoh-
nerin des Himmels erkennen, den auch sie so eben
verlassen haben."
S. 26. „Es scheint mir" (bemerkt uns so eben
ein Freund) „nicht richtig, was dort, nach einer
Anmerkung in der Sienenscr-Ausgabe des Vasarr
behauptet wird: Man erkenne in der Madonna
della Sedia Raphaels Beckerin. Allerdings kommt
diejenige Person, welche unter dem Namen Forna-
rina in Barberini hängt, in mehrern seiner Bilder
vor; aber es ist eine weit derbere vollere Gestalt,
mit minder zarten und anmuthigen Gesichtszügen,
als diejenige Person, die in jener Madonna, in
mehrern Figuren der Raphaelischen Musen im
Parnaß u. a. w. abgebildet seyn mag, und welche
mehr dem, ebenfalls Fornarina genannten, Bilde in
der Tribnna zu Florenz gleichen. Uebrigens bemer-
ken wir noch, daß freylich in Welschland eben Alles
k'ornÄl'InL (so Wie I^utsro oder Oalvino) heißen
muß." '
S. 27. Anmerk. 137. Irgendwo fanden wir
vor etwas Zeit angezeigt: „Kupferstichsammlung
nach Original-Gemälden von Raphael, welche im
Palais von Farnesina (sie!) zu Rom aufbewahrt
wurden, und jetzt nach Paris (?) geführt worden
sind; in VII. Blättern, ordin. Bogengröße Schrp.
ä 3. Rthlr. — Schweitzervel. ä 3. Rthlr. 12. Gr.
Bey Baße in Quedlinb." Schon diese Anzeige
berechtigt wohl nicht zu großen Erwartungen.
S. Zo. Anmerk. 152. „Dort" (schreibt uns
H. Meyer aus Weimar) „wird von einem Exem-
plare der Arazzi nach Raphael, in Mantua, ge-
sprochen. Ich habe in 179z. im dortigen Schlosse
noch 8—10. solcher Arazzi gesehen, nebst 2—3. an-
dern in gleicher Größe mit Leimfarbe auf Leinwand
(aber eben von keinem sonderlich geschickten Künstler)
dazu gemalten, womit man wahrscheinlich eben so
viele abhanden gekommene Stücke ersetzen wollte."
Ebendas. Anmerk. 157. Bottari fand selbst in
des übrigens trefflichen Dvrigny's Stiche der Car-
tons den Ausdruck der Köpfe nicht gut; weit besser
in dem, was (nebst Marc Antonio) Baoalvcchi,
Lanfranco (in den Loggien) und C. Maratti (im
Heliodor) nach Raphael geliefert haben.
S. 37. Anmerk. 189. Noch einen vierten Car-
ton des untern Theils der Verklärung, in Schwar-
zer Kreide, sah Richardson noch in einem Zimmer
des Vatikans. III. 477.
Ebendas, in derselben Anmerk, am Schluffe l.
Auch in dem Praunifchen Cabinette zu Nürnberg
befand sich einst (wo jetzt?) ein vorzügliches Ra-
phaelisches Studium für die Verklärung, welches
Prestel braun in Zeichnungs-Manier geliefert hak.
S. 40. Ob sich in der Ambrosianischen Bibliothek
zu Mailand je ein Carton von Constantins Schlacht
befunden habe, dürfte sehr zu bezweifeln seyn.
Ebendas. In einem Briefe von Seb. Resta an
Bettori heißt es: Von dem Raphaelischen Bilde
in der zweyten Sakristey von St. Celso zu Mai-
land befinde sich eine schöne Copie im Französischen
Pallaste zu Rom. Er, Resta, selbst dann besitze
eine alte, aber schlechte. I^ett. pitt. III. 327.
Ebendas. Auch Morgenstern (1809.) spricht
von dem im Text erwähnten Bilde in der neu an-
gelegten Gemäldesammlung alla Brera (oder, wie
es in unserm Texte heißt, agli Studi), und be-
schreibt es, wie folgt: »Ein Gemälde mittlerer
Größe, aus R. frühererZeit: Die Vermählung der
Maria mit Joseph; zwölf Figuren; im Hintergrund
der Tempel, und noch einige kleine Figuren. Da-
bey des Künstlers Namen: Knpb. Vrbüms 1324.

460) äs l'^Uslnazns. 1. III. x. ,17—18.
 
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