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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben: Ergänzungsheft — 2.1894(1895)

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Hölder, Hermann Friedrich: Untersuchungen über die Skelettfunde in den vorrömischen Hügelgräbern Württembergs und Hohenzollerns
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https://doi.org/10.11588/diglit.27235#0012
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trümmert sind, so. zusammengesetzt, dass ihre Form zu erkennen
war. Diese Arbeit erfordert aber ganz eingehende Kenntnisse in der
Knochenlehre (Osteologie) und viel Erfahrung in dem Geschäft. Trotz-
dem kommt es vor, dass selbst solche, welche für diese Aufgabe
nicht die mindeste Befähigung haben, sich ihr doch gewachsen
fühlen, d. h. den Fund vollends zerstören. Wenn sie die Schädel-
bruchstücke sorgfältig ausgraben und ungereinigt dem K. Naturalien-
kabinett oder mir mit der Bedingung zuschicken würden die Beste
nach deren Untersuchung ersterem zu übergeben, so wäre wenigstens
unersetzlichen wissenschaftlichen Verlusten vorgebeugt. Statt dessen
legen sie sich kleine Sammlungen an, ohne zu bedenken, dass dies
das sicherste Mittel ist, die Früchte ihrer Arbeit im Verlaufe der
Zeit dem Verderben zu weihen. Solche Privatsammlungen haben nur
ein Recht, wenn grosse Mittel, die nötige Zeit und Kenntnisse zu
Gebote stehen und Vorsorge getroffen wird, dass das Gesammelte
der öffentlichen Sammlung des .Landes erhalten bleibt. Dies gilt
aber nur für die Kulturreste, die Schädel bekommen erst einen
wissenschaftlichen Wert, wenn sie in grosser Zahl beisammen sind;
die Funde des ganzen Landes gehöreir bei uns also in das K. Natura-
lienkabinett.

Grosse Fehler werden bei der Aufgrabung der Hügel auch
dadurch gemacht, dass ein Teil der Untersucher nicht den entfern-
testen Begriff davon haben, welche wissenschaftlichen Aufgaben zu
erfüllen sind. Viele treiben eben Raubbau und wollen nach Art der
Schatzgräber nur etwas Kostbares, Seltenes finden. Dabei werden
dann die Skelettreste und namentlich die Schädel zerschlagen, weg-
geworfen oder wieder begraben und die Fundstücke aus den einzelnen
Gräbern, also vor allem die zu den einzelnen Skeletten gehörigen
Beigaben, nicht zusammengehalten, sondern aus den verschiedensten
Fundorten alle Gewandnadeln, Ringe, Waffen, Gefässe etc. zusammen-
gelegt, gerade wie von anderen Raritätensammlern auch, ohne zu
bedenken, dass eine unheilbare, der Verschleuderung und Zerstörung
nahekommende Verwirrung angerichtet wird.

Die folgende Uebersicht über die bis jetzt eröffneten vorrömi-
schen Grabhügel unseres Landes muss schon aus diesen Gründen
lückenhaft bleiben. Dazu kommt noch, dass viele durch die Kultur
ganz oder nahezu vollständig zerstört sind, ein nicht unbeträcht-
licher Teil der Funde mangelhaft untersucht, ungenau oder gar
nicht beschrieben oder nicht veröffentlicht wird; von vielen in den
Sammlungen liegenden Funden kennt man die Herkunft und die Be-
gräbnisweise nicht; wissenschaftlicher Anforderung entsprechende
Ausgrabungen und Untersuchungen sind überhaupt von wenigen
unternommen worden; es mag sich daher auch in vorliegender Arbeit
mancher Irrtum eingeschlichen haben, in Beziehung auf die Ein-
reihung der Funde in die verschiedenen Kulturstufen, immerhin ist
aber das Vorhandene hinreichend, um eine Reihe sicherer Schlüsse
daraus zu ziehen.

Sehr häufig wird nicht daran gedacht, dass ein Teil der Hügel
 
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