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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 11.1903

DOI Artikel:
Schliz, Alfred: Die alamannischen Grabfelder des Schwabenlands in ihrer Stellung zur germanischen Kunstübung des frühen Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.42295#0050
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erst im 7. Jahrhundert Horkheim, Pfahlheim, Göppingen, Balingen,
Oberflacht, Kirchheim a. N., Altenstadt, Kirchheim u. T., Hopfau,
Riedlingen, Hedingen, Kaiser-Augst.
Heilbronn I ist in Heft VII des Hist. Ver. Heilbronn ein-
gehend beschrieben: es ist das älteste der hier aufgeführten ala-
mannischen Grabfelder, und enthält außer 2 Speichenfibeln frühester
Form nur Beigaben römischer Form und Provenienz. Es ist in die
Reihe der von Lindenschmit , A. u. h. V. Bd. V, aufgeführten ger-
manischen Grabfunde der frühen Völkerwanderungszeit (Ende des
4. bis Ende des 5. Jahrhunderts) zu stellen.
Böckingen ist ebenfalls im HeilbronnerVereinsheft VII ein-
gehend beschrieben. Es ist an den Schluß des 5. Jahrhunderts zu
stellen, als der neue Stil schon voll in Aufnahme bei Alamannen,
wie Franken • gekommen war, aber noch alamannisch, da die spä-
teren fränkischen Besitzer für ihre Gräber (Plattengräber) einen an-
deren Bestattungsplatz anlegten. Von Interesse sind die zahlreichen
(14) Römermünzen aus der frühen und mittleren Kaiserzeit (Trajan 98
bis Philippus arabs 249), welche ziemlich genau die Zeit des Be-
stehens des Römerkastells Böckingen umfassen.
.Untertürkheim hat außer Spatha und Bronzearmring einen
schönen Glasbecher mit Standboden, Perlenhalsbänder aus Blauglas
und Kristall, eine kleine Speichenfibel aus Silber mit 3 Sprossen,
eine Rundfibel mit Farbglaszellen und eine Terra sigillata-Schale, lauter
frühe Dinge geliefert. Es ist bis jetzt Ende 500 zu setzen, soweit
die kleine Zahl der Gräber ergibt. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen,
daß noch weitere Gräber mit späteren Bestattungen vorhanden sind
oder waren.
Wal heim gehört zu dem um 500 verlassenen alamannischen
Landbesitz. Die Gräber haben 2 Speichenfibeln mit 3 Sprossen,
silber und vergoldet, eine S-Fibel, eine silberne Haarnadel mit Keil-
schnittverzierung der rechteckigen Kopfplatte und ein Perlenband
aus Glas- und Bernsteinperlen ergeben. Die Funde sind den Böckinger
Funden analog.
Nagold charakterisiert sich sofort durch die Gefäße von Heil-
bronn I, Schnabelkanne und eine schwarzgefirnißte Fußvase römischer
Form (Fig. 1 u. 3). Ihnen entsprechen 4 Speichenfibeln mit Keil-
schnittverzierung, 2 silbervergoldete Vogelfibeln, Perlen aus Glas und
Email, eine kleine Silberschnalle und eine römische Provinzialfibel.
Diese Bestattungen gehen nur bis um 500 n. Chr. Es ist anzu-
nehmen, daß bei der Uebergabe vorderrätischen Landes zur Besiede-
lung durch die Alamannen unter Theodorich auch eine Anzahl der
dichtgedrängten Sippensiedelungen im alamannischen Stammland ver-
lassen worden sind.
Dettingen bei Kirchheim u. T. zeigt ebenfalls in der Haupt-
sache frühen Charakter, in der Bewaffnung Axt und Spatha, doch
treten schon Saxe auf. Die 2 Speichenfibeln sind jedoch noch
von früher Form (s. Barbiere-Flavy LVII. 8) und die Perlen nur
Glas und Paste. Die Gefäße, eine Buckelurne und 2 Rundbauchurnen
 
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