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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 11.1903

DOI Artikel:
Schliz, Alfred: Die alamannischen Grabfelder des Schwabenlands in ihrer Stellung zur germanischen Kunstübung des frühen Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.42295#0060
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übel, das Auftreten großer Schnallen mit Zierbeschlägen und Gegen-
beschlägplatten, die entweder aus Bronze mit eingraviertem reichen
Eiemenwerk und Tierköpfen, oder aus Eisen mit großen, halbkugel-
förmigen Bronzenietköpfen verziert, oder reich mit Gold- und Silber-
fäden eingelegt, oder mit ausgeschnittenem Silberblech plattiert sind.
Durchbrochene und ziselierte Bronze, meist in Form von Tierbildern
monströser Art, dienen als Zierbeschläge und Zwischenstücke von
Gürtelketten. Ebenso reich mit eingestochenem Riemenwerk und
stilisierten Tierfiguren verziert sind Riemenzungen und die Beschläge
des Pferdegeschirrs. Die Frauen tragen prachtvolle Goldrundfibeln
mit Filigran und in Kasten aufgesetzten Steinen, die beinahe stets
nach geschmackvoll angeordnetem Muster zu einer Kreuzform sich
gruppieren. Andere Schmuckstücke sind reich mit Almandinen ein-
gelegt, wie die Spange von Altenstadt OA. Geislingen und die
Prachtfibeln von
Witt is 1 ing e n bei Lauingen, aus einem alemannischen Doppel-
grab, das eine große almandineingelegte Spangenfibel, Kettenpanzer,
tauschierte und plattierte Riemenzungen, ganz ähnlich den Reichen-
haller Stücken, ein Bronzebecken mit Stiel italischer Form, eine
reich mit Almandinen verzierte Goldscheibenfibel, Gürteltaschen-
scheibe mit Vogelkopfmotiven und Silberschnallen- und Zierbeschläge
mit Rankenwerk nach Art der Stücke von Keszthely enthielt. Ein
Goldblattkreuz mit eingepreßtem Flechtenband zeigt weiter die Be-
ziehungen zu der longobardischen Kultur, auf die auch die Aehn-
lichkeit der Buchstaben auf der Spangenfibel mit der Inschrift des
Longobardenkönigs Rothari (636—52) hinweist b Auch die würt-
t.embergischen Grabfelder dieser Zeit enthalten reichlich oberitalische
Importstücke. Die Gefäße treten zurück, nur ein typisches Stück
fränkischen Ursprungs tritt auf, der Henkeltopf mit röhrenförmigem
Ausguß. Eine besondere Stelle unter den württembergischen Grab-
feldern nimmt das von
Horkheim als rein fränkisches ein. Es ist eingehend in
Heft VII d. hist. V. Heilbronn beschrieben. Die Gefäße machen für
schwäbisches Inventar einen außerordentlich späten Eindruck. Unter
10 großen schweren Töpfen sind 5 doppelkonisch, 5 Henkeltöpfe
mit röhrenförmigem Ausguß, sämtlich hellgrau oder schwarzgrau,
nachlässig ornamentiert und grob ausgeführt. Dabei finden sich aber
3 große flache Spangenfibeln mit rechteckiger Kopfplatte mit ver-
schnörkeltem Flechtbandwerk nordischer Art, welche wir spätestens
in der Mitte des 7. Jahrhunderts setzen müßten. Dieses Zusammen-
treffen zeigt, daß der Henkeltopf mit röhrenförmigem Ausguß frän-
kischen Ursprungs und dort weit früher im Allgemeingebrauch war,
als bei den Alamannen. Eine schwere goldene mit Filigran und
großen Steinen, in der Mitte mit einer antiken Gemme ausgestattete
Scheibenfibel mit rund und eckig ausgebogten Rändern, aus dem
1 Dr. G. Hager, Die merowingischen Altertümer des bayrischen National-
museums.
 
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