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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 14.1906

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Hertlein, Friedrich: Ringwälle im Jagstkreis
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https://doi.org/10.11588/diglit.42297#0107
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101

Bei Umwandlung des Platzes zu einer Verschönerungsanlage fanden sich Hohl-
ziegel und Backsteine, keine Grundmauern (Mitteilung des Herrn Oberförsters
Paradeis). Man kann also nur an ein mittelalterliches Jagdhäuschen denken.
Der Degen (jetzt im Waldhäuschen oben), der hier neben Armbrustpfeilspitzen
und einem Türschloß gefunden wurde, scheint mir dem ausgehenden Mittelalter
oder schon dem 16. Jahrhundert anzugehören. Eine tönerne Wasserleitung führte
von einer kleinen Quelle in dem 10 Minuten östlich gelegenen Waldteil Schusters-
greut — seit neuer Zeit heißt die Parzelle Schloßbrunnen — an den nördlichen
Auswurfhügel des inneren Halsgrabens; einen Bauernhof hätte man an die Quelle
verlegt, das Jagdhäuschen erbaute man am schönsten Punkt.
Die Pfannenburg. 1 Stunde südlich von Crailsheim, zerfällt auch auf
dem Plan in Zitadelle und größere Vorburg,. In die Befestigung muß ein-
bezogen gewesen sein die schmale Höhe östlich vom Halsgraben; denn von dieser
aus beherrscht man die vom Auswurf des Grabens gebildeten eingeebneten Vor-
sprünge , die in den Fundber. a. a. 0. mit Recht als eine Art Basteien gefaßt
werden. Eine deutliche Grabenspur findet sich tatsächlich etwa 80 m östlich
vom Halsgraben da, wo die schmale Höhe in die breitere Fläche übergeht. Die
Vorburg war allseitig umschlossen; die auf dem Plan durch den Buchstaben f
von Pfannenburg gehende Waldparzellengrenze ist ein zur Burg gehöriger Wall
mit Graben, der südlich über den eingezeichneten Weg ein wenig vorspringt,
dann fast im rechten Winkel nach Osten abbiegt, längs jenes Wegs geht und
sich an die Zitadelle anschließt. Gegen Süden müßte der Berg unmittelbar von
diesem Weg an steil abfallend gezeichnet sein. Ebenso fällt vom Nordrand der
Vorburg an östlich von dem eingezeiclmeten zugehörigen Weg der Berg unmittel-
bar ab, während der westlichen Hälfte dieser Befestigungslinie ein etwas breiteres
Stück Hochebene vorliegt. Diese Nordbefestigung biegt an ihrem Westende etwas
ein, jede Spur einer weiteren Fortsetzung fehlt, so daß sie über den Umfang der
Vorburg zum Schutz der Nordwestecke hinausgestanden zu haben scheint.
Durchweg ist der Wall außen, der Graben innen. Daran wäre
nichts Besonderes, wenn der Wall, den wir uns wohl durch Holzeinlagen senk-
recht aufgebüscht zu denken haben, etwas unterhalb des Rands der Höhe ge-
führt wäre; die Krone des Walls ist aber noch jetzt so hoch wie jener Rand,
so daß wohl am Innenrand des Grabens eine Holzbefestigung anzunehmen ist.
Dieselbe Anlage unter gleichen Umständen findet sich übrigens auch an dem
ganz kleinen (0,3 ha) zweiteiligen Ringwall bei Stimpfach, das Alte Schloß oder
die Rappenburg genannt.
Die Zisterne in der Ecke zwischen Vorburg und Zitadelle ist umwallt;
man wird sie übrigens besser als Brunnenloch bezeichnen; auch im vorletzten
trockenen Sommer (1903) war immer noch Wasser darin zu finden.
Die zweite auf jenem Plan eingezeichnete Zisterne innerhalb des Vorraums
ist jedenfalls ein Loch ziemlich modernen Ursprungs; es war ein Bassin oder
eine Salzlecke; in dem feuchten eingeschwemmten Boden fand ich in 72 m Tiefe
einen Scherben, der kaum viel älter sein kann als 100 Jahre. Es sollen auf der
Pfannenburg nach der OA.-B. S. 325 Mauersteine und Ziegelstücke herumliegen;
ich habe solche fast nur unten an der Westseite der Zitadelle gefunden; die
mardellenähnliche Grube hier rührt wohl von einem kleinen Vorratsraum her,
der zum Teil in den Berg hineingebaut war, so daß außerdem ein Jagdpavillon
hier gestanden haben kann. Der Wald um das spätere Alexandersreut war
ein beliebter Jagdgrund, in dem z. B. 1730 Friedrich Wilhelm I. von Preußen mit
dem Kronprinzen jagte (OA.-B. S. 230). Es wird also wohl auch ein kleiner
Park dort gewesen sein.
d) Zerstreutes.
Der Ringwall von Wer deck OA. Gerabronn, über der Brettach gelegen,
hat in den Fundber. VIII, S. 26, eine Beschreibung gefunden. Die eingeebneten
Auswurfhügel an den Enden des äußeren Grabens sind dort als Merkmale für
den vorgeschichtlichen Ursprung der zur Hauptsache mittelalterlichen Burganlage
hervorgehoben. Jedoch könnten diese Merkmale keine Sicherheit geben: auch
bei der Ruine Seideneck über der Tauber z. B. findet sich auf der Nordostseite
 
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