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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

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Römische Zeit
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Knorr, Robert: Neue Sigillatafunde von Cannstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0056
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er ist dort nicht so vollständig. Das Motiv rechts von der Zwerg-
figur soll wohl einen Baum darstellen; dieses Motiv kenne ich sonst
nur von einem Scherben im Museum Augsburg. Die kleine Rosette
ist häufig auf Sigillaten des Janus, sie ist aber auch von Reginus ver-
wendet. Der unscheinbare, gestrichelte Streifen, der sich unten drei-
mal findet, soll Vegetation darstellen; ein ähnliches Motiv, aber?viel
feiner, haben die älteren Heiligenbergtöpfer. Auch die Westerndorf-
töpfer haben einen verwandten gestrichelten Streifen mit Mittelfurche1.
Dieser Umstand spricht mit anderen Anhaltspunkten dafür, daß
Westerndorf neben seinen schon längst bekannten Beziehungen zu
Rheinzabern auch zu Heiligenberg in zwar noch wenig geklärtem,
aber allem nach ziemlich nahen Verhältnis gestanden hat: vielleicht
sind einige der Westerndorftöpfereien von Heiligenberg aus gegründet
worden und bilden eine Abzweigung dieser wichtigen Töpferzentrale,
die ja auch die Fabriken von Trier und von Rheinzabern ganz un-
verkennbar beeinflußt hat. Allem Anschein nach stammt das Gefäß
Fig. 5 aus einer Fabrik in Heiligenberg; es wird noch in die erste Hälfte
des II. Jahrhunderts zu setzen sein.
Fig. 6. Teil einer Schüssel mit Stempel Bj.F.ATTONI rückläufig; vergl.
Taf. VI, 56. Bs ist ein Rheinzaberntöpfer, dessen Schüsseln weit nach
dem Osten gelangt sind'2. Der eigentümliche Eierstab kommt ebenso
bei den Töpfern Belsus und Fortunatas vor, die also wohl gleichzeitig
sind. Mitte des II. Jahrhunderts .
Fig. 7. Teile einer Schüssel, die ziemlich sicher aus Lezoux stammt. Die
beiden Kampfgockel (D. 1025) sind sehr hübsch, ebenso das eigen-
tümliche Ornamentmotiv mit der zierlichen Rosette in der Mitte.
Die Dekoration ist noch in zwei Zonen geteilt; demnach ist die Schüssel
wohl in den Anfang des II. Jahrhunderts zu setzen.
Fig. 8 und 9. Kleine Bruchstücke einer Schüssel in der Art des Satto.
Fig. 10. Das kleine Stückchen zeigt an der Stelle, an welcher der senk-
rechte Ferlstab auf den wagrechten stößt, das Monogramm des Doeccus
(DeciielETTE I, S. 269). Dieser Lezouxtöpfer hat in der ersten Hälfte
des II. Jahrhunderts gearbeitet. Gefäße dieses Töpfers sind schon
früher in Cannstatt gefunden worden3.
Fig. 11. Splitter einer Schüssel der Art des Satto.
Fig. 12. Eingekratztes M unten am Boden einer Terra sigillata-Reibschale.
Fig. 13. MARTI eingekratzt auf der Außenwand eines Bechers der Form
DraGd. 33.
Fig. 14. Teile einer zierlichen Schüssel; Lezouxfabrikat des ersten Drittels
des II. Jahrhunderts. Die Gladiatoren sind ähnlich (aber doch etwas
anders) wie der Kämpfer Dechel.ETTE 582 und 583. Die sitzende Figur
wie D. 555, doch fehlt bei DECIIELETTE der Stuhl. Zwischen den
nietopenartigen Figurenfeldern sind Streifen, die mit Trophäen (D. 1117)
gefüllt sind.
Tafel VI.
Töpferstempel.
(Abbildungen in natürlicher Größe.)
Fig. 1. ALBI[M auf Tellerbodenstiick der Form Dragendorff 31.;
gallischer Töpfer etwa der Zeit Domitians; seine Ware wird nur in
alteren Schienten gefunden. Dieser Töpfer war bisher in Cannstatt
nicht nachgewiesen.
Fig. 2. AJLBIM auf Tellerboden der Form 31. Vom gleichen Töpfer wie
der Teller mit dem Stempel Fig. 1.
1 Fundb. XIV, S. 81 und Taf. I, 6. — Terra sigillata-Gefäße von Rott-
weil S. 40, Taf. XVIII, 1.
2 Württ. Vierteljahrshefte XVII S. 464, Taf. II Fig. 2.
3. Terra sigillata-Gefäße von Cannstatt und Köngen S. 15, 16, 28,
Taf. IV und XV.
 
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