Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

DOI issue:
Römische Zeit
DOI article:
Goessler, Peter: Römische Gräber aus Jagsthausen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0075
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
69

zerbrochener Ring; im 4. 1 Sigillatateller mit Stempel. Scherben,
1 Lämpchen mit breiter Schnauze, Nägel und verrostetes Eisen1.
März 1909. Goe.
Jagsthausen. Vom Limes. Eine gelegentliche Nachunter-
suchung an einigen Turmstellen der Limesstrecke J agsthausen-Sindringen,
die früher der Anbauverhältnisse wegen nicht oder nur in beschränktem
Maße zugänglich waren, hat zwar nichts wesentlich Neues ergeben,
aber doch einige Besonderheiten aufs neue bestätigt, durch die sich der
Limesabschnitt zwischen Jagst und Ohrn auffallend von den nördlich
und südlich anschließenden Strecken unterscheidet. Es sind dies vor
allem die enge Anordnung der Wachtposten, wie sie
ähnlich bis jetzt noch nirgends am Limes beobachtet worden ist, und
die regelmäßige Stellung des Steinturmes un-
mittelbar hinter dem Wallgraben, genau in der Linie
des Walls, die an der geradlinigen Strecke sonst nur ganz vereinzelt
vorzukommen scheint.
Wachtposten No. 3 (nach der Zählung des Limesblattes Sp. 904)
im Roten Grund wurde genau an der Stelle, wo er früher auf Grund
von Mörtel- und Mauersteinfunden angenommen worden ist, in noch
beträchtlichen Resten nachgewiesen, nur 295 m von Wachtposten No. 4
entfernt. Seine Lage auf halber Höhe des Abhangs, etwa 25 m über
der Talsohle, mit beschränktem Gesichtsfeld, ist für seinen Zweck be-
zeichnend : er kann nur der Überwachung der allernächsten Umgebung
gedient haben. Das Fundament des Turmes ist bis auf die offenbar
bei Anlage des Grenzrains der Markungen J agsthausen-Stolzenhof ab-
gerissene Nordwestecke noch wohl erhalten und besteht, wie meistens,
aus zwei zusammen 25 cm hohen Rollschichten, über denen zwei lager-
hafte Schichten mit dem Hammer zugerichteter Muschelkalksteine
liegen. Die Süd- und die Ostseite zeigen sogar noch zwei Schichten des
außen und innen um 10—20 cm zurückgesetzten aufgehenden Mauer-
werks, dessen Abmessungen durchaus denen der übrigen Türme der
Strecke entsprechen. Im Innern des Turms stieß man etwa 20 cm unter
der Sockeloberkante auf den mit Brandschutt und Ziegelbrocken be-
deckten Lehmschlag des Bodens. Spuren eines Pfostenlochs wurden
an der Südostecke, wo darnach gesucht wurde, nicht bemerkt. Dagegen
wurde auf der Südseite das muldenförmige, etwa 30 cm tiefe Ent-
wässerungsgräbchen geschnitten, 1,25 m vom Turmfundament ent-
fernt. Bemerkenswerterweise war es hier wie bei den Wachtposten
No. 4 und 6 mit dem eingestürzten Turmmauerwerk gefüllt, ein Um-
stand, der doch wohl nur die eine Erklärung zuläßt, daß es zur Zeit,
da der Turm zusammenstürzte, noch offen lag, also niemals vom Wall
überdeckt war. Die genannten Türme müssen demnach in einer min-
destens 8 m breiten Lücke des Walls gestanden sein, während der Be-
fund an der erhaltenen Wallstrecke des Pfahldöbels es wahrscheinlich
machte, daß dort der Wall bis an die Turmmauer herangeführt war.
Der Wallgraben führte, noch 76 cm tief, 5,62 m vor der Front des
Wachtpostens vorüber, wie immer vor den Türmen dieser Strecke mit
einer Masse von Scherben und Brandschutt gefüllt.

1 Die Funde sind außer der Münze im Archiv in Jagsthausen.
 
Annotationen