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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

DOI Heft:
Alamannisch-Fränkische Zeit
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Goessler, Peter: Alamannische Grabfunde aus Obereßlingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0108
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mögen gehört haben 2 in Bronzeblech gefaßte gerundete Elfenbein-
stücke von ovalem Querschnitt (Abb. 12. 13), wie sie manchmal als-
Umfassungsringe von Zierscheiben neben bronzenen Reifen vorkommen;
das genannte Anhängeglied wäre dann durch den Ring gesteckt zu.
denken. — Endlich hat die Frau am Gürtel getragen 2 eiserne Messer,
trotz starker Zerstörung noch mit gut erhaltener Griffzunge (Abb. 14.15),
noch 11 und 14 cm lang; sie finden sich in dieser Zierlichkeit, die sie
von dem Hiebmesser der Männergräber, dem Sax, wohl unterscheidet,
häufig in Frauengräbern zusammen etwa mit Nadelbüchsen, Haar-
pinzetten, Ohrlöffeichen, Schlüsseln als Vertreter des täglich benützten
Haus- und Toilettengeräts. Einen bronzenen Anhängering, an der
Verschlußstelle aus gewundenem Draht bestehend, von 2,7 cm Licht-
weite, enthält unser Grab (Abb. 16). Ferner 6 Bronzeringe im einzelnen
unbekannter Bestimmung von verschiedener Weite und Stärke, von
1,1, 1,8, 2,5, 3,4, 3,5, 3,6 cm Lichtweite, 2 davon mit übereinander ge-
bogenen Enden (Abb. 17. 18. 19. 20. 21. 22.). Ein prächtig erhaltener
massiver Ring schmückte den Arm der Toten; an den zusammen-
stehenden, gerade abgekanteten Enden verdickt er sich und trägt je
4malige Riefelung (Abb. 23). 2 gleiche, zierliche Riemenzungen von
5,2 cm Länge mit eingeschnittenem Flechtornament (Abb. 24. 25),
sowie 2 gleiche Schnällchen mit Dorn samt Beschläg von je 3 cm Länge-
(Abb. 26. 27) mögen zur Fußbekleidung gehört haben als die Enden
der langen Schuhbänder, welche vom Knöchel aufwärts bis zum Knie
im Kreuz um das Bein gebunden wurden; als glänzender Abschluß-
der bunten Riemen oder Schnüre hingen sie nach außen hin herab,
eine Sitte freilich, die uns zunächst mehr von Männern als von Frauen
überliefert ist. Die 2 kleinen Schnällchen, wie man sie manchmal
direkt unter dem Knie findet, schlossen vielleicht ein querlaufendes
Strumpfband, das die geschürzten langen Schuhbänder festhielt. Die
Lederschuhe selbst waren wohl geschlossen mit den 2 reich mit tief-
graviertem Flechtwerk geschmückten Schnallen, mit Beschläg und
Gegenbeschläg; die eine ist ganz erhalten, 8% cm lang (Abb. 28), indes
von der anderen (Abb. 29) nur ein Beschlägstück noch vorhanden ist.
Der Dorn jener zeigt die der msrowingischen Kunst im Gegensatz zur
römischen eigentümliche Bildung, daß er sich zu einer breiten, auf
dem Beschläg aufliegenden Platte erweitert und infolgedessen keine
Rückwärts- oder Aufwärtsbewegung erlaubt, sondern nur die Abwärts-
drehung dem Schnallenring nach ermöglicht. Den Schluß bilden 2 un-
verzierte, an den Kanten abgeflachte, bronzene Riemenzungen, die
eine, stärkere, mit 2 Nietlöchern, in denen 1 Kopf erhalten ist, 7,3 cm
lang (Abb. 30), die andere mit 3 Nietköpfen, 7 cm lang (Abb. 31). Ihnen
vermag ich keinen sicheren Platz im ehemaligen Schmuck der Toten
anzuweisen.
So sind es im ganzen 30 Stücke des weiblichen Schmucks, die
geborgen wurden nämlich aus buntem Ton, Glas und Bernstein Perlen
in 2 Schnüre gefaßt und 1 blaue Glasperle aus Bronze: 1 Gürtelkette,
2 Zierscheiben, 1 Büchschen, 1 gedrehter Anhängering, 6 Ringe, 1 Arm-
ring, 1 vollständige Schnalle mit Beschläg und Gegenbeschläg, 1 Be-
 
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