Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Furtwängler, Adolf
Die antiken Gemmen: Geschichte der Steinschneidekunst im Klassischen Altertum (Band 2): Beschreibung und Erklärung der Tafeln — Leipzig und Berlin, 1900

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.824#0053
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
grossgriechischen Münzen, über die vgl. Meisterwerke
der griecli. Plastik S. 145—147. Masterpieces, Tafel
zu p. 106, No. 9—13. Der Ring ist wahrscheinlich
grossgriechische Arbeit der Epoche um 400 v. Chr.

41. Goldener Fingerring (Blassgold, kantiger
Reif] aus einem Grabe zu Polis tis Chrysoku (Marion)
aufCypern. Abg.Jonrn.hell.stud. XII, pl. 15; p. 321 ff.
(MüNEO). Erw. Arch. Anz. 1S92, S. 126, 86.

Athena {gegürteter ionischer Chiton ohn<_' Vgis,
Mantel um Unterkörper, Helm mit dreifachem Busch,
das Haar an den Seiten lose herabhängend) sitzt auf
der Erde, die Linke auf ihren Schild legend, auf der
Rechten ihre Eule haltend. Die Haltung hat etwas
Frisches und Derbes. Sie ist schräg von vorne dar-
gestellt, das linke Bein in starker Verkürzung. Bei-
schrift 'Ava^Xi];, ionisch nach Dialekt und Schrift (das
Ny ist noch schräg}; der Name bedeutet wahrscheinlich
den Besitzer. Material, Form, Stil und Inschrift lassen
eine ionische Arbeit der zweiten Hälfte des 5. Jahrb.
und zwar eher des Anfangs als des Endes der Periode
erkennen. (Mit dem Jahrhunderte späteren Ringe des
Herakleidas Taf. XXXIII, 15, mit dem MüNRO a.a.O.
diesen Ring zusammenbringen will, hat er natürlich
nicht das Geringste gemein; er ist in Material, Form,
Stil und Schrift total anders; die mit dem Ringe in
demselben Grabe gefundenen unbedeutenden Gegen-
stände lassen sich nach der Beschreibung a. a. O. nicht
sicher beurteilen; sie scheinen der Fpochc um 400
anzugehören; der Ring kann natürlich etwas älter sein.

42. Goldener Fingerring im Museum zu Boston.
Nereide (ionischer Chiton und Mantel) auf einem

Scepfcrd; unten Fische. Freier Stil des 5. Jahrb., dem
vorigen Stücke verwandt.

43. Goldener Fingerring im British Mus. (erw. 1865).
Aphrodite (Chiton, Mantel, Armbänder, Haar in

einfachen Knoten geschlungen) sitzt auf einem Stuhle
und halt dem kleinen Eros, der danach greift, eine
Taube hin. 4. Jahrh.

44. Goldener Fingerring aus Kertsch. British Mus.
— Abg. u. bespr. Bulletino Napoletano I, p. 120, tav. 7, 4.

Nike (halbnackt, Mantel um Unterkörper, Hals- und
Armbänder) im Begriffe, ein Tropaion zu errichten; sie
will einen Rundschild (mit verziertem Rand) an einen
Baumstamm (von dem unten ein Ölzweig entspriesst)
nageln; langer Nagel in der Linken, Hammer in der
Rechten. Rechts eine Inschrift, deren obere Zeile
sehr abgerieben und bisher noch nicht richtig ge-
lesen worden ist. Ich habe mit Sicherheit erkannt
IaIMENÜN
BA^IAEI 1
ßaoiXet. Der Ring ist also das Geschenk eines l'arn

an einen König. Stil und Schrift des 4. jahrh.; sehr
ähnlich erscheint Nike auf Münzen des Agathokles
(1 li \i>, guide pl. 35, 29). Vgl. meine Ausführungen im
Jahrb. d. Inst. [888, S. 205. — Ob der pas^eii;
Alexander und l'armenon — I'armenion ist?

45- Goldener Fingerring im British Mus.

Eros in Knabengestalt auf einem bekränzten Altäre
sitzend, eine Taube in der Hand.

46. Goldener Fingerring aus Grossgricchcnland;
früher BÖRGON; im British Museum.

Nike, ein Viergespann mit dem Kentron lenkend.
Die beiden äusseren Rosse im Profil, die beiden mittleren
schräg von vorn, wie auf den sizilischen Münzen zu
Ende des 5. Jahrh. (vgl. über das Aufkommen des Typus
Samml. SabourofF Text zu Taf. 26, S. 3). Der Ring-
schild ist etwas konvex.

47. Goldener Fingerring (kantiger Reif, gelbes
Gold) im British Mus.

Aphrodite steht entkleidet neben einer Säule, auf
der ihr Gewand liegt. Sic hält eine Taube auf ihrer
Rechten; Eros (weiblicher Haarschopf) reicht ihr einen
Kranz empor. Sie selbst ist bekränzt und hat Arm-
und Fussknöchelringe. Sie setzt die Linke in die Hüfte.
Lose Locken fallen auf die Brust. Sehr schöne Arbeit
des 4. Jahrh.; ein frühes Beispiel der ganz nackten Göttin.

48. Goldener Fingerring in Wien, Hofmuseum
(No. 154). Beistehend nach Zeichnung.

Aphrodite, den Mantel um den Lhiterkörpcr, stützt
den linken Ellenbogen auf eine ionische Säule und hält
mit der Rechten eine Taube an den Flügeln,
nach der Eros greift. Sie hat, was be-
sonders interessant ist, den Kalathos auf
dem Kopfe. Stil des 4. Jahrh. Ihr Motiv
ist gewiss von einer Statue entlehnt. Über
die Häufigkeit des Aufstiitzens des Ellen-
bogens auf die Säule vgl. Meisterwerke d. griech. PI.
S. 621 f; Masterpieces p. 380; es ist das Motiv, das
wahrscheinlich auch für die Venus von Milo anzu-
nehmen ist.

49. Karneol von einem goldenen Ringe, bei Katania
gefunden. Samml. ARTHUR J. Evans. Abg. u. bespr.
A. J. EVANS, Syracusan medallions and fcheir engravers
pl. 5, 5; p. nyt

Herakles (nackt, unbärtig, kurze Locken durch kleine
Buckeln wiedergegeben) in der Kniebeuge hockend (das
gebeugte rechte Knie berührt den Boden nicht, der
linke Fuss ist aufgesetzt) würgt den Löwen mit beiden
Händen. Feine Arbeit; vorzügliche Modellierung des
Körpers. — Die Gemme stimmt, wie Evans a. a. O.
zeigt, genau überein mit den syrakusanischen Gold-
münzen des Euainetos und des Kimon, nur mit ganz
 
Annotationen