BESCHREIBUNI
bezeugt ist. Auf der Schneide des Messers schwebt
der Balken der Waage, deren linke Schale er wieder
mit der Linken berührt, wie mich dies für Lysippos
Werk überliefert ist (durch Himerios, >,'i]> rt)v Xxiv
^xovt«). Auch dieser Stein gehört vorkaiserlicher
Zeit an wie der vorige.
51. Wiederholung des Bildes von 49, nach der
anderen Seile gewendet. Audi hier wird die Waage
statt von der Messerschneide von den Flügeln eines
Schmetterlings getragen Diese Veränderung der lysip-
pischen Komposition ist wohl eine Erfindung der
Gemmenschneider.
52. Nicolo in Berlin No. 8199. Abg. MÜLLER-
WlESELER, Denkm. II, 721. Gl KHAKI', ges. akad. Abb
Taf. 12, 11. Erwähnt Stephani, Cornpte rendu [863,
p. 76, A. 6 und 77, A. 6, wo aber falschlich angegeben
wird, der Stein sei Archaol. Ztg. 1858, Taf. 118. 7 ab-
gebildet; der dort wiedergegebene Stein ist ein anderes,
nur ähnliches Stück.
Ein gellügeUcr Dämon, als weichlicher Jüngling
gebildet, lehnt sicli auf einen Doppelthyrsos (oben und
unten Knauf) und blickt empor; Gewand über dem
linken Arme. Daneben eine Gans.
Es kommen auch Varianten dieser Figur vor; eine
ist abgebildet Archaol. Zeil». 185S. Taf. l iS. 7, wo, der
Abbildung nach, die allein mir bekannt ist. der Kopf
nicht emporgewendet und das Haar kurz ist; auch ist
der Stab nicht als Thyrsos bezeichnet. Vgl. ferner
Berlin No. 8200. 8201, wo die (laus weggelassen und
in die eine Hand ein Hecher gegeben ist; der Thyrsos
ist hier deutlich. Vgl. auch die Taste Berlin No. 3779,
wo vielleicht auch ein Thyrsos gemeint ist.
Die hier gegebene Gemme ist die sorgfaltigste. Sie
hat ein besonderes Interesse dadurch, dass sie in allem
Wesentlichen vollständig übereinstimmt mit einer gewöhn-
lich als Apollon erklärten Statue, die uns in mehreren
Marmorkopien erhalten ist und über die vgl, OVER-
BECK, Apollon S. 240T.; Amelunc, Führer durch die
Antiken in Florenz No. 96, S. 71. An diesen Marmor-
copien
lie I Ia
Sta
■ch
nverständlich geworden ist. Die Kopisten
haben dagegen, um eine Stütze im Marmor zu gewinnen,
den Mantel bis auf die Gans herabfallen lassen. Ferner
sind die -rossen Flügel weggelassen. Die Gemme hilft
nun zur richtigen Ergänzung der Statuen; allein ihre
Deutung bleibt zweifelhaft, Die -rossen Rückenflügel,
welche auf der Gemme erscheinen, zeigen, dass die Figur
keinen der grossen Götter, sondern einen Dämon gleich
Eros darstellt. Das Dithyrson als Stütze deutet auf
nahe Beziehung zum bakchischen kreis. Der Kopf,
im Marmor an einer Kopie erhalten, zeigt dem Apollo
ähnlichen Typus, begeisterten Auf blick »nid weiche
Schönheit. Die Gans unten (die in den Marmorkopien
besonders deutlich und mit einem Schwan gar nicht
zu verwechseln ist) muss Beziehung zu dem Wesen des
dargestellten Dämons haben; auch sie beschränkt den
Kreis der Möglichkeiten wesentlich. Apollinische Ge-
stalten werden durch sie ausgeschlossen; denn mit
Apollo hat nur der Schwan, nicht die Gans etwas zu
thnn. Dagegen linden wir die Gans in Beziehung mit
allen aphrodisischen und bakchischen Wesen, aufweichen
Kreis ja auch die übrigen Indizien weisen. Mau schrieb
der Gans bekanntlich einen ausserordentlichen Fort-
pflanzungstrieb zu. zugleich aber ein sittsames Wesen.
Wir linden sie bei Aphrodite, Dionysos, Eros und
Hermaphrodit; auch dem Priap ist sie heilig und heisst
„Priapi deliciae" bei l'etron; sie wird als Liebesgeschenk
zwischen Mannern und Jünglingen ausgetauscht; vgl.
die Nachweise bei Stephahi, Compte rendu 1863,
p. ]}U. - Die statuarischen Kopien lehren, dass ein
berühmtes Werk zu Grunde liegt. Der Stil weisl auf's
vierte Jahrhundert Unter den bei Plinius erwähnten
berühmten Werken ist eines, das, wie mir scheint, allen
Bedingungen entspricht: der „Pothos" den Skopas
für <\cn samothrakisclien Kultus machte. „(Scopas)
fecit Venerem et Pothon, qui Samothrace sanetissimis
cacrimomis coluntur", Plin. 36, 25. Dass dies keine
einfache Gruppe von Aphrodite und Eros war, hat man
längst erkannt1. Die Namen Aphrodite und Pothos
deuten nur an, welchen der gewöhnlichen griechischen
Gottheiten die grossen samothrakisclien Mysteriengötter
in dem Werke des Skopas assimiliert waren. Die
schwankende und vielseitige Natur dieser Gottheiten,
die sich erst verbreiteten, als die übrigen Götter in
Litteratur und Kunst langst ihre feste Persönlichkeit
erlangt hatten, brachte es mit sich, dass sie an ver-
schiedene von diesen angeknüpft wurden. Die Aphro-
dite isl in diesem Falle offenbar die weibliche Haupt-
göttin von Samothrakc, die sonst der Demeter, später
auch der Kybele gleichgesetzt wurde. Der Pothos ist
ihr Sohn, der jüngere Kabir, der Kadmüos, der sonst
gewöhnlich mit Hermes identifiziert ward, der aber
auch dem Dionysos gleichgesetzt vorkommt (schol.
Apoll. 1917, vgl. ROBERT-PREl 1 ER, gr. Myth 1, S52, 2).
Dies hilft den Thyrsos unseres Dämon.- verstehen: auch
bezeugt ist. Auf der Schneide des Messers schwebt
der Balken der Waage, deren linke Schale er wieder
mit der Linken berührt, wie mich dies für Lysippos
Werk überliefert ist (durch Himerios, >,'i]> rt)v Xxiv
^xovt«). Auch dieser Stein gehört vorkaiserlicher
Zeit an wie der vorige.
51. Wiederholung des Bildes von 49, nach der
anderen Seile gewendet. Audi hier wird die Waage
statt von der Messerschneide von den Flügeln eines
Schmetterlings getragen Diese Veränderung der lysip-
pischen Komposition ist wohl eine Erfindung der
Gemmenschneider.
52. Nicolo in Berlin No. 8199. Abg. MÜLLER-
WlESELER, Denkm. II, 721. Gl KHAKI', ges. akad. Abb
Taf. 12, 11. Erwähnt Stephani, Cornpte rendu [863,
p. 76, A. 6 und 77, A. 6, wo aber falschlich angegeben
wird, der Stein sei Archaol. Ztg. 1858, Taf. 118. 7 ab-
gebildet; der dort wiedergegebene Stein ist ein anderes,
nur ähnliches Stück.
Ein gellügeUcr Dämon, als weichlicher Jüngling
gebildet, lehnt sicli auf einen Doppelthyrsos (oben und
unten Knauf) und blickt empor; Gewand über dem
linken Arme. Daneben eine Gans.
Es kommen auch Varianten dieser Figur vor; eine
ist abgebildet Archaol. Zeil». 185S. Taf. l iS. 7, wo, der
Abbildung nach, die allein mir bekannt ist. der Kopf
nicht emporgewendet und das Haar kurz ist; auch ist
der Stab nicht als Thyrsos bezeichnet. Vgl. ferner
Berlin No. 8200. 8201, wo die (laus weggelassen und
in die eine Hand ein Hecher gegeben ist; der Thyrsos
ist hier deutlich. Vgl. auch die Taste Berlin No. 3779,
wo vielleicht auch ein Thyrsos gemeint ist.
Die hier gegebene Gemme ist die sorgfaltigste. Sie
hat ein besonderes Interesse dadurch, dass sie in allem
Wesentlichen vollständig übereinstimmt mit einer gewöhn-
lich als Apollon erklärten Statue, die uns in mehreren
Marmorkopien erhalten ist und über die vgl, OVER-
BECK, Apollon S. 240T.; Amelunc, Führer durch die
Antiken in Florenz No. 96, S. 71. An diesen Marmor-
copien
lie I Ia
Sta
■ch
nverständlich geworden ist. Die Kopisten
haben dagegen, um eine Stütze im Marmor zu gewinnen,
den Mantel bis auf die Gans herabfallen lassen. Ferner
sind die -rossen Flügel weggelassen. Die Gemme hilft
nun zur richtigen Ergänzung der Statuen; allein ihre
Deutung bleibt zweifelhaft, Die -rossen Rückenflügel,
welche auf der Gemme erscheinen, zeigen, dass die Figur
keinen der grossen Götter, sondern einen Dämon gleich
Eros darstellt. Das Dithyrson als Stütze deutet auf
nahe Beziehung zum bakchischen kreis. Der Kopf,
im Marmor an einer Kopie erhalten, zeigt dem Apollo
ähnlichen Typus, begeisterten Auf blick »nid weiche
Schönheit. Die Gans unten (die in den Marmorkopien
besonders deutlich und mit einem Schwan gar nicht
zu verwechseln ist) muss Beziehung zu dem Wesen des
dargestellten Dämons haben; auch sie beschränkt den
Kreis der Möglichkeiten wesentlich. Apollinische Ge-
stalten werden durch sie ausgeschlossen; denn mit
Apollo hat nur der Schwan, nicht die Gans etwas zu
thnn. Dagegen linden wir die Gans in Beziehung mit
allen aphrodisischen und bakchischen Wesen, aufweichen
Kreis ja auch die übrigen Indizien weisen. Mau schrieb
der Gans bekanntlich einen ausserordentlichen Fort-
pflanzungstrieb zu. zugleich aber ein sittsames Wesen.
Wir linden sie bei Aphrodite, Dionysos, Eros und
Hermaphrodit; auch dem Priap ist sie heilig und heisst
„Priapi deliciae" bei l'etron; sie wird als Liebesgeschenk
zwischen Mannern und Jünglingen ausgetauscht; vgl.
die Nachweise bei Stephahi, Compte rendu 1863,
p. ]}U. - Die statuarischen Kopien lehren, dass ein
berühmtes Werk zu Grunde liegt. Der Stil weisl auf's
vierte Jahrhundert Unter den bei Plinius erwähnten
berühmten Werken ist eines, das, wie mir scheint, allen
Bedingungen entspricht: der „Pothos" den Skopas
für <\cn samothrakisclien Kultus machte. „(Scopas)
fecit Venerem et Pothon, qui Samothrace sanetissimis
cacrimomis coluntur", Plin. 36, 25. Dass dies keine
einfache Gruppe von Aphrodite und Eros war, hat man
längst erkannt1. Die Namen Aphrodite und Pothos
deuten nur an, welchen der gewöhnlichen griechischen
Gottheiten die grossen samothrakisclien Mysteriengötter
in dem Werke des Skopas assimiliert waren. Die
schwankende und vielseitige Natur dieser Gottheiten,
die sich erst verbreiteten, als die übrigen Götter in
Litteratur und Kunst langst ihre feste Persönlichkeit
erlangt hatten, brachte es mit sich, dass sie an ver-
schiedene von diesen angeknüpft wurden. Die Aphro-
dite isl in diesem Falle offenbar die weibliche Haupt-
göttin von Samothrakc, die sonst der Demeter, später
auch der Kybele gleichgesetzt wurde. Der Pothos ist
ihr Sohn, der jüngere Kabir, der Kadmüos, der sonst
gewöhnlich mit Hermes identifiziert ward, der aber
auch dem Dionysos gleichgesetzt vorkommt (schol.
Apoll. 1917, vgl. ROBERT-PREl 1 ER, gr. Myth 1, S52, 2).
Dies hilft den Thyrsos unseres Dämon.- verstehen: auch