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63

TAFEL 71

HETÄREN UND MUSIKUNTERRICHT

ZWEI HYDRIEN IN MÜNCHEN UND BRÜSSEL

1. HYDRIA IN MÜNCHEN")

Das Schulterbild stellt zwei Hetären dar, die Kottabos spielen. Wir kennen
dies Spiel schon von Taf. 63 her; vgl. oben S. 16. Hier sind die Mädchen aber
nicht ganz nackt; der Unterkörper ist vom Mantel verhüllt. Sie lehnen sich gegen
bunt gewirkte Kissen; sie sind zum Symposion gelagert; doch ist das Polster,
auf dem sie liegen, hier nicht angedeutet. Die eine trägt eine Haube, die andere
ein breites langes Band im Haare. Beide halten mit dem Zeigefinger der rechten
Hand das tiefe Trinkgefäss zum Kottabos-Wurfe bereit; im nächsten Momente
werden sie die Neige des Bechers auf die Plästinx-Scheibe schleudern. Das Kottabos-
gerät selbst ist wie auf Taf. 63 und wie gewöhnlich auf den älteren Bildern nicht
dargestellt. Das eine Mädchen wendet sich im lebhaften Gespräche vor dem Wurfe
um zu der Freundin, die sich ruhig und gelassen benimmt. Von dem Munde der
ersteren, die sich umwendet, geht der Spruch ails öoi revoi E6&u|ii&ei, also öo't
■n\vb\ Eu&uui&m (sc. Xatdüöco).2) »Dir Euthymides schleudere ich diese Neige.«
Ganz ähnlich spricht jene Smikra des Euphronios tiv xdvoe Aatdööco AeaypE;
nur redet sie dorisch, in echtem Kottabosstil, während dies Mädchen attisch redet.
Links am Ende steht xaXot, einer der gewöhnlichen Schönheitsrufe, hier nur im
Plural.

») Aus Vnlci. 0. Jahn, Beschr. d. Vasensamml. in München, No. 6. Ganz schlechte, übrigens im
Gegensinne wiedergegebene Abbildung bei 0. Jahn, Kottabos auf Vasenbildern, Philologus Band 26 (1867),
Taf. II, S. 223; hiernach das Schulterbild bei Klein, Euphronios3, S. 110. Vgl. Brunn, Gesch. d. gr.
Künstler II, 687, und im Bull. d. Inst. 1859, 128. Klein, Meistersignat.*, S. 195, 5. J. P. Meier in Arch.
Ztg. 1884, S. 252. Hartwig, Mcisterschalen, S. 194, VIII. Hofpin, Euthymides, p. 16 fi. Walters,
anc. poltery I, 429, 2.

a) Die Inschrift wurde bisher nicht ganz richtig gelesen. 0. Jahn las zuerst (im Kataloge)
6öe, TTjv&S Eöftojj(6u; dann (im Pliilol.) toi ti^yos EoJrüutbei;; darin folgten ihm die anderen. Doch
Kretsekmtr-, d. griech. Vaseninschriften, S. 87, Anm. 3, bemerkte, dnss EüSvuibec; überhaupt keine grie-
chische Form ist; er las richtig EüSHuiion,! (Dativ); der letzte Buchstabe ist tatsächlich Jota nicht Sigma.
Es steht ferner aber am Anfang öoi, nicht toi, und iev&i nicht Tevbe; der Dialekt ist also gani attisch.

Furlwängler-Reichholii, Vasenmalerei, Seriell. 9
 
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