Marees und Cexanne*
von
OSKAR HAGEN
Die Stunde vor Sonnenaufgang ist immer trostlos, kalt, nüch-
tern. Doppelt, wenn das Frühlicht eine Weltwende bedeutet und
die Dämmerung den Raum ohne Götter und Herd; die Pause
zwischen Bankerott und neuem Hoffen. Doppelt will die Seele
dann Wärme. Hitziger denn je arbeitet das Hirn und sucht die
Rätsel des Künftigen zu raten. Am liebsten zerrissen die Un-
geduldigen den Vorhang im Osten und zerrten den jungen Tag
gewaltsam zu sieh herauf. Solche Stunden machen schöpferisch.
Der erste Stundenschlag vor solchem Frührot geschah um die
Mitte des vorigen Jahrhunderts. Und mit einemmal waren Seher
und Denker zahlreicher da als je, und mit der Arbeit wuchs
der Wille. Der Wille ging auf positive Leistungen aus. Die
Menschheit wurde schon längst nicht mehr satt von Redens-
arten. Sie brauchte die Wirklichkeit, die den neuen Ansprüchen
an aller Leute Kraft als einzige gesunde Kost taugte. Diese neue
Wirklichkeit wollte man entdecken.
Die Dinge freilich sind wie sie sind. Sie ändern sich weder,
noch können sie entdeckt werden. Und da die kosmische Welt
immer nur eine selbstgeschaffene Vorstellung der Menschheit
von Marees dürfte es interessieren, für das herrschende Interesse an dem Thema
einen Beweis zu erhaften. Das Kolleg war nicht „öffentlich", sondern wurde
als „Fachkolleg" privatim gehalten. Und dennoch hat die Zahl der Besucher fast
a5o betragen! Das ist rund der gesamten Frequenz der Universität während
6o
von
OSKAR HAGEN
Die Stunde vor Sonnenaufgang ist immer trostlos, kalt, nüch-
tern. Doppelt, wenn das Frühlicht eine Weltwende bedeutet und
die Dämmerung den Raum ohne Götter und Herd; die Pause
zwischen Bankerott und neuem Hoffen. Doppelt will die Seele
dann Wärme. Hitziger denn je arbeitet das Hirn und sucht die
Rätsel des Künftigen zu raten. Am liebsten zerrissen die Un-
geduldigen den Vorhang im Osten und zerrten den jungen Tag
gewaltsam zu sieh herauf. Solche Stunden machen schöpferisch.
Der erste Stundenschlag vor solchem Frührot geschah um die
Mitte des vorigen Jahrhunderts. Und mit einemmal waren Seher
und Denker zahlreicher da als je, und mit der Arbeit wuchs
der Wille. Der Wille ging auf positive Leistungen aus. Die
Menschheit wurde schon längst nicht mehr satt von Redens-
arten. Sie brauchte die Wirklichkeit, die den neuen Ansprüchen
an aller Leute Kraft als einzige gesunde Kost taugte. Diese neue
Wirklichkeit wollte man entdecken.
Die Dinge freilich sind wie sie sind. Sie ändern sich weder,
noch können sie entdeckt werden. Und da die kosmische Welt
immer nur eine selbstgeschaffene Vorstellung der Menschheit
von Marees dürfte es interessieren, für das herrschende Interesse an dem Thema
einen Beweis zu erhaften. Das Kolleg war nicht „öffentlich", sondern wurde
als „Fachkolleg" privatim gehalten. Und dennoch hat die Zahl der Besucher fast
a5o betragen! Das ist rund der gesamten Frequenz der Universität während
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