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Die Gartenkunst — 4.1902

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Olbrich, Stephan: Tilia tomentosa und Tilia alba spectabilis
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Olbrich, Stephan: Pyracantha coccinea Boem. var Lalandii Dipp. Orangenfrüchtiger Feuerdorn
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0040
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DIE GARTENKUNST

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Daher pafsl diese Sorte besonders für Alleen, wo es
mein' äuf eine breite als hoch werdende Krone an-
kommt und die Aussichten von den oberen Etagen
der Häuser nicht verdeckt werden sollen. Da dieser
Kall in Zürich wegen der prächtigen Aussicht auf See
und Gebirge sehr oft vorkommt, so ist auch diese Sorte
sehr beliebt und angepflanzt, mit Ausnahme an der
Bahnhofstrafse, welche Pflanzung älteren Dalums ist
und aus einem Gemisch von allerlei Sorten besteht,
wozu die ganz ungeeignete Tilia platyphyllos die Haupt-
zahl liefert.

Beide Sorten. Tilia tomentosa wie Tilia spectabilis,
halten ihre tief dunkelgrünen, untersei ts weifslichen
Blätter unverändert Iiis in den Spätherbst, auch bei
trockener Jahreszeit. Die so allgemein gelobte Tilia
euchlora, von welcher am Quai auch Alleen existieren,
hält im Alter nicht, was sie in der Jugend verspricht.
Einzelne Blätter werden schon im August gelb und
fallen nach und nach ab, wie bei Platanen, und Ende
September v. J. waren ihre Kronen schon halb ent-
blättert Auch die noch testsitzenden Blätter sind ziem-
lich fadenscheinig,

Ganz anders die zwei vorher erwähnten Sorten.
Sie strotzten noch Im vollen dunklen Blätterschmuck.
Selbst Tilia parvifolia ist jetzt noch schöner in Blättern
als Tilia euchlora, und hat sich diese Sorte hier wie
in Hasel sehr gul bewährt.

Tilia platyphyllos (Tilia europaea grandifolia) pafsl
für hiesige Verhältnisse gar nicht. Schon Ende Juli
sind deren Blätter von der roten Schimnielmilbe so
angegriffen, dafs die Bäume einen kläglichen herbst-
lichen Anblick gewähren. St. Olbrich, Zürich V.

Pyracantha coccinea Boem. var Lalandii hipp.
Orangenfrttehtiger Penerdorn.

(Mit Abbildung.I

Dieser immergrüne. 4 —5 m Höhe erreichende, sehr
dekorative Zierstrauch kommt in der mannigfachsten Tilia »Iba apectabUb «i« m jährig« Hann, in Zürich.
Verwendungsweise hier in Zürichs Gartenanlagen vor. Originalaufnahme für ,i>i.- öartpnknnst".
Wir sehen ihn als Einzelpflanze, pyramidal gezogen, die Bin- geübtes Auge die Masse Beeren aul dem Bilde erkennen,
gangsthüren an Yillengärten flankieren, oder frei im Käsen. Ks läfst sieh daher der grofse dekorative Wert dieses Zier-
oder breitgezogen die monotonen Kassaden der villenartigen gehölzes auch nur ahnen, aber in der Photographie nicht
Wohnhäuser bedeckend, oder den Hintergrund von Grotten wiedergeben.

oder Steinpartien einnehmend, oder auch zu Gruppen mit Um schon von Jugend an reich blühende und mit

anderen immergrünen Gehöhten vereint: stets werden wir Beeren voll besetzte Exemplare zu erhalten, ist es nötig,

diesen Zierstrauch liebgewinnen und einen ziemlichen Teil dafs sie aus Stecklingen herangezogen werden, welche

des Jahres uns an ihm erfreuen. Im Frühjahr sind es die auch von solchen Exemplaren entnommen sind. W iewohl

in Unmassen erscheinenden, die Zweige vollständig be- die Anzucht durch Samen viel schneller und einfacher vor

deckenden weifsen Blüten, welche sich von dem schwarz- sich geht, sollte diese Anzuchtsweise doch unterlassen

grünen Laubwerk sehr schön abheben und diesen folgen werden, denn wenig oder spät fruktiflzierende Nachkommen

schon VOnrJuH an und bis zum Beginn des Winters yer- sind die Folge, Die Stecklinge macht man Anfang Oktober

bleibenden leuchtend orangeroten Beerenbüschel, welche von den kleinen Seilenzweigen älterer Pflanzen und hält

erst recht einen bezaubernden Eindruck hervorrufen. Das sie in der kalten Vermehrung bei 8-12° K. Wärme. Bis

Bild (S. 3-2) zeigt uns einige solche Exemplare im vollen zum Frühjahr sind dieselben bewurzelt und werden dann

Beerenschmuck in einer immergrünen Gruppe in den Quai- einzeln In Töpfe gepflanzt, im kalten Kasten zum An-

anlagen Zürichs. Da die rote Farbe auf der Photographie wachsen gebracht und dann im freien auf Beete gestellt,

sowie die grünen Blätter schwarz werden, so kann nur ein nachdem sie nochmals in gröfsere Töpfe verpflanzt wurden.

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