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Die Gartenkunst — 8.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0215
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202

DIE GARTENKUNST

VIII, 10

erhoben hatte. Aber das soll uns nicht gereuen. Vielleicht liefe der gebend ist, dafs die Bedeutung der Mannheimer Ausstellung
Kampf und die erregte Stimmung der letzten Jahre das neue Talent voraussichtlich wieder auf dem Gebiete der Gartenkunst liegen
nicht reifen. Die Ruhe, die jetzt allmählich sich einstellt, wird wird und dafe die deutsche Gesellschaft für Gartenkunst dem
wohltuend wirken, und täuschen nicht alle Zeichen, so wird Rechnung tragen mufs. Man wird prüfen, ob der gekommen ist,
auch unserer Kunst, der schönen Gartenkunst, die Morgenröte der der Kunst der Gartengestaltung neue Wege zeigen will und
einer neuen Epoche leuchten, wo sie als eine wahrhaft freie kraft seines Genies zeigen kann und darf. War das, was Darmstadt
Kunst, frei von den Künsteleien und Handfertigkeitsarbeiten uns zeigte neue Kunst? Ist es Kunst gewesen oder Kunst-
sich entfalten und schöne Fruchte zeitigen kann. fertigkeit, ist es dekorative Kunst, Handwerks- oder freie
Dieser Tage sah ich ein noch unfertiges Werk der Garten- Kunst? Haben jene Männer, die die Träger der neuen Kunst
kunst, das mich ergriff wie nie ein Werk zuvor. Mir ging sind, ein Recht, uns neue Kunst zu predigen, oder läuft ihre
es wie dem Besucher einer Kunstausstellung, der die zahllosen Kunst auf Flächenteilung und Flächenmalerei hinaus?

Die Tendenz unserer Gesell-
schaft ist eine andere gewor-
den. Jedermann, der sich be-
fugt und befähigt hält, seine
Kunst zur Kritik zu geben,
kann seine Ansicht äufeern,
und ohne Voreingenommen-
heit wird der andere des
einen Kunst prüfen. Ist die
Zeitschrift der Ort, in stiller
ruhiger Form sich über die
Kunstanschauungen zu unter-
halten, so sind Ausstellungen
wie die, welche in Mannheim
vorbereitet wird, die Turnier-
plätze, auf denen die Kräfte
sich messen können. Auf
der dortigen Kunst- und
Gartenbauausstellung soll
dem Gartenkünstler ein brei-
ter Raum zur freien Betäti-
gung gegeben werden, so-
wohl denen, die berufsmäfsig
Gartenkunst üben, als auch
jenen, die aus den Maler-,
Bildhauer-, Architekten- und

Kunstschriftstellerkreisen
dem Garten und seiner Kunst
ihr Interesse und ihre Kraft
widmen. Darum wieder

Ausschmückung der Planausstellung der Gruppe Bayern auf der Bayrischen Landesausstellung Mannheim, darum nach ern-
in Nürnberg. Ausgeführt durch A. Buchner & Co., München sten Erwägungen die Ein-

stimmigkeit der Meinungen,

Gemälde an den Wänden betrachtet, das eine mit mehr die ehrenvoll für jedes Mitglied ist, weil sich darin der feste
Interesse als das andere, je nach seinem Wert, und der plötzlich Wille: der Kunst zu dienen, ausspricht.

von einer Skizze angezogen sich hineinversenkt in stummes Von solchem Geiste getragen waren auch die Vorträge

inniges Betrachten, bis die Gewalt der Kunst aus dieser Skizze von Hoemann-Düsseldorf und Heicke-Frankfurt am ersten
lebendiger als aus den tausenden Gemälden zu seiner Seele Versammlungstage. Hoemann hatte zum Thema gewählt:
spricht. Auch in vielen der tausenden von Gemälden steckt „Neuzeitliche Bestrebungen auf dem Gebiete der Garten-
Kunst, nicht nur Kunstfertigkeit, nicht nur Technik, aber aus gestaltung." Wer den Vortragenden kennt, erwartete das, was
dieser Skizze spricht mehr als alles das; das ist Herzblut, der Vortrag uns brachte. Eine geistvolle Kritik der Arbeiten
das ist die Idee, das ist das Genie, das ist was ergreift und der Künstler, die seit einigen Jahren an der Reformbewegung
das ist wahre Kunst. — Wieder eine Entgleisung vom auf dem Gebiete der Gartenbaukunst sich betätigt haben.
Thema, aber wenn das Herz voll ist. — — — Er betonte, dal's gegen Schablone- und handwerksmäfeige

Als nächster Ort der Tagung ist Mannheim gewählt! Nicht Behandlung der Gartenfrage der erste Streich von einem Nicht-
ledigiich der vorliegenden Einladung folgend, einigte man sich fachmann, Schultze-Naumburg, durch seine „Kulturarbeiten",
für Mannheim, sondern nach ernster langer Beratung, das „für" Band II, geführt ist, ihm folgten mit mehr oder minder er-
und „wider" nach allen Seiten hin beleuchtend. Schon einmal folgreichen Schriften Lichtwark, Muthesius, und als Fachmann
war Mannheim der Ort der Tagung, noch im vergangenen C. K. Schneider-Wien mit seiner in Fachkreisen Aufsehen
Jahre tagte in seiner Nachbarschaft, in Darmstadt, die Haupt- erregenden Schrift „Deutsche Gartengestaltung und Kunst".
Versammlung, ünd doch wieder Mannheim?! Auf praktischem Wege durch Vorführung von Gärten traten

Und doch wieder Mannheim! So einigte sich der Vorstand Behrens und Olbrich auf, denen andere folgten. In Ent-
und Ausschul's, so beschlofs die Hauptversammlung. Mafs- würfen bei Wettbewerben der letztenJahre fiel besonders Bauer-
 
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