Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 12.1910

DOI Artikel:
Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [2]: Florentiner Villen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0052
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II

DIE GARTENKUNST.

XII, 3

die in ihren Grundzügen
heute noch besteht, zurück-
geht, ist nicht zu ermitteln.
Sie ist gekennzeichnet da-
durch, daß der kleine Pa-
lazzo in der Tiefe liegt,
während der Garten nörd-
lich hinter ihm am Berg-
hang hinaufzieht, und sich
nicht auf der Hauptachse
des Palazzo, sondern in 5/«
von dessen Länge auf einer
Nebenachse aufbaut. Die
Folge ist, daß beide fast
getrennt erscheinen und der
Beschauer unwillkürlich auf
die Vermutung kommt, nur
einTeilstück eines größeren
Planes vor sich zu haben.

Durch Zufall fand ich
in diesen Tagen bei Va-
sari*), der das Leben fast
sämtlicher Renaissance-
künstler bis auf seine Tage
beschrieb, eine Beschrei-
Villa Reale di Castello (Florenz): Brunnenanlage von Tribolo. bung von Castello und der

Pläne Tribolos, die nur zum

den Steineichen eines Wäldchens und von Zypressen kleinen Teile ausgeführt sind. Danach wollte dieser
(Abb. Seite 43 unten). den Palast nach Osten verdoppeln, desgleichen den

Die untere Terrasse ist in ornamentale Beete auf- Garten und dadurch die Symmetrie und einen ein-
geteilt mit Blumen und kleineren Bäumen (Obst, Aka- heitlichen Aufbau von größter Wirkung herstellen,
zien, japanische Mispeln usw.). An ihrer Wand liegen Auch wollte er die in einem großen Halbrund auf
jetzt Gewächshäuser. Außerdem finden sich noch andere der Südfassade des Palazzo mündende Zufahrtsallee
kleinere reizende Terrassen und Gartenstücke. von Maulbeerbäumen auf 1Ys Meilen (!) verlängern,

Die ganze Villa ist ein typisches Beispiel aus der so daß sie bis zum Arno führte, rechts und links
ersten Zeit. Ihre Erbauer hatten noch keine Ahnung von begleitet von schönen kleinen Wasserläufen, in denen
den in solcher Aufgabe enthaltenen Möglichkeiten. Und das Wasser der zahlreichen Brunnen abfließen sollte,
durch das Zusammenfügen verschiedener Teile zu einer Zum ersten Male wollte man hier auch, wie oben
Gruppe, keiner architektonischen Einheit, erscheint sie angedeutet, Wasserkünste im größten Reichtum ver-
fast modern, malerisch. Aber wie bewußt ist hier auch wenden, aber noch nicht als zusammenhängendes Ganzes,
schon die schöne Lage ausgenutzt, welche Sicherheit Zu einer vorhandenen Wasserleitung wurde eine

zeigt sich im einzelnen, und mit welcher Selbstverständ- zweite angelegt, und da diese nicht genügte, baute
lichkeit hat man, vielleicht hier zum ersten Male, um Tribolo noch eine dritte größte. Aber unterdessen
eines Gartens willen gewaltige Terrassen errichtet! scheint der Herzog der Sache leid geworden zu sein.
Die Villa ist jetzt im Besitze von Miß Macalmont, Nicht nur die genannte Vergrößerung, sondern auch
welche ihr die beste Pflege angedeihen läßt. die zahlreichen, schon bestimmten, von Tribolo zu

Aus dieser Blütezeit der freien Stadt Florenz unter liefernden Statuen blieben unausgeführt. Nur zwei
der Leitung der großen Medicecr stammen viele Villen, prächtige Brunnen wurden vollendet und lassen heute
aber die wenigsten zeigen noch wesentliches von ihrer die Begabung dieses Künstlers erkennen. Einer von
ersten Gestalt. ihnen wurde später nach der nahen Villa La Petraia

Unter den Villen der späteren Zeit ist vielleicht —_ ^ , , . ,, „ • ,

,. ;.u ,. _ ,f „. , . „ *j G. Vasari: „Le vite de pin eccellenti pitton, scul-

dic älteste die von Castello. Em gewaltiger Fort- tQri ed architettori« Ausgabe von G. Milanese, Florenz 1881.

schritt trennt sie von den vorgenannten. Die zur ab- Rd. VI. S. 72 u. ft'.

soluten herzoglichen Macht gelangten Mediceer entfal- Pläne von: Castello bei H. J. Triggs: The art of

teten ein glänzendes Hofleben. Großartige Anlagen garden-design in Italy.

mußten dem dienen. Castello war die erste davon. . G!arTd|ni B°bAoli b,f T"B8S = The art o garden-

_ .. , . T,.. „ , * , • , ,, design in Italy und A. Holland Forbes: Architectural Oar-

Tnbolo, ein Bildhauer und Architekt, sollte sie aus- 0f jtajy

schmücken und vergrößern. Auf wen die alte Anlage, La Gamberaia bei Triggs.
 
Annotationen