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Die Gartenkunst — 14.1912

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Wettbewerb, betreffend die Anlage einer Ringpromenade in Hamm, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0201
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XIV, 13

DIE GARTENKUNST.

193

Wettbewerb, betreffend die Anlage einer Ringpromenade in Hamm.

(Schluß.)

Der Entwurf „Denkt an die Zukunft“ wurde mit
dem dritten Preise ausgezeichnet. Als Verfasser dieses
Entwurfs wurden festgestellt die Herren: Stadtbau-
meister Förster, Hamm, Gartenarchitekt Foeth,
Cöln, Architekt P. Recht, Cöln.

Der Erläuterungsbericht dieses Entwurfs führt etwa
nachstehendes aus:

Dem Programm entsprechend beginnt die Ring-
promenade am Westentor. Der Eingang zu derselben
wird zur Linken durch ein Standbild betont, welch
letzteres wiederum den Mittelpunkt zweier in Baum-
nischen mit Unterpflanzung von Rhododendrongebüsch
aufgestellten Skulpturen bildet. Die Strecke Westen-
tor—Südentor zeigt die Allee auf der Südseite, an die
sich weiter nach Süden ein sechs Meter breiter Fahr-
damm mit drei Meter breitem Bürgersteig anschließt.
Die Kreuzung mit der Goethestraße ist durch ent-
sprechende Bepflanzungsweise platzartig ausgebildet.
Die auf der Südseite der Strecke Westentor—Südentor
vorgesehene Bebauung ist als eine offene landhaus-
mäßige gedacht. Östlich der Goethestraßekreuzung
folgt die Allee der südlichen Begrenzung, während die
nördlich anschließende Rasenfläche als Spielwiese be-
nutzt werden soll. Den Abschluß derselben nach Osten
bildet ein kleiner Pavillon. Die Strecke Südentor—
„Deutsche Flotte“ wird nördlich von den 40 Meter
tiefen Grundstücken für offene Bauweise freigehalten.
Die Ringanlage dieser Strecke ist mit ihrer Fahrstraße
mit der Brückenstraße insofern in Verbindung ge-
bracht, als die Fahrstraße in gerader Linie in die
Brückenstraße einmündet. Letztere wird dann im Zuge
der alten Ahse auf die Heßlerstraße geführt. Nördlich
dieser Straßendurchführung gliedert sich die platzartige
Erweiterung der Ringanlage an. Einmal ist diese Er-
weiterung als Kinderspielplatz mit umschließenden
Lawntennisplätzen geplant. Sollte eine lohnendere
Ausnutzung des Grund und Bodens mehr Anklang
finden, könnte das Lawntennisgelände offen bebaut
werden. Nach Norden schließen sich dem genannten
Kinderspielplatz Wasserbecken mit Blumenbeeten an,
die östlich durch ein Pergola an der an dieser Stelle
segmentartig erweiterten Heßlerstraße ihren architek-
tonischen Abschluß finden. In der im Programm ge-
forderten Variante ist dieser Platz geschlossen gehalten
und nicht aufgeteilt. Auf der parallel zum Ostenwall
laufenden Strecke ist bis zur Kreuzung der Oststraße
eine östliche und westliche Promenade mit zwischen-
liegenden Rasenstreifen angelegt. Jenseits der Ost-
straße wird der südlich vom Kleinen Exerzierplatz ge-
legene Platz in die Anlage hineingezogen und die
Promenade bis zum alten Lippebett weitergeführt. Die
Fläche des alten Lippebettes wird in der Mitte durch

eine Pergolenstellung mit beiderseitig angegliederten
Wetterhäuschen in zwei annähernd gleich lange Teile
zerlegt. Der östliche bildet eine große Rasen-, der
westliche eine große Wasserfläche. Die östliche Be-
grenzung der Rasenfläche bildet eine Platzanlage,
während die Teichfläche ihren westlichen Abschluß
durch einen Saalbau mit Restaurationsräumen und in
den Teich abfallenden Terrassen findet. In westlicher
bzw. südlicher Verlängerung wird der Ring durch
Straßen mit Grünstreifen geschlossen.

Die öffentlichen Bauten
sind wie folgt verteilt:

1. Das am Westentor belegene Landratsamt ver-
bleibt an dieser Stelle und wird umgebaut. In öst-
licher Richtung folgt das städtische Untersuchungsamt
an der Kreuzung der Anlage mit der Goethestraße.
Die Durchführung der Oststraße durch die Promenade
wird durch den Neubau des Museumsgebäudes archi-
tektonisch hervorgehoben. Weiter folgt das Ver-
waltungsgebäude der Kanalbauverwaltung. Dasselbe
soll mit seiner Hauptachse in die Mittellinie der Kanal-
schleuse gestellt werden und vor seiner Hauptfront
einen Schmuckplatz erhalten. Am Nordentor beendet
der Saalbau die eigentliche Ringanlage. Im Zuge der
neuen Verkehrsstraße nach Westen im alten Ahsebett
ist das Amtsgericht zu errichten. Die im Programm
gewünschte Unterbringung der höheren Schule an der
Ringanlage konnte nicht für zweckmäßig erachtet
werden, weil der Bauplatz sich im Preise viel zu hoch
stellen würde und die Schulbezirkseinteilung darauf
hinweist, das Gebäude nach dem westlichen Stadtteil
zu verlegen. Auch könnten sich die Bewohner dieses
Stadtteils mit Recht benachteiligt fühlen, wenn der
Osten eine Anhäufung von öffentlichen Gebäuden er-
fährt, während der Westen leer ausgeht. Ferner wäre
in städtebaulicher Hinsicht eine Verlegung nach dem
Westen dringend erwünscht, um Mittelpunkte für private
Bauten zu schaffen.

2. Als Erweiterung des Programms gilt die Er-
richtung des Untersuchungsamtes, da in absehbarer
Zeit der Neubau fällig wird. Wie schon vorher er-
wähnt, muß der Ankauf der Mühle an der Oststraße
am Eingang der Ostenallee unbedingt zustande kommen,
sollte die ganze Anlage an einem der Hauptpunkte
der Promenade nicht verunstaltet werden. Ein Museum
mit vorgelagerter erhöhter Platzgestaltung würde das
Bild ungleich schöner gestalten als die verräucherte
in die Bauflucht vorspringende Mühle mit ihrem aus-
gedehnten Lastenverkehr. Der Grundriß des Museums ist
so entworfen, daß eine turmartige Ausbildung mit ihrer
Mittellinie mit der Achse der Oststraße zusammenfällt.
 
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