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Die Gartenkunst — 14.1912

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Alpengärten
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Für die Praxis
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Zur Tagesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0225
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218

DIE GARTENKUNST.

XIV, 14

Spanische Weißtanne Abies Pinsapo.

masia führt. Er ist auf einem Boden von Kalksteinen
errichtet, gegen Winde trefflich geschützt und vor-
züglich gewettert. Auf diesem günstigen Fleck ge-
deihen eine Reihe seltener Alpenpflanzen, die sonst
nur schwer fortkommen. Einer der schönsten Alpen-
gärten findet sich auf den Rochers de Naiye und heißt
Rambertia. Er liegt 2045 Meter hoch und umfaßt
eine Fläche von fast sechs Hektar. Man findet hier
weite Wiesenabhänge, dem Wind ausgesetzte Gipfel,
Felsformationen aller Art und sogar eine Kaverne, so
daß alle die besonderen Bedingungen für das Gedeihen
der Alpenpflanzen gegeben sind. Noch größer ist der
1902 errichtete Alpengarten von Aiguul in den Se-
vennen, der sieben Hektar umfaßt. Gegen 6000 junge
Bäume sind hier gepflanzt, die zu 150 verschiedenen
Arten gehören. Der schönste aller Alpengärten ist
der von Samoens, der eine Million Frank gekostet
hat, zehntausend verschiedene Pflanzenarten umfaßt,
und an dessen Errichtung 250 Arbeiter drei Jahre
lang tätig gewesen sind.

Für die Praxis.

Ein Wort für die spanische Weißtanne. Von den Weiß-
tannen, glaube ich, ist wohl die Nordmannstanne diejenige,
welche als Einzelbaum die größte Verbreitung in unseren
Gärten genießt. Sie ist schön, gewiß, sogar sehr schön, aber
in ihrer Art nicht minder prächtig ist die spanische (Abies
Pinsapo Loud.), deren 3 Exemplare in verschiedenen Ent-
wickelungsstadien unsere Abbildung zeigt. Sie ist so ganz
anders als die Nordmannstanne, obwohl sie dieser im Ver-
halten, in der Verwendung, in den Ansprüchen gleicht und

überall da am Platze ist, wo
die Nordmannstanne an-
gebracht gewesen wäre.

Das Eigenartige der
spanischen Weißtanne ist
die kurze, quirlbildende,
stachelig - glänzende Be-
nadelung, die auch auf
dem Bilde treffend zur
Geltung kommt. Man
möchte diesen Spanier
als den Kaktus unter den
Tannen bezeichnen.

Fast noch wirkungs-
voller als die Urform ist
die A. Pinsapo glauca, bei
welcher das ursprünglich
nur flüchtig angedeutete
Blau der Nadelunterseite
sehr deutlich hervortritt.
Leider ist diese blaue
Form wenig bekannt, weil
selten in öffentlichen Gär-
ten zu sehen.

Die spanische Weiß-
tanne hat ihre Gegner,
die sie als frostempfind-
lich bezeichnen. Gewiß
ist sie es in sehr harten
Wintern mit trockenen
Ostwinden, aber auch nur,
wenn die Pflanzen noch
jung sind. So hat der
Winter 1900—1901 manche jüngere Exemplare getötet. Ich
habe aber auch unter solchen Verhältnissen die viel gerühmte
Frosthärte der Nordmannstannen, selbst bei alten Bäumen,
in die Brüche gehen sehen, und habe nicht die Überzeugung
gewinnen können, daß die A. Pinsapo ihr an Frosthärte irgend
etwas nachgäbe. A. J a n s o n.

Zur Tagesgeschichte.

Internationaler Kongreß für Heimatschutz.

Der Heimatschutzgedanke dringt in immer weitere Kreise
und die an seiner Förderung und Betätigung arbeitenden Kräfte
schließen sich enger zusammen, um auf diese Weise den
Kampf gegen die Verschandelung der Landesschönheiten und
die Vernichtung von Natur- und Kulturdenkmälern nachdrück-
licher und erfolgreicher zu führen. In den Tagen vom
11. bis 15. Juni d. J. fand in Stuttgart der zweite Internatio-
nale Kongreß für Heimatschutz statt unter Beteiligung
zahlreicher Vertreter in- und ausländischer Korporationen und
Behörden.

Prof. Schultze-Naumburg, der Vorsitzende des deutschen
Bundes Heimatschutz, leitete die Tagung mit einer Begrüßungs-
ansprache ein; zum Vorsitzenden wurde Prof. Fuchs, Tübingen,
gewählt. Der Geschäftsführer des deutschen Bundes, Assessor
Koch-Meiningen, gab einen Überblick über den Stand der
Heimatschutzbewegung in den verschiedenen Ländern, betonte
den Wert internationaler Beziehungen und wies auf die er-
zielten Erfolge hin, die überall da am größten seien, wo die
ideellen Bestrebungen des Heimatschutzes, ohne materielle
Interessen zu schädigen, lediglich durch verständnisvolle Rück-
sichtnahme befriedigt werden können, wie das vielfach bei der
heimischen Bauweise möglich gewesen sei; er bedauerte, daß
noch immer in den Kreisen der Privatarchitekten ein in
Wirklichkeit gar nicht vorhandener Gegensatz zwischen fort-
schrittlicher Baukunst und Heimatschutz angenommen werde,
was die wirksame Durchführung des letzteren vielfach er-
schwere. Auf dem Gebiete des Naturschutzes seien die Er-
 
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