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Die Gartenkunst — 14.1912

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Encke, Fritz: Das gärtnerische Ausstellungswesen: Vortrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0239
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232

DIE GARTENKUNST.

XIV, 15

Vorführung von Wohnungsausstattung, welche dem
Unternehmen leicht angegliedert werden kann.

Wer den Plan zur Ausstellung macht, ob ein
Gartenkünstler oder ein Architekt, oder beide zusammen,
oder ob eine gute Lösung dafür durch einen Wett-
bewerb gesucht wird, ist gleichgültig, vorausgesetzt,
daß die besten Kräfte für die Sache gewonnen werden
und daß, falls ein Architekt den Entwurf macht, er
gut beraten ist durch Gartenfachleute. Wichtiger ist,
daß das Programm für diesen Entwurf von der Aus-
stellungsleitung, in welcher die verschiedenen Aussteller-
gruppen vertreten sein müssen, in sorgfältiger Weise
aufgestellt wird. Dies scheint mir das umgekehrte
Verfahren zu sein, als das häufig angewandte, nach
welchem für viele Pflanzengattungen ein Plätzchen in
dem fertigen Plane erst gesucht werden muß.

Der Entwurf zu dieser Ausstellung stellt, so denke
ich es mir, eine Art Kolonie dar, welche bei groß-
zügiger Flächenaufteilung eine sehr große Zahl um-
schlossener Räume in sich birgt. Da finden sich
vielleicht Spielwiesen, sicher aber Spiel- und Sport-
plätze; Restaurationsgärten verschiedener Art, von dem
prunkvollen Hotelgarten bis zur bescheidenen Garten-
wirtschaft; Hausgärten in mannigfacher Größe und
verschiedenartiger Ausstattung, Obstgärten, Rosen-
gärten, Alpinengärten, Küchengärten, Schrebergärten,
vielleicht auch ein Naturtheater usw. In diesen Gärten
soll möglichst alles Material echt sein und vor allem
sollen sämtliche Gärten Muster dafür sein, wie die
Pflanzen ihre richtige Verwendung im Garten finden.
Daß hier Einfriedigungen, Tore, Mauern, Lauben,
Spalierwerk, Möbel, Beeteinfriedigungen, sowieFontänen,
Brunnen und plastischer Gartenschmuck der Form und
dem Material nach als Ausstellungsgegenstände an ge-
eigneter Stelle vorgeführt werden können, ergibt sich
von selbst. Neben diesen eigentlichen Gärten sind
aber noch sehr viele andere Räume zu schaffen, welche
genau so, wie die Hallen und Häuser, zur Aufnahme
von Ausstellungspflanzen dienen sollen. Denn Allee-
bäume, Lorbeerbäume, Buchsbaum- und Taxuspyra-
miden und -Kugeln, Sträucher, Obstgehölze, Topf-
pflanzen und Sommerblumen, müssen, abgesehen von
den in ihrer Verwendung im Garten gezeigten, in
Reih und Glied nebeneinander gebracht werden, um
die Prüfung zu erleichtern und um den Standort den
Wachstumsbedürfnissen der Pflanzenart anpassen zu
können. Diese Zusammenstellungen werden auch für
den Laien einen angenehmen und abwechslungsvollen
Anblick bieten, wenn sie in Räumen zusammengefaßt
sind, die in ihren Abmessungen gut sind und durch
eine Umfriedigung umschlossen werden. Hierzu können
die verschiedenartigsten Hecken, mit Schlingpflanzen
bewachsenes Spalierwerk, Obstspaliere usw. benutzt
werden, welche wiederum Ausstellungsgegenstände am
richtigen Platze darstellen.

Ein Gang durch die Ausstellung gestaltet sich zu
einem Spaziergang durch breite Avenuen, über größere
und kleinere Plätze, welche Gebäude umschließen und

welche Beispiele von gartenmäßiger Platzbehandlung
bilden; durch schmale Gassen, welche zu den Räumen
der Pflanzensammlungen und Sortimente führen, durch
Gartenstraßen, welche zwischen den Haus- und Villen-
gärten hindurch laufen. Während die Gärten dauernd
betrachtet zu werden verdienen, wird man die Räume
mit den ausgestellten Sortimenten nur dann aufsuchen,
wenn sich letztere in Blüte befinden. Als Ruhepunkte
in dieser Ausstellungskolonie dienen die größeren Ge-
bäude, welche zu Ausstellungs- oder Restaurations-
zwecken benutzt werden. Ein kräftiger Wille muß
diese so verschiedenartigen Einzelheiten zu einem ein-
heitlichen, künstlerisch befriedigenden Ganzen zusammen-
fassen. Nicht soll dies eine Anlage sein, in der man
die verschiedenen Ausstellungsgegenstände ausgestreut
hat, sondern diese müssen sämtlich selbst notwendige
Teile des Ganzen darstellen. Eine sorgsam prüfende
Ausstellungsleitung und eine gewissenhafte Zulassungs-
jury muß dafür sorgen, daß alle Ausstellungsgegen-
stände den richtigen Platz finden und daß Minderwertiges
zurückgewiesen wird. Dann wird auch dem Prämi-
ierungswesen, wenn es auch nicht ganz fortfällt, keine
größere Bedeutung zugemessen werden, als ihm tatsächlich
zukommt. Eine weitere wichtige Aufgabe der Leitung
und des Prüfungsausschusses wird sein, die geeigneten
Aussteller verschiedener Betriebszweige zu gemein-
samer Ausstellung zusammen zu führen, soweit sie sich
nicht aus eigener Initiative zusammen gefunden haben.

Es kann nicht meine Meinung sein, daß nur solche
umfassenden großen Ausstellungen erstrebenswert seien.
Es muß nach wie vor solche geben, welche sich auf
einen bestimmten Zweig des Gartenbaues, wie Obst-,
Gemüse- oder Schnittblumen-Kultur erstrecken, oder
Ausstellungen, welche den Stand der Pflege und Lieb-
haberei für eine Pflanzenfamilie oder -Gattung zeigen
sollen, wie Orchideen-, Dahlien-, Chrysanthemum-, Rosen-
ausstellungen. Auf diese Unternehmungen zielen meine
Ausführungen kaum hin. Es ist hier auch ein Bedürfnis
für Reformen kaum vorhanden. Dagegen wollen meine
Anregungen wohl auch kleinere Ausstellungen allge-
meiner Art von mehr lokaler oder provinzieller Be-
deutung treffen. Ja, es wird sich häufiger Gelegenheit
finden, das Vorgetragene in diesen zu verwirklichen,
als in einer so umfassenden Ausstellung, wie es die
vorhin skizzierte sein müßte. Dies wird besonders
dann der Fall sein, wenn Ausstellungsunternehmungen,
die nicht den Gartenbau betreffen, sich des letzteren be-
dienen wollen, um auf billige Weise freundlichen Pflanzen-
schmuck auf dem Gelände der Ausstellung zu erhalten.

Zur Veranstaltung möglichst vollkommener, alle
Gebiete des deutschen Gartenbaues und der Garten-
kunst umfassender Ausstellungen, sowie zur erfolgreichen
Durchführung kleinerer, allgemeiner Gartenbauaus-
stellungen, welche für Besucher und Aussteller wirkliche
Vorteile bieten können, ebenso zur Verhütung der
Beteiligung ordentlicher Firmen an Ausstellungsunter-
nehmungen, welche weder dem Gartenbau noch dem
reellen Aussteller von Vorteil sind, sollten alle Zweige
 
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