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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 5
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Maasz, Harry: Architektur und Pflanze
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0078
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Prinzip, Ausnahmen gibt es auch hier.
Sie zu erkennen ist nicht schwer, wenn
ich an all die Möglichkeiten in der archi-
tektonischen Behandlung, die durch Ge-
ländezufälligkeiten usw. geboten wer-
den, erinnere, wenn ich erinnere an
Kompositionen von Bassin und Mauer,
von Becken und Böschung. Ein Mahn-
wort: gärtnere nicht an solchen Stellen,
und wenn du gärtnerst, gärtnere wenig!

AUru gleichgültig und ohne Nach-
denken wird bei der Bepflanzung, bei
der Umpflanzung und bei der Berankung
von Gartenhäusern und Pergolen ver-
fahren. Auch hier scheinen mir einige
Hinweise am Platze. Wir sind uns im
allgemeinen wenig darüber klar, zu
welchem Zwecke wir eigentlich beranken,
bepflanzen und umpflanzen.

Ein in seinen Formen und Ornament
zierlich ausgeführtes Gartenhaus wird
durch übermäßiges Grün vollkommen
seiner Formen beraubt. Schweres Laub-
werk ist nur dort am Platze, wo der Bau
schwere, massige Formen zeigt. Ich
erinnere an Pfeifenwinde, an Efeu, an
unseren gewöhnlichen Wildwein, an
Edelwein und andere großlaubige
Rankenpflanzen. Rosengerank, Clema-
tis,Jelängerjelieber,jenezierlichenRank-
Irhöhte Gartenhausterrasse. gewächse, fügen zum lieblichen Garten-

Malerisdie Behandlung der Grundriß- und Aufrißlinien. Dazu freie Anord- haUS liebliche, zarte Und Zartfarbene
' nunq von Stauden vor Syrinaenacbüsdipflanzen. ~ #v. . .

Ornamente. Uberhaupt ist die Blume
losigkeit ist zu groß, genau so groß wie der Trieb, im Garten neben jeder Architektur das Orna-
nun unbedingt an dieser Stelle „gärtnern" zu ment. Haltet deshalb eure Gartenarchitek-
müssen. Wo Wasser angeordnet ist, muß füg- turen einfach, schlicht, daß die Pflanze das be-
lich eine Pflanzengemeinschafl darin oder daran treffende Objekt steigere und nicht etwa herab-
Platz finden, welche die Natur an das Wasser, drücke. Reich ornamentierte Gartenarchitekturen
in den Sumpf, ein für allemal verwiesen hat. dulden pflanzliches Beiwerk nicht neben sich.
Schlimm wird die Sache erst dann, wenn solch Umgekehrt soll der Erbauer seine Formen nach
ein Bassin zur Sammelbüchse von Wasserpflan- der nächsten Umgebung, für die er zu schaffen
zen wird und die Mückenbrut im Schutz der Algen gedenkt, abstimmen. Ein einfaches Beispiel: Für
und Grüngewebe überhand nimmt. Eine, hoch- den mit starken Bäumen bestandenen oder um-
stens zwei Wasserrosenpflanzen, welche geschickt gebenen Platz das massige, schwere, ernste Ge-
in ihrem Wachstum zurückgehalten werden, geben bäude, für den Ziergarten das zierliche, zarte,
dem Wasser, dem ganzen Bassin überreiches heitere Bauwerk, um das sich lustig zartes Rosen-
Leben und Stimmungsgehalt, besonders dann, gerank windet. Daß Tönung des Materials, Fär-
wenn es einem gelingt, zur Farbe der Architektur bung des Anstrichs und der Bedachung der Um-
entsprechend kontrastierende oder zusammen- gebung gemäß zu wählen sind, bemerke ich als
laufende Farben der Blüten zu erhalten. Selbstverständlichkeit nebenbei. Aber mir scheint,

Bei größeren Wasseranlagen wird Großvege- man kann nicht oft genug selbst auf die aller-

tation den Ausschlag zu geben haben, bei der einfachsten Dinge aufmerksam machen.
Einführung in den Garten, in die Landschaft, oder Mit dem Augenblick, wo wir ernstlich bestrebt

aber als vermittelndes Moment zwischen Garten sind, bei der Durchführung unserer Projekte

und Landschaft. zwischen Architektur und Pflanze sorglichst ab-

Man hüte sich, naturalistische Motive, ob im zustimmen, werden auch die heute auf noch
großen oder im kleinen, ob also als Baum oder Schritt und Tritt zu findenden Unzulänglichkeiten
Kleinb lumeng emeinschafl zusammengestellt, mit und nicht selten beispiellosen Geschmacklosig-
Wasseranlagen bestimmter regelmäßiger Form keiten aufhören, zu sein, und aufhören, fort-
zusammenzubringen. Das merke man sich im zeugend Böses zu gebären!

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