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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 18
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Heicke, C.: Die Gartenkunst in deutschen Mittel- und Kleinstädten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0276
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Bild 10. „Gärtnerische" Behandlung eines hervorragenden Landsdiaftsbildes.

daß diese Lindenallee in der gleichen Schönheit
noch vor wenigen Jahren bis an die Stadt heran-
gereicht hat (Bild 9, Seite 265), aber dem Er-
weiterungs- und Verkehrsdrang geopfert worden
ist. Man soll es nicht für möglich halten, daß
etwas derartiges noch vorkommen kann.

Und zum Schluß noch ein Beispiel, wie man
die landschaftliche Schönheit, die in erster Linie
den Weltruf begründet, dessen sich die Stadt er-
freut, pflegt. Man betrachte das Bild 10 Seite 266,
welches den gegenwärtigen Zustand eines von
bewaldeten Höhen begrenzten Wiesentales an
der Weichbildgrenze darstellt. In seinem Vorder-
grund hat man sich das Musterbeispiel einer
„landschaftlichen" Gartenanlage mit allem Zu-
behör einschl. Blautannen nicht versagen können.
Vergleicht man damit den früheren Zustand, wie
ihn das Bild 11 Seite 267 wiedergibt, so muß
man zugeben, daß hier an der Landschaft gerade-
zu gefrevelt worden ist!

Es drängt sich nun die Frage auf: Kann
solchen Mißständen abgeholfen werden? Ge-
wiß! Man übe in allen solchen Dingen denkbar
größte Zurückhaltung. Umso weniger zahlreich
werden dann naturgemäß auch Entgleisungen
sein. Wo es nicht unbedingt notwendig ist, spare
man Geld und Mühe und verzichte auf alle solche
„Verschönerungen" ! Lieber gar keine Anlagen,
als verfehlte! Wo aber ein Eingreifen mit
gärtnerischen Schmuckmitteln geboten und an-
gebracht ist, sichere man sich auch bei kleinen

Aufgaben die Mitwirkung sachkundiger Beratung.
Will eine Stadt nicht dazu übergehen, eine tech-
nisch und künstlerisch genügend vorgebildete
Kraft anzustellen und eine ihren Verhältnissen
angepaßte Verwaltung einzurichten, — die in
den vorliegenden Fällen aufgewendeten Mittel
dürften dies jedenfalls gestatten — dann wende
man sich von Fall zu Fall an die richtigen Männer.
Man hat doch wirklich heute im deutschen Reiche
an solchen keinen Mangel. Aber die Gartenkunst
gilt bei gar vielen heute immer noch als ein
Gäulchen, in dessen Sattel sich gelegentlich jeder
einmal schwingen darf, auch wenn er von Reit-
kunst keine Ahnung hat. Im Privatleben mag
solcher Dilettantismus harmlos sein, aber wenn
er auf öffentliche Kosten unsere schönsten Stadt-
bilder verunziert, bildet er eine Gefahr und man
sollte ihm auf die Finger klopfen!

2. Die Versdiönerungs-Vereins-
Anlagen in Limburg a. d. L.

Erfreulicherweise fehlt es auch nicht an Lei-
stungen kleinerer Städte, die in Gegenüberstel-
lung zu dem vorhergehenden Bericht als Muster
zweckmäßiger Betätigung auf dem Gebiete des
öffentlichen Gartenwesens genannt werden
dürfen. Die Stadt Limburg a. d. L., welche dem,
der die Linie Coblenz-Gießen im schönen Lahn-
tal befährt, durch die auf hochragendem Felsen
thronende Gruppe ihres prächtigenDomes aus dem

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