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Die Gartenkunst — 31.1918

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Heicke, C.: Das Hünengrab als Kriegergrabstätte
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Nußbaum, Theo: Eine Ausstellung für Kriegerehrung in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.22268#0040

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der Kriegshandlungen
verschwindet die Lei-
denschaft nicht, sie ist
zu tiefgehend, um mit
Eintritt des Friedens
gleich wieder in ruhige
Auffassung umzu-
schlagen. Mit Ingrimm
werden die Bewohner
von uns besetzt gewe-
sener Gebiete an den
dort errichteten Stein-

malenvorbeigehen. Ich
glaube, daß bei einem
Hünengrab, welches in
Form, Platzbeanspru-
chung undAusstattung
nicht über das Not-
wendigste hinausgeht,
selbst der verbittertste
Gegner keinen Anlaß
finden wird, Aus-
schreitungen zu be-
gehen. Heidce.

Eine Ausstellung für Kriegerehrung in Berlin.

Das militärische Ergebnis des ungeheueren Völ-
kerringens hat uns in den Besitz großer Ländergebiete
gebracht und als derzeitige Herren dieser ausgedehn-
ten Kampfstätten ist uns in einem noch nie dagewese-
nenUmfang die Ehrenpflicht erwachsen, für die Gräber
der hier Gefallenen zu sorgen. Ursprünglich nur mit
der Grabpflege einsetzend,hatman an leitender Stelle
die kulturgeschichtliche Bedeutung der harrenden Auf-
gabe bald erkannt und für die künstlerische und
sachgemäße Durchführung der Arbeiten im Heeres-
dienste stehende Architekten, Bildhauer und Garten-
fachleute berufen. Bei der Fülle und Eigenart der
Aufgaben läßt sich das natürliche Ergebnis dieser
Maßnahmen erst im Laufe der Zeit und von Fall
zu Fall übersehen.

Von besonderem Werte ist darum die Aus-
stellung, welche die staatliche Beratungsstelle für
Kriegsehrungen in Berlin, Prinz-Albrechtstraße 8, ge-
schaffen hat. Sie ist als eine Dauerausstellung ge-
dacht, in welcher das bisher gesammelte vorbildliche
Anschauungsmaterial an Kriegergrabanlagen gezeigt
werden soll. Es wirddadurch sowohldenBeratungstel-
len in der Heimat und in den besetzten Gebieten, wie
auch den freischaffenden Künstlern die Möglichkeit
gegeben, ihre bisher auf diesem Gebiete geleistete
Arbeit der allgemeinen
Nutzung zugänglich zu
machen. Es ist beabsich-
tigt, die Ausstellung
ständig durch neue Ein-
gänge zu ergänzen und
so Gelegenheit zu immer
neuer Anregung zu ge-
ben. Das eingehende
Material soll durch einen
aus Fachleuten gebilde-
ten Beirat der staat-
lichen Beratungsstelle
einer Prüfung unter-
zogen werden, dessen
Zusammsetzung dafür
bürgt, daß keine beson-
dere Kunstrichtung eine
einseitige Bevorzugung
genießen wird.

Die Ausstellung selbst
unterscheidet sich von
früheren ähnlichen Ver-
anstaltungen dadurch,
daß sie in bestimmter
und vornehmer Form
einen Einblick gewährt
in die praktische und
vielseitige Berufstätig-
keit hinter der Front

und in den besetzten Gebieten. An Hand eines
gediegenen und reichhaltigen Materials zeigt sie,
was auf diesem Gebiete geleistet worden ist und in
welchem Sinne gearbeitet wird. Darüber hinaus
gewährt sie eine Übersicht über die von Soldaten-
händen geschaffenen Friedhöfe in der Heimat. In
einer besonderen Abteilung finden wir vielseitige
und vorbildliche Arbeiten verschiedener Beratungs-
stellen, denen sich bekannte und schöne Friedhöfe
deutscher Städte anschließen.

Eine ganz auserlesene Sammlung architektoni-
scher, plastischer und gärtnerischer Entwürfe, die
zum Teil aus dem Wettbewerb d. B. D. G. u. K.
und von den militärischen Beratungsstellen in dem
besetzten Gebiete stammen, zum Teil im freien
Schaffensdrange entstanden sind, geben in einer
sehr anregenden und belehrenden Weise neue prak-
tische und künstlerische Richtlinien für die großen
Aufgaben, die draußen und daheim der Erledigung
harren. Was hier an Plänen, Skizzen, Photogra-
phien und Modellen mustergültiger Grabanlagen,
Grabzeichen, Denkmälern, Gedächtniskapellen, Bild-
stöcken, Namentafeln, Standorten, Erinnerungsblät-
tern und Medaillen gezeigt wird, ist für die auf
dem Gebiete tätigen Fachleute, wie auch für die

Allgemeinheit lehrreich
und interessant.

Daß auf einem so viel-
seitigen und weitver-
zweigten, mit der Ent-
wickelung des Weltkrie-
ges plötzlich ungeheuer
gewachsenen Arbeits-
gebiete, wozu sich viele
freiwillige -und unbe-
rufene Hände drängen,
Mißgriffe im Prinzip wie
in der Formgebung Vor-
kommen, ist verständ-
lich. Auch solche sind
in der Ausstellung vor-
handen, vorwiegend je-
doch unter den in der
Heimat und von Sol-
datenhänden geschaf-
fenen Arbeiten. Sie
rechtfertigen mit einer
geradezu drastischen
Deutlichkeit die von der
Heeresverwaltung auf-
gestellten Forderungen
nach größter Einfachheit
und Schlichtheit in der
Anlage von Soldaten-
friedhöfen.

VON JAKOLIK KA.« RAVA -

Grundriß 1:400.

Deutsch. Soldatenfriedhof beimDorfeJanolin, Gen.-Gouv.Warsdiau (Pol.).
Entwurf und Ausführung Gartenarchitekt Nussbauin, z. Zt. Grodzisk.

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