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Die Gartenkunst — 31.1918

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Heicke, C.: Von mecklenburgischen Landsitzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22268#0044

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Aus dem Park von Schloß Mentin i. M. Wasserbecken mit Wandbrunnen. (Standort II, Plan Seite 38.)
(Grundriß Seite 38 unten.) Von Gartenarchitekt Richard Habich, Laage i. M.

artige Bestände, Wasser usw., kurz alle Bestand-
teile, die für die Gestaltung solcher Anlagen
wertvoll sind. In diese hat Habich nun nicht,
koste es, was es wolle, modernste Gartenge-
staltung hineingetragen, sondern dem konser-
vativen Gepräge von Menschen und Landschaft
sich eingefühlt, aus dem Vorhandenen das Über-
lebte an Form und Inhalt entfernt, die durch die
Neubauten der Schlösser beherrschte nähere Um-
gebung gut geordnet und die entlegeneren Teile
in zwangloser Landschaftsgestaltung unter An-
näherung an den Charakter des Landes aus-
gebildet.

Betrachten wir zunächst die einzelnen An-
lagen.

1. Mentin bei Parchim i. M., Besitzer
Arthur Pönsgen. (Lageplan Seite 38, Ansichten
Seite 37-41.)

Das Schloß, welches an Stelle des früher vor-
handenen älteren Baues errichtet wurde, liegt
erheblich höher als das Parkgelände. Der Über-
gang zu diesem ist durch Terrassenanlagen ver-
mittelt, von denen die oberste, um vor dem Hause
mehr Fläche zu gewinnen, durch Stützmauern ab-
geschlossen ist, die beiden unteren durch Bö-
schungen. In diesen Geländeabsätzen steigen
übereinander drei breite Freitreppen empor. Da-
durch wird die stufenweise Höherentwickelung
kräftig zum Ausdruck gebracht und der Schloß-
bau sehr wirkungsvoll herausgehoben; er erhält
eine seiner Größe entsprechende Unterlage. (Bild
Seite 40 unten.)

Die gute Wirkung dieser Anordnung wird
noch gesteigert durch den sich als Fortsetzung
der Freitreppen anschließenden breiten Weg, der
durch ein quergelagertes Wasserbecken unter-
brochen und auf dem anderen Ufer bis zu einer
den ganzen Park beherrschenden Baumgruppe
sich fortsetzt, eine sehr wirkungsvolle Anord-
nung. (Seite 41 unten.) Das Wasserbecken, ent-
standen anStelle eines übelriechenden Tümpels,
in welchen sich die Abwässer der benachbarten
Brennerei früher unmittelbar ergossen, während
sie jetzt eine Klärvorrichtung zu durchlaufen
haben und als klares Wasser in den Teich ge-
langen, hat strenge Umrißlinien, er wird an
seinem südwestlichen Ende durch eine halbkreis-
förmige Pergola abgeschlossen, die zwischen
den Parkbäumen gut wirkt. (Bild Seite 37.) An
diese Teile, die unter dem Einflüsse des Hauses
regelmäßig gestaltet sind, schließt sich eine aus-
gedehnte, nur von freistehenden Baumgruppen
belebte Wiesenlandschaft an, die in ihrer Groß-
zügigkeit fast an Bilder aus Muskau und Branitz
erinnert. Dieser Erfolg ist erzielt dadurch, daß
die ganze Fläche, ohne jede kleinliche Zerstücke-
lung, als ein einheitliches Gebilde behandelt ist,
das durch die bereits vorhandenen waldartigen
Bestände und, wo diese endigen, durch eine Allee
alter Eichen einen eindrucksvollen Rahmen er-
hält. Die geschlossenen Bestände sind mit
Rhododendron und anderen immergrünen Höl-
zern unterpflanzt, an den Rändern reich mit
Stauden und frühblühenden Zwiebelgewächsen,
Schneeglöckchen, Narzissen usw. durchsetzt.
Durch diese Maßnahmen sind große zusammen-

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