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Die Gartenkunst — 31.1918

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Alhberg, Hakon: Der neue südliche Begräbnisplatz von Stockholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.22268#0081

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Richtlinien sehr weitgehende Umgestaltungen
gemacht worden. Der Kiefernwald bildet zwar
noch immer den Grundakkord in der Gesamt-
stimmung, aber dieses feierliche Andante ist
durch die milderen Töne des Lichtes und des
Grüns belebt worden. Und bei der so entstan-
denen Verteilung der durch freie Zwischenräume
getrennten Baummassen hat die Anlage an Mo-
numentalität gewonnen. Die Wirkungen des ein-
fachen Kieferwaldes sind mächtig gesteigert und
gesammelt worden, ausgesprochen künstlerischen
Zwecken dienend. Hier wird durch Auslichtung die
Aussicht über Grabfelder zwischen den Kiefern-
stämmen geöffnet, über denen das Licht in
lebhaftem Spiel gebrochen wird; dort wird der
Wald dichter, eine undurchdringliche Masse bil-
dend; wiederum an anderer Stelle bildet er den
eindrucksvollen Hintergrund einer anmutigen
Anlage mit Laubbäumen und Rasen.

Das System dieser Auslichtung des Waldes
besteht im allgemeinen darin, daß die Lichtungen
sich auf der einen Seite der Hauptwege be-
finden, welch letztere wiederum so angelegt sind,
daß sie den natürlichen Talbildungen des Ge-
ländes folgen. Kleinere Lichtungen sind auch
nach gewissen Gesichtspunkten innerhalb des
Waldgebiets angeordnet worden, geschlossene
Räume oder Höfe bildend; wie zum Beispiel die
länglichen, von Fichten umgebenen Öffnungen
zwischen dem Ringweg und der Grenzmauer; oder

wie die von Hecken umschlossenen Kammern am
Zentralweg („Allfahrweg“) und die „Grabhöfe“
im südlichen Teil des Gebiets.

Ihren vielleicht stärksten Ausdruck hat diese
Gestaltungsweise mittels Gelände und Baummas-
sen erhalten gerade an der Grenze des Gebiets. Die
Häuser der Vorstadt werden getrennt von dem
Friedhof durch einen 30 Meter breiten Gürtel,
der zu einer flachen Talmulde ausgebildet und
von einem einfachen, ungeteilten Rasen bedeckt
ist. Auf der einen Seite, den Hausreihen am
nächsten, steht eine Allee von Linden, über das
Tal hängend. Auf der andern Seite, wo der Ab-
hang zu einem mächtigen Erdwall hinaufsteigt,
bilden Fichten und Kiefern eine undurchdringliche
Wand. Die Wellen des Lebens kommen zur
Ruhe am Fuß der Toteninsel! Von außen ge-
sehen macht sie einen erhabenen und ernsten
Eindruck. Das schmale, hohe Portal durchschreitet
man nicht gedankenlos, und das große schwarze
Holzkreuz am Eingang steht da wie ein Symbol
des Leidens und des Todes. In dem Innern aber
findet der Trauernde stille Ruhe unter den rau-
schenden Kiefern, dort findet der Hoffende lichte
Wiesen, dort findet der Gläubige Erquickung
und Trost.

*

Nach dieser allgemeinen Orientierung folgt
nun eine kurzgefaßte Beschreibung über Anlage

und Einrichtung des
Gebietes.

Von der Stadt
gelangt man mit
der Straßenbahn
unmittelbar an den
Haupteingang, oder
mit der Eisenbahn
an eine besondere
in der nordwestli-
chen Ecke des Ge-
biets angelegte
Haltestelle, von wo
ein Weg längs der
Mauer sich mit dem
vom Haupteingang
ausgehenden verei-
nigt. In einiger Ent-
fernung vom Ein-
gang öffnet sich zur
rechten Seite des
Weges der Platz für
Feierlichkeiten —
ein natürliches Tal,
von Laubbäumen
eingefaßt. Im Hin-
tergrund auf einem
vorspringenden
Felsen befindet sich
eine „Stadt“ von

Der neue südliche Friedhof in Stockholm. Logeplan des Teils zwischen
Hauptkapelle und Haupteingang. Ungefähr 1 : 3125.

Von E. G. Asplund und S. Lewerentz, Architekten, Stockholm. .

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