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Die Gartenkunst — 31.1918

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Ein Rheingauer Obstgarten: Besitzer Graf Matuschka-Greiffenklau, Schloß Vollrads i. Rheingau
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https://doi.org/10.11588/diglit.22268#0090

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Aus dem Obstgarten von Schloß Vollrads i. Rheingau.

Abschlußmauer mit Kalville-Spalieren.

Ein Rheingauer Obstgarten.

Besitzer Graf Matuschka-Greiffenklau, Schloß Vollrads i. Rheingau.

(Abbildungen Seite 85—88.)

Bei Gelegenheit einer Zusammenkunft der
Gruppe Hessen-Nassau führte uns eine Wande-
rung durch den sonnigen Rheingau von Oestrich-
Winkel aus nach der Besitzung Vollrads des
Grafen Matuschka-Greiffenklau. Ein altes Schloß,
überragt von einem trotzigen Wachtturm, schaut
von einer Anhöhe am Rande der Vorberge des
Rheintaunus weit über die Ebene nach Süden.

Man betritt durch das Schloßtor den mit einfachen
Anlagen gezierten Schloßhof, hinter dem nach
Norden sich die Wirtschaftsgebäude um einen ge-
räumigen Hof gruppieren. Östlich (rechts vom
Schloßtor) liegt der Garten (Lageplan Seite 86),
eine einfach gehaltene, durch keine landschaft-
lichen Künsteleien in ihrer ruhigen Wirkung be-
einträchtigte Anlage in einfachen Formen. Sie
schmiegt sich im rechten Winkel um den wasser-
gefüllten Wehrgraben des Wachtturmes, und ist
an der Süd- und Ostseite durch die alte Mauer
abgeschlossen. Außerhalb, nach Süden, breitet
sich ein geräumiger Gemüsegarten mit reicher
Bepflanzung von Obstbäumen aus.

Der vordere Teil des Schloßgartens ist als
Rosen- und Blumengarten behandelt. Rasen-
flächen sind am Rande mit Rosenhochstämmen

bepflanzt; in ihre Flächen sind Blumenbeete von
einfacher Grundform eingelassen. Der hintere
Teil ist ausschließlich Obstgarten; auch von ein-
fachster Form, zwei Vierecke, das hintere etwas
gegen das vordere erhöht und durch eine Brü-
stungsmauer mit Freitreppe im Zuge des Haupt-
wegs vom vordem Teil geschieden; Rasenflächen
mit nichts als Obstbäumen. Am Rande derWege
wagrechte Doppel-Schnurbäumchen, die Felder
mit Pyramiden und Hochstämmen besetzt. Die
Mauern ringsum sind mit Spalieren bekleidet.
Als sonstiges Beiwerk ein rundes Wasserbecken
mit kleinem Springstrahl im Schnittpunkt der
beiden Hauptwege, an andern Stellen eine Son-
nenuhr und ein Globus. Im Hintergrund schließt
ein zweigeschossiger Bau den Garten ab; an den
Ecken der vordem Mauer je ein altes Garten-
haus.

Gerade die ungesuchte Einfachheit bringt
eine vorzügliche Wirkung hervor, die durch den
klarenMauerabschluß auf allen Seiten wirkungs-
voll gesteigert und zusammengehalten wird.
Der Eindruck bei unserem Besuch, der in die
günstigste Jahreszeit fiel, war entzückend: ein
sonniger Sonntag-Vormittag im Frühling, alle

Gartenkunst Nr. 7, 1918.

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