Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 31.1918

DOI Artikel:
Glogau, Arthur: Kriegerheimstätten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.22268#0095

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

ha

ha

°/o

Iserlohn.

.. 1693

1 080

63,8 !

Karlsruhe.

.. 4 508

1 577

35

Magdeburg • • . •

.. 10740

2 000

19

Nürnberg.

.. 6 576

1 197

18,2

Offenbach.

.. 2789

1 104

40

Saarbrücken • • •

.. 5 138

1 703

33

Spandau .

.. 4 953

1 780

35,75

Speier.

.. 4 260

1 835

43

Stettin .

.. 8 048

4 400

54,67!

Ulm.

.. 3 693

2 540

68,77!

Barmen.

.. 2 173

407

18,75!

Während die meisten dieser Städte also um-
fangreichen Grundbesitz haben, die eine weit-
ausschauende Bodenpolitik erkennen lassen,
haben sich manche Städte in dieser Beziehung
weit weniger Einfluß auf die Bebauung gesichert
und dadurch der Bodenspekulation zum
Nachteil der Bevölkerung einen weiten Spiel-
raum offen gehalten.

Es verschiebt sich das durch obige Zahlen
dargestellte Bild, allerdings nicht sehr wesent-
lich, wenn man die Art des Grundbesitzes in Be-
tracht zieht. Der starke Prozentsatz von Frank-
furt a. d. Oder tritt zurück, wenn wir die Mög-
lichkeit der Benützung für Kriegerheimstätten
näher ins Auge fassen, denn das meiste ist
Wald. Immerhin zeigen schon die wenigen Zahlen,
daß — theoretisch — allein in den genannten
25 Städten bei einer Gesamtfläche von rund
137 000 ha etwa 47 800 ha Gelände zur Besiede-
lung mit Kriegerheimstätten von den Gemeinden
selbst ohne Inanspruchnahme der Boden-
spekulation zur Verfügung gestellt werden
könnten. Bei der Größe einer Siedelung von rund
1 250 qm würden allein diese 25 Städte — theo-
retisch — bereits 380 000 Ansiedlern Platz ge-
währen.

Ich wiederhole — theoretisch —, denn es gibt
natürlich eine Reihe von Umständen, die eine
glatte Rechnung verhindern, wie Wald- (zum
Teil), Wasser-, „Ödland“-Besitz, aber immerhin
wird diese Zahl doch kaum um mehr als x/3
heruntergedrückt werden.

„Ödland“ — ja gibt es denn noch Ödland in
Deutschland? Nein! Dieser mit so unsäglichem
Leid erkämpfte, mit Tränen getränkte Heimat-
boden darf nicht als Ödland brach liegen, muß
fruchtbar gemacht oder in sonstiger Form zum
Nutzen unseres Volkes verwertet werden. Öd-
land darf es nicht mehr geben! Nicht weil die
Not es lehrte, sondern weil wir uns schämen
müßten, wenn es anders wäre.

Also an Land fehlt es nicht, zumal wenn
man bedenkt, daß in den angeführten Zahlen
nur die Großstädte einbegriffen sind, während
die Kleinstädte und das platte Land, die für
Kriegersiedelungen vorzugsweise in Betracht
kommen, unberücksichtigt blieben.

Welche Aufgaben haben nun Gartenkultur
und Gartenkunst bei der Ausführung des Krie-
gerheimstättengedankens zu erfüllen? Zu-
nächst einmal eine wesentliche Mitarbeit bei
der Planung von Kriegerheimstätten. Es
wird diese Mitarbeit umso notwendiger, weil es
sich doch um Siedelungen handelt, in denen der
Garten der wichtigste Bestandteil ist. Es wird
in der Kriegersiedelung nicht notwendig sein,
einen Prunkplatz wie in Leipzig-Marienbrunn
vorzusehen, aber weite Spiel- und Sportplätze,
die organische Verbindung von Wald und Wiese,
Gärten und Feldern mit den Wohnstätten, be-
sonders auch die Angliederung an die bestehen-
den Städte sind Aufgaben, die auf ein weites
Betätigungsfeld hinweisen. Dann die Anordnung
und Gestaltung der Gärten selbst! Es erübrigt
sich wohl wirklich darüber viele Worte zu machen.
Hier treffen wir zugleich auf die Bestrebungen
zur Hebung des Kleingartenbaus. Wie jeder
noch so kleine Gebrauchsgegenstand unseres
täglichen Lebens, so soll auch die Wohnung und
deren wichtigster Teil, der Garten, auch wenn
er nur wenige Blumenpflanzen, gar keinen Zier-
rasen, nur Obstgehölze und Gemüsebeete ent-
hält, schön sein. Die Gestaltung der kleinen
Ruheplätzchen, der Lauben, der Brunnen, der
Einfriedigungen, die Anordnung der Obstbäume
und Sträucher, deren Auswahl an der richtigen
Stelle, die Verschönerung der Hauswände, mögen
es neben dem Wohnhaus auch nur Kleintier-
stallungen sein, erfordern Form- und Raum-
gefühl. Der Werkbund und der Dürerbund
haben das alles längst erkannt. Wir dürfen
nicht länger hintenan stehen. Also: Heraus aus
dem Turm!

Und noch ein dritter, äußerst wichtiger Um-
stand erfordert unsre Mitarbeit. Die Siedelungen
sollen auch dauernd in schönem Zustand erhalten
bleiben. Dazu gehört neben der dauernden Be-
ratung der Körperschaften, die als deren Be-
gründer und Förderer anzusehen sind, die un-
ausgesetzte Belehrung und Beratung der Siedler
selbst. Vielleicht ist dieser Teil unserer Mit-
wirkung als der bedeutsamste aufzufassen.

Es lassen sich gewiß noch eine ganze Reihe
kleinerer und größerer Gelegenheiten anführen,
bei denen wir mitzuschaffen haben. Mir scheint
daher die Forderung keine zu weitgehende zu
sein, daßinallenSiedelungsangelegenheiten dem
Gartenfachmann eine nicht nur beratende, son-
dern mitentscheidende Stellung eingeräumt wird.

Und nun noch ein Wort zum Nachweis, daß
es höchste Zeit ist, tätig zu sein. Es sind bereits
zahlreiche Gründungen erfolgt. Die deutsche
Kleinsiedelungsgesellschafl zu Ostrowo besteht
bereits seit 1906 und arbeitet (1915) mit einem
Kapital von nahezu 1 Million. Das Stammkapi-
tal der Siedelungsgesellschaft „Rote Erde“, Sitz
Münster i. Westf., betrug bei der Gründung

90
 
Annotationen