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Die Gartenkunst — 31.1918

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Heicke, C.: Kleingartenbau und Siedlungswesen in ihrer Bedeutung für eine künftige deutsche Gartenkultur, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22268#0100

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Maßstab 1:500.

denen Abmessungen als Tummelplatz der Jugend,
Versammlungsplatz u. dergl., etwa im Anschluß an
eine Schule oder einem andern Bau von allgemeiner
Bestimmung vorgesehen ist. Das versteht sich von
selbst; aber immer halte man sich vor Augen, daß
die hierfür verwendeten Flächen, sobald man über
das Notwendigste hinausgeht, nur dazu dienen, den
Gärtchen die erforderliche Mindestgröße zu be-
schränken.

Endlich ist noch auf einen Punkt mit Nachdruck
hinzuweisen. Um malerische Bilder innerhalb der
Siedelung zu schaffen, wird gern mit Vor- und Zurück-
springen der Fluchten gespielt, das sich innerhalb der
Grundstücke selbst abspielt und zur Folge hat, daß
die Häuser einer Reihe in wechselnder Tiefe hinter
die Fluchtlinie zurücktreten. Gewiß soll nicht bestritten
werden, daß damit ein treffliches Mittel an die Hand
gegeben ist, die malerische Wirkung der Straßen-
bilder zu erhöhen. Niemand wird etwas dagegen
einwenden, wenn es in beschränktem Maße hie und
da angewendet wird. Zuweilen gewinnt man aber den
Eindruck, als wenn sich in solchen Mitteln, wozu dann
noch die ausgiebige Anordnung krummer und ge-
brochener Straßen kommt, die architektonischen Mög-
lichkeiten erschöpften, solche Ortschaften reizvoll zu
gestalten. Da wechselt dann ohne sonstigen Grund
die Baulinie in Vor- und Rücksprüngen oft um ein
Maß, welches die durchschnittliche Haustiefe über-
trifft; um dadurch entstehende Lücken in der zu-
sammenhängenden Baulinie zu schließen, werden
Zwischenglieder, Lauben u. dergl. eingefügt, die
auch wieder Flächen wegfressen. Und immer wieder
werden die ohnehin kleinen Gartengrundstücke zer-
splittert.

DiesesVerfahren scheint am wenigsten Bedenken
zu erregen da, wo Vorgärten allgemein angeordnet
sind. Augenscheinlich fehlt dem Planverfasser in
solchem Falle die Empfindung dafür, wie sehr durch
diese Sprünge der Baufluchten, die er nach seinem
Bedürfnis für malerische Gestaltung bald größer
oder bald kleiner werden läßt, die Ausnutzungs-
und Gestaltungsmöglichkeit der Gärten leidet. Kom-
men dann noch besonders kritische Edslösungen
hinzu, so entstehen dann leicht jene Gebilde, wie
man sie auf Plänen von Siedelungen oft genug sieht,
und der Ansiedler kommt in die Lage, einen in drei,
vier Stücke zerrissenen Garten zu besitzen, mit
denen er beim besten Willen nichts anfangen kann.

Man betrachte sich nach alledem noch einmal
den Lageplan Seite 93. Man braucht nicht erst die
ganz unzulängliche Aufteilung des Baublocks an
der nordwestlichen Ecke, ganz links, in Betracht
zu ziehen. Man wird auch ohnedies zu der An-
sicht gelangen müssen, daß vom Standpunkt der
Gärten kaum ein Block vorhanden ist, der nicht zu
ernsten Beanstandungen Veranlassung gibt. Und
je mehr wir in den Plan eindringen, desto mehr
enthüllen sich uns nicht seine Vorzüge und Schön-
heiten, sondern seine Schwächen und Unvollkom-
menheiten.

Das kommt eben daher, weil man es für über-
flüssig hält, den Gartengestalter von vornherein
zur Mitwirkung heranzuziehen. Dem Planverfasser
selbst kann man noch nicht einmal einen Vorwurf
machen. Er hat die Lösung von seinem Stand-
punkte in Angriff genommen und sicher nicht ohne
Erfolg durchgeführt. Aber es kommt eben darauf
an, daß man von vornherein nicht nur einen Ge-

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