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Die Gartenkunst — 31.1918

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Stroebel, Hermann: Alt - Ludwigsburg und seine Gärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.22268#0114

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Marktplatz in Ludwigsburg. Aufnahme von P. Hommel.

Alt-Ludwigsburg und seine Gärten.

Von Regierungsbaumeister Dr. Ing. Stroebel, Stuttgart*).

Die Erkenntnis, für die Lösung der künst-
lerischen Ausgestaltung unsrer Großstädte An-
regungen in den Kunstschätzen der Vergangen-
heit zu suchen und sie den Bedürfnissen der
Neuzeit entsprechend zur Anwendung zu bringen,
lenkt unsre Blidce zurück auf die künstlerische
Entwicklung, welche Deutschland nach dem
dreißigjährigen Krieg genommen hat. Die groß-
zügige Siedelungspolitik vieler deutscher Klein-
fürsten führte zu mustergültigen Stadterweite-
rungen und zur Neugründung von Städten, und
diese Herrscher suchten für sich selbst nach dem
Vorbilde eines Ludwigs XIV. durch die Erstel-
lung von riesenhaften Schlössern inmitten dieser
Neusiedelungen ihrer Machtvollkommenheit Aus-
druck zu verleihen. Obwohl jene Schöpfungen,
den Zeitläuften entsprechend, mit einem kost-
spieligen Festungsgürtel umgeben werden muß-
ten, konnten es sich doch die meisten dieser
Machthaber nicht versagen, die Forderungen der
Renaissance nach Weiträumigkeit, Licht und Luft
in ihre Schloß- und Stadtpläne aufzunehmen und
nach dem Vorbilde von Versailles groß angelegte
Alleen und Parksysteme in die Wälle mit ein-

zubeziehen. Den Mittelpunkt des Ganzen bil-
dete das beherrschende Schloß mit einer den
Blick in die Ferne gestattenden Parkanlage, und
um diesen Kern gruppierte sich zu beiden Seiten
die neue Stadt. Die Anfänge hierzu finden wir
in den Stadterweiterungen von Berlin, Cassel
und Mannheim; ihnen folgte unmittelbar Er-
langen, und drei Jahrzehnte später erwachte
auch in dem Herzog Eberhard Ludwig von
Württemberg der Gedanke, das Beispiel der
ihm vorangeschrittenen deutschen Fürsten nach-
zuahmen.

Nur einem Mann von solch großzügigem
Unternehmungsgeist und einer absolutistischen
Auffassung seiner Herrschergewalt konnte es in
den Sinn kommen, eine so schwierige Gründung
in Angriff zu nehmen, wie es gerade Ludwigs-
burg war, zu dessen Daseinsberechtigung jeg-
liche Grundlagen fehlten. Stadt und Schloß ent-
standen nicht, wie die Neuschöpfungen von Berlin,
Cassel, Mannheim oder Erlangen, im Anschluß
an eine bestehende Siedelung, sondern fernab
von jeder Verkehrsstraße legte der Herzog den
Grundstein zu seinem ursprünglich als Landsitz

*) Vortrag, gehalten auf der 31. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst in
Stuttgart am 17. August 1918.

Gartenkunst Nr. 9, 1918.

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