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Schloß Ludwigsburg. Gartenanlagen an der Nordseite des Schlosses.
Architekt: Joh. Friedr. Nette (t 1714).
ausgeführt worden. Denn kurz nach ihrer Inan-
griffnahme verlangte der Herzog schon wieder
neue Vorschläge zur Vergrößerung des Schlosses.
Nette entwarf also einen zweiten Erweiterungs-
plan, bei dem besonders die Nordseite mit der
steil abfallenden Talwand bemerkenswert ist,
da sie in dieser Gestalt großenteils zur Ausfüh-
rung gelangte. Er strebte eine noch weiter-
gehende Steigerung des horizontalen Ausdrucks
durch zwei, mittels Arkadenbauten etwas abge-
rückte Eckpavillons und durch mächtige Terrassen
an, welche mehr den streng - architektonischen
Charakter zur Geltung bringen sollten und die Be-
seitigung der schönen Gartenanlagen zur Folge
gehabt hätten. Mitten in der Durchführung dieses
Plans starb Nette im Jahr 1714.
Der ehrgeizige Frisoni hielt sich jedoch nicht
an die Pläne seines Vorgängers, sondern suchte
dem Herzog dadurch zu gefallen, daß er noch
weit großartigere Entwürfe aufstellte als Nette,
wobei er selbst vor dem Abbruch der ihn hin-
dernden Baulichkeiten nicht zurückschrekte. Er
plante nämlich eine Umgestaltung dieser Tal-
wand, wie sie allerdings großzügiger nicht ge-
dachtwerdenkonnte. Hatte Nette versucht, durch
die Anlage von vier Terrassen einen allmählichen
Übergang in das stille Tal und zu dem gegenüber
liegenden Fasanengarten zu schaffen, so ver-
zichtete Frisoni jetzt fast vollständig auf die
gartenkünstlerische Bewältigung des Geländes
und stellte dasselbe ganz'in den Dienst der Ar-
chitektur (Abb. S. 114). Nette hatte sich mit der
Ausschmückung der einen Talseite zur Unterstüt-
zung seiner Schloßarchitektur begnügt, Frisoni
bemächtigte sich jetzt auch der Talsohle und des
Fasanengartens, oder wie dieser heute heißt:
des Favoriteparks. Hier wurde nämlich noch zu
Nettes Zeiten auf der Höhe gegenüber dem
Schlosse das zierliche Favoriteschlößchen begon-
nen, und Frisoni wollte durch dessen Einbe-
ziehung in den großen Schloßkomplex eine mäch-
tige Anlage von nie gekannter Schönheit schaf-
fen. Aus den vier Terrassen wurden zwei, aber
welche Abmessungen hatten sie angenommen!
Das Schloß selbst sollte umgebaut werden.
Riesengroße Freitreppen verbanden die Terras-
sen und führten mit gewaltig angelegten Kas-
kaden zu Tal, wo ein von hohen Säulenhallen
umgebenes Bassin geplant war.
Dieser mehr architektonischen Behandlung
der nördlichen Seite stand die vorwiegend gar-
tenbaukünstlerisch ausgestaltete, durch das
Schloß getrennte südliche Parkhälfte gegenüber
(Abb. S. 115). Auch hier konnte sich Frisoni mit
den Gartenanlagen Nettes und des damals aus
Paris zugezogenen Gartenkünstlers Le Pautre
nicht bescheiden. Ein Jahr nach seinem Amtsan-
tritt, im Jahre 1716, erging schon der Befehl, daß
„die beiden Lusthäuser im Garten anders gebaut
werden sollen“. Frisoni strebte nicht eineBetonung
112
Schloß Ludwigsburg. Gartenanlagen an der Nordseite des Schlosses.
Architekt: Joh. Friedr. Nette (t 1714).
ausgeführt worden. Denn kurz nach ihrer Inan-
griffnahme verlangte der Herzog schon wieder
neue Vorschläge zur Vergrößerung des Schlosses.
Nette entwarf also einen zweiten Erweiterungs-
plan, bei dem besonders die Nordseite mit der
steil abfallenden Talwand bemerkenswert ist,
da sie in dieser Gestalt großenteils zur Ausfüh-
rung gelangte. Er strebte eine noch weiter-
gehende Steigerung des horizontalen Ausdrucks
durch zwei, mittels Arkadenbauten etwas abge-
rückte Eckpavillons und durch mächtige Terrassen
an, welche mehr den streng - architektonischen
Charakter zur Geltung bringen sollten und die Be-
seitigung der schönen Gartenanlagen zur Folge
gehabt hätten. Mitten in der Durchführung dieses
Plans starb Nette im Jahr 1714.
Der ehrgeizige Frisoni hielt sich jedoch nicht
an die Pläne seines Vorgängers, sondern suchte
dem Herzog dadurch zu gefallen, daß er noch
weit großartigere Entwürfe aufstellte als Nette,
wobei er selbst vor dem Abbruch der ihn hin-
dernden Baulichkeiten nicht zurückschrekte. Er
plante nämlich eine Umgestaltung dieser Tal-
wand, wie sie allerdings großzügiger nicht ge-
dachtwerdenkonnte. Hatte Nette versucht, durch
die Anlage von vier Terrassen einen allmählichen
Übergang in das stille Tal und zu dem gegenüber
liegenden Fasanengarten zu schaffen, so ver-
zichtete Frisoni jetzt fast vollständig auf die
gartenkünstlerische Bewältigung des Geländes
und stellte dasselbe ganz'in den Dienst der Ar-
chitektur (Abb. S. 114). Nette hatte sich mit der
Ausschmückung der einen Talseite zur Unterstüt-
zung seiner Schloßarchitektur begnügt, Frisoni
bemächtigte sich jetzt auch der Talsohle und des
Fasanengartens, oder wie dieser heute heißt:
des Favoriteparks. Hier wurde nämlich noch zu
Nettes Zeiten auf der Höhe gegenüber dem
Schlosse das zierliche Favoriteschlößchen begon-
nen, und Frisoni wollte durch dessen Einbe-
ziehung in den großen Schloßkomplex eine mäch-
tige Anlage von nie gekannter Schönheit schaf-
fen. Aus den vier Terrassen wurden zwei, aber
welche Abmessungen hatten sie angenommen!
Das Schloß selbst sollte umgebaut werden.
Riesengroße Freitreppen verbanden die Terras-
sen und führten mit gewaltig angelegten Kas-
kaden zu Tal, wo ein von hohen Säulenhallen
umgebenes Bassin geplant war.
Dieser mehr architektonischen Behandlung
der nördlichen Seite stand die vorwiegend gar-
tenbaukünstlerisch ausgestaltete, durch das
Schloß getrennte südliche Parkhälfte gegenüber
(Abb. S. 115). Auch hier konnte sich Frisoni mit
den Gartenanlagen Nettes und des damals aus
Paris zugezogenen Gartenkünstlers Le Pautre
nicht bescheiden. Ein Jahr nach seinem Amtsan-
tritt, im Jahre 1716, erging schon der Befehl, daß
„die beiden Lusthäuser im Garten anders gebaut
werden sollen“. Frisoni strebte nicht eineBetonung
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