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Die Gartenkunst — 31.1918

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Stroebel, Hermann: Alt - Ludwigsburg und seine Gärten
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Rücklin, Otto: Totengarten oder Grabsteinfriedhof?
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Tagesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.22268#0123

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Querachse
des Schlos-
ses unden-
digt in ei-
nem von
Trauerwei-
den halb
verdeckten
ovalen
See,an des-
sen Stelle
kurz vor-
her noch
dashölzer-
ne Opern-
haus, das
größte
Deutsch-
lands, ge-
standen
hatte. Die
übrigen An-
lagen fügen sich zwanglos an. Um den See stan-
den verschiedene Spieleinrichtungen, von denen
das in klassizistischem Geist erbaute Karoussel
noch erhalten ist (Abb. S. 118 unten).

Etwas abseits bereiten künstliche Ruinen auf den
wichtigsten Teil dieses dichtbewaldeten Gartens
vor: Die Emichsburg. Sie steht oben am Rande des
Steinbruchs, der zu allerlei malerischen und ge-
heimnisvollen Grottenbauten, Tunnels, Schnecken-
treppen und Seen umgestaltet werden konnte.
Ein großer See indem von Herzog Karl Eugen nicht

aufgefüll-
tenTeildes
vor der
Nordseite
desSchlos-
sessidihin-
ziehenden
Tals ge-
stattete ei-
nen freien
Blick auf
dieEmichs-
burg und
auf die ver-
gitterten
Fenster
der darun-
ter befind-
lichen Ver-
ließe, wo
der sagen-
hafte Vor-
ahne der württembergischen Grafen, Emich, mit
seinem Berater beim Humpen alte Weisen spinnt.

Heute ist auch dieser See verschwunden.
Die Gegenwart hat an dem von Friedrich ge-
schaffenen Bild wenig geändert. Die hohen
Baumkronen des englischen Gartens und die
mächtige Laubwand der den großen Schloßgarten
begrenzenden Kastanienallee sind beinahe allein
von dem gärtnerischen Schmuck aus den festli-
chen Tagen des Gründers und des ersten würt-
tembergischen Königs übrig geblieben.

Schloß Ludwigsburg. Favorite-Schlößchen.
Entwurf von D. G. Frisoni. 1683 — 1735.

Totengarten oder Grabsteinfriedhof?

„Die Zeiten scheinen heute für eine Durch-
dringung dieses allerverworrensten Problems
unserer Kultur (des Totenkult-Problems) be-
sonders geeignet
zu sein,“ schreibt
Bruno Taut (Gar-
tenkunst Juniheft
1918) zur Einlei-
tung seiner anre-
genden Ausführung
über „Die Verer-
dung“, und kommt
in feinsinniger Ab-
wägung der man-
cherlei widerstrei-
tenden, durch Ge-
fühl und Gewohn-
heit verwirrten
religiös - ethischen
und der trotz
krampfhafter Re-
formversuche hoff-
nungslos versagen-

den ästhetischen Seiten des Problems zu dem
Schluß, daß „jedes Verlangen nach individueller
Hinhaltung der Materie nichtig“ sei und nur

der Ausdruck des
Gedankens der
Überwindung des
Todes richtungwei-
send für die grund-
legende Neube-
handlung der Be-
stattung sfrage sein
darf. Dem Vor-
schlag der Einfüh-
rung der „Verer-
dung“ oder „Per-
humierung“ und
der etwas flüchti-
gen Besprechung
dieses Verfahrens
folgt dann die
dichterische Schil-
derung des ar-
chitektonisch um-

Sdiloß Ludwigsburg. Karoussel.

(Aus Schmolil & Stähelin, Württemb. Fürstensitze).

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