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eher Gröfse merklich überschreiten, wenn der Heros Odysseus mit einem Schein von
Recht erschrecken sollte. Wie scheufslich auch dies einäugige Ungeheuer sonst noch
ausgebildet sein mochte, so durfte doch der Heros nicht vor ihm erschrecken, wenn
er nicht ein bedeutendes Übermafs an Kraft und Körperlichkeit offenbarte. Doch da
dies Wesen obenein noch zum Lachen plump und unbeholfen dargestellt ist, und in
seiner thierischen Faulheit sich nur wenig Bewegung giebt, so wird die Möglichkeit wie-
der begreiflich, ein solches lächerliches Gespenst in. genügender Gröfse herzustellen.
Eine ähnliche Bewandnifs hat es mit dem ernsten Prometheus. Das ganze Spiel hin-
durch an der ausgedehnten "öden Skene festgeschmiedet, so dafs er, die ausgestreckten
Glieder angefesselt, und durch den Leib selbst fest genagelt, gar keiner Bewegung fä-
hig ist, leuchtet es ein, dafs diese Gestalt die anderen Rollen an Gröfse übertreffen
mufste, wenn sie nicht ihrer tragischen Würde verlustig gehen sollte. Allein eben diese
Unbeweglichkeit, da auch die Paar Schritte, die er vor der Fesselung zu thun hat, kei-
ner deutlichen Beurtheilung ausgesezt waren, machte es möglich, hier einiges über das
gewöhnliche zu leisten, da noch sein Chiton poderes von der längsten Art, selbst die
Füfse verhüllte. Auch der alte Okeanos, der auf dem vierfüfsigen Geflügel durch die
Luft fährt, mufste von bedeutender Gröfse sein, sowohl als Verwandter des Prometheus,
als auch noch weil der Glanz der umgebenden Luft die dunklere Gestalt immer um et-
was wieder verkleinert. Dieser Okeanos aber mufste auf seinem Hippogryphen so si-
zen, dafs er das Gesicht dem Prometheus zuwendete und also den meisten Zuschauern
beinahe nur den Rücken zeigte. So fährt er oben auf den Aiorai von der Seite der
Fremde herein bis über die Mitte des Dromos, und nach der Unterredung wieder wei-
ter zur Seite der Heimath hinaus. Da nun hierbei er selbst zu keinerlei Bewegung ge-
nöthiget ist, und auch seine Rede gar keine Gesticulation fordert; so konnte er ohne
weiteres durch eine hohle Puppe dargestellt werden, in welcher der Sänger safs, eben
so wie sein Thier, worin doch sicher einer steckte, der die Flügel bewegte. Der Ge-
brauch der Puppen ist überall der attischen Tragödie nicht abzuleugnen. Nicht nur
jede ausgestellte Leiche mufste eine solche sein; die lange Zeit hindurch, die sie oft
ausgestellt blieben, hätte ein lebender Schauspieler sie nie so sicher vertreten können,
und wozu diesen quälen, wenn auf anderem Wege der Zweck vollkommener erreicht
wird? sondern aus eben dem Grunde mufsten auch alle plözlichen, stummen und unbe-
weglichen Erscheinungen, zum Beispiel aus den Anapiesmen und auf den Stropheien,
durch blofse Puppen dargestellt werden.
So weit glauben wir das Costum der attischen Tragödie uns mit einiger Klar-
eher Gröfse merklich überschreiten, wenn der Heros Odysseus mit einem Schein von
Recht erschrecken sollte. Wie scheufslich auch dies einäugige Ungeheuer sonst noch
ausgebildet sein mochte, so durfte doch der Heros nicht vor ihm erschrecken, wenn
er nicht ein bedeutendes Übermafs an Kraft und Körperlichkeit offenbarte. Doch da
dies Wesen obenein noch zum Lachen plump und unbeholfen dargestellt ist, und in
seiner thierischen Faulheit sich nur wenig Bewegung giebt, so wird die Möglichkeit wie-
der begreiflich, ein solches lächerliches Gespenst in. genügender Gröfse herzustellen.
Eine ähnliche Bewandnifs hat es mit dem ernsten Prometheus. Das ganze Spiel hin-
durch an der ausgedehnten "öden Skene festgeschmiedet, so dafs er, die ausgestreckten
Glieder angefesselt, und durch den Leib selbst fest genagelt, gar keiner Bewegung fä-
hig ist, leuchtet es ein, dafs diese Gestalt die anderen Rollen an Gröfse übertreffen
mufste, wenn sie nicht ihrer tragischen Würde verlustig gehen sollte. Allein eben diese
Unbeweglichkeit, da auch die Paar Schritte, die er vor der Fesselung zu thun hat, kei-
ner deutlichen Beurtheilung ausgesezt waren, machte es möglich, hier einiges über das
gewöhnliche zu leisten, da noch sein Chiton poderes von der längsten Art, selbst die
Füfse verhüllte. Auch der alte Okeanos, der auf dem vierfüfsigen Geflügel durch die
Luft fährt, mufste von bedeutender Gröfse sein, sowohl als Verwandter des Prometheus,
als auch noch weil der Glanz der umgebenden Luft die dunklere Gestalt immer um et-
was wieder verkleinert. Dieser Okeanos aber mufste auf seinem Hippogryphen so si-
zen, dafs er das Gesicht dem Prometheus zuwendete und also den meisten Zuschauern
beinahe nur den Rücken zeigte. So fährt er oben auf den Aiorai von der Seite der
Fremde herein bis über die Mitte des Dromos, und nach der Unterredung wieder wei-
ter zur Seite der Heimath hinaus. Da nun hierbei er selbst zu keinerlei Bewegung ge-
nöthiget ist, und auch seine Rede gar keine Gesticulation fordert; so konnte er ohne
weiteres durch eine hohle Puppe dargestellt werden, in welcher der Sänger safs, eben
so wie sein Thier, worin doch sicher einer steckte, der die Flügel bewegte. Der Ge-
brauch der Puppen ist überall der attischen Tragödie nicht abzuleugnen. Nicht nur
jede ausgestellte Leiche mufste eine solche sein; die lange Zeit hindurch, die sie oft
ausgestellt blieben, hätte ein lebender Schauspieler sie nie so sicher vertreten können,
und wozu diesen quälen, wenn auf anderem Wege der Zweck vollkommener erreicht
wird? sondern aus eben dem Grunde mufsten auch alle plözlichen, stummen und unbe-
weglichen Erscheinungen, zum Beispiel aus den Anapiesmen und auf den Stropheien,
durch blofse Puppen dargestellt werden.
So weit glauben wir das Costum der attischen Tragödie uns mit einiger Klar-