ZWEITER ABSCHNITT.
SPIEGEL IM ALLGEMEINEN.
TAFEL XX—XXX.
Jbiin halbes Tausend (*) von Zeichnungen hat, in eherne Scheiben gegraben, unter
dem griechischen Kunstbesitz Etruriens sich erhalten. Die ursprüngliche Bestim-
mung solcher Scheiben uns klar zu machen, die auch ohne Verzierung sich fin-
den (2), fragen wir vergebens nach den Umständen ihrer Auffindung. In den Grä-
bern, denen unsre etruskische Kunstwelt entnommen ist, sollen sie ein und das an-
dremal auf Gefäfsen gelegen haben (3); häufiger hat man sie in Gefäfsen wirklich
gefunden, nämlich in den metallenen Cisten, die wir bis hieher erläuterten. In Er-
mangelung sonstiger Andeutung ihres Gebrauchs bleibt diese Aufbewahrung der von
uns uuangezweifelten Spiegel ein doppelt wichtiges Factum. Der mäfsigen Anzahl
solcher Spiegelcisten unbeschadet kommt die regelmäfsige Auffindung des darin ent-
haltenen Geräths bei sonstiger Dunkelheit seiner vormaligen Bestimmung uns zu
Statten, und wenn es wahr ist, dafs jene Spiegelbehälter der von uns geschützten
Benennung mystischer Cisten gemäfs dem ßeligionswesen des Alterthums nicht
fremd waren, so wird eine ähnliche Voraussetzung vermuthlich von vorn herein auch
den darin vorfindlichen Spiegeln eingeräumt werden dürfen.
In solchem Zusammenhang hat die von Inghirami (4) für die Denkmälergat-
tung dieses Werks aufgestellte Benennung mystischer Spiegel manches Empfeh-
(1) Nach dem gegenwärtigen Bestand meiner Zeich-
nungen.
(2) Etwa als vierter oder fünfter Theil des gesamm-
ten Vorraths etruskischer Spiegel; da der Kunstliandel
jedoch nur die bildlich verzierten Spiegel in Ehren
halt, SO ist es schwer, ein solches Verhältnifs mit Si-
cherheit festzustellen.
(3) Bei Perugia und bei Arezzo, laut Ciatti (Memo-
rie di Perugia IV. p. 120: eoperchi di urne cinerarie).
Vgl. Inghirami M. Etr. II, 1 p. 10. Auf einem aschen-
gefüllten Erzgefäfs fand sich der als „Patera Cospiana"
berühmte Spiegel der Minervengeburt (Miliin Gall. 37,
126), den Legati (Museo Cospiano III, 30 p. 312) des-
halb als cujierchio di urna in hronzo bezeichnet. Von
dieser sogenannten Patera sagtLanzi (Saggio II. p.208):
fu trovata in Arezzo sopra un vaso di ceneri, e lo stesso
ho saputo di motte trovate in Volterra. Nach sonstiger
Erfahrung kann ich jedoch diese letztere Notiz, auf
welche sodann die Ansicht sich stützt, als haben diese
Geräthe zu Todtenopfern gedient, nur für eines der
vielen Gerüchte halten, wie es auch ohne hinlänglichen
Grund denen, die um Ausgrabungen wissen, leicht ab-
gefragt wird.
(4) Inghirami Monumenti etruschi. Serie II. Specchi
mistici. Vol. I. p. 9. 75.
SPIEGEL IM ALLGEMEINEN.
TAFEL XX—XXX.
Jbiin halbes Tausend (*) von Zeichnungen hat, in eherne Scheiben gegraben, unter
dem griechischen Kunstbesitz Etruriens sich erhalten. Die ursprüngliche Bestim-
mung solcher Scheiben uns klar zu machen, die auch ohne Verzierung sich fin-
den (2), fragen wir vergebens nach den Umständen ihrer Auffindung. In den Grä-
bern, denen unsre etruskische Kunstwelt entnommen ist, sollen sie ein und das an-
dremal auf Gefäfsen gelegen haben (3); häufiger hat man sie in Gefäfsen wirklich
gefunden, nämlich in den metallenen Cisten, die wir bis hieher erläuterten. In Er-
mangelung sonstiger Andeutung ihres Gebrauchs bleibt diese Aufbewahrung der von
uns uuangezweifelten Spiegel ein doppelt wichtiges Factum. Der mäfsigen Anzahl
solcher Spiegelcisten unbeschadet kommt die regelmäfsige Auffindung des darin ent-
haltenen Geräths bei sonstiger Dunkelheit seiner vormaligen Bestimmung uns zu
Statten, und wenn es wahr ist, dafs jene Spiegelbehälter der von uns geschützten
Benennung mystischer Cisten gemäfs dem ßeligionswesen des Alterthums nicht
fremd waren, so wird eine ähnliche Voraussetzung vermuthlich von vorn herein auch
den darin vorfindlichen Spiegeln eingeräumt werden dürfen.
In solchem Zusammenhang hat die von Inghirami (4) für die Denkmälergat-
tung dieses Werks aufgestellte Benennung mystischer Spiegel manches Empfeh-
(1) Nach dem gegenwärtigen Bestand meiner Zeich-
nungen.
(2) Etwa als vierter oder fünfter Theil des gesamm-
ten Vorraths etruskischer Spiegel; da der Kunstliandel
jedoch nur die bildlich verzierten Spiegel in Ehren
halt, SO ist es schwer, ein solches Verhältnifs mit Si-
cherheit festzustellen.
(3) Bei Perugia und bei Arezzo, laut Ciatti (Memo-
rie di Perugia IV. p. 120: eoperchi di urne cinerarie).
Vgl. Inghirami M. Etr. II, 1 p. 10. Auf einem aschen-
gefüllten Erzgefäfs fand sich der als „Patera Cospiana"
berühmte Spiegel der Minervengeburt (Miliin Gall. 37,
126), den Legati (Museo Cospiano III, 30 p. 312) des-
halb als cujierchio di urna in hronzo bezeichnet. Von
dieser sogenannten Patera sagtLanzi (Saggio II. p.208):
fu trovata in Arezzo sopra un vaso di ceneri, e lo stesso
ho saputo di motte trovate in Volterra. Nach sonstiger
Erfahrung kann ich jedoch diese letztere Notiz, auf
welche sodann die Ansicht sich stützt, als haben diese
Geräthe zu Todtenopfern gedient, nur für eines der
vielen Gerüchte halten, wie es auch ohne hinlänglichen
Grund denen, die um Ausgrabungen wissen, leicht ab-
gefragt wird.
(4) Inghirami Monumenti etruschi. Serie II. Specchi
mistici. Vol. I. p. 9. 75.