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Gerhard, Eduard [Editor]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0014
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III. VERMISCHTE GÖTTERBILDER.

B. Erklärung der Abbildungen.

Tafel CCLXXXI (LXI* Paralip. 187). juppiter und lasa; Spiegel des Hrn.
Bazzichelli zu Viterbo. — Eine stattliche Frau, mit einem bis über das Hinterhaupt und
unterhalb der Brust sie umschliessenden Mantel bedeckt, mit Bullen und Halsband wie
auch mit Ohrgehängen geschmückt, kann hier auch ohne die sonst übliche Beflügelung^)
für eine Lasa erachtet werden, da ihre Attribute, in der Rechten ein Griffel, in der
Linken ein Schreibgefäss, gleicherweise aus zahlreichen Spiegelzeichnungen etruskischer
Schicksalsgöltinnen (XXXI ff.) uns bekannt sind. Die hier dargestellte Figur scheint
der Befehle des Göttervaters gewärtig, den wir ihr gegenüber zu erkennen glauhen.
Allerdings könnte diese zweite, mit Unterkleid und Mantel bedeckte, mit vollem Bart
und langem Haar (2) versehene, in ihrer Linken ein Scepler hallende Gestalt, deren
rechter Arm müssig gesenkt ist, eben so füglich für einen, etwa der Schicksalsgöttin
bedürftigen, König genommen werden als für einen Gott; doch scheint die Haltung
beider Figuren ihn der Frauengestalt überlegen zu zeigen und auch der um sein
Haupt gebundne gedrängle Blüthenkranz mehr für den, dann und wann als Frühlings-
gott (3) gedachten, Zeus sich zueignen. Beachtung verdient hiebei auch die ungewöhn-
liche Form des Scepters, welches oben sowohl als unten zu einem Blüthenkelch (4)
ansetzt, darüber jedoch von einer auffallend grossen Kugel, nach Art eines Reichs-
apfels, bekrönt ist. Noch ist zwischen beiden Figuren ein hohes schlankes Gewächs,
hinler jeder Figur ein wie zur Einfassung aufsteigender Olivenzweig und liefer unten
hinter der Lasa noch eine phantastische Blume zu bemerken.

Tafel CCLXXXII (LXI*a. Paralip. 187a). juppiter jüno und iris; Inschrifl-
spiegel im römischen Kunslhandel 1862 durch Brunn nachgewiesen. — Ein junger Mann,
bekränzt und fast unbekleidet, hat eine unverhüllle und beschuhte, an Hals Arm und
Ohr geschmückte, Frau mit seiner rechten Hand an ihrem rechten Arm gefasst, in der
vermuthlichen Absicht sie mit sich fortzuführen. Hierin die erste Liebesscene von Zeus
und Hera zu erkennen würde man der flüchtigen Zeichnung dieses prunkend über-

(1) Diese Beflügelung ist an den häufigen Einzelbil-
dern der Lasen ohne Ausnahme wahrzunehmen; in
Gruppirungen jedoeh fanden wir schon früher (Tafel
XLII, 3. XLIV) zur Annahme flügelloser Lasen uns er-
mächtigt. Eine inschriftliche Bestätigung solcher Aus-
nahmen glauben wir auf unsrer Tafel CCXC vorzu-
finden.

(2) Hiebei ist zu bemerken, dass das auf dem Haupt
gesammelte Haar nicht strichweise angegeben ist; jedoch

ist in Ermangelung scharf begränzten Umrisses auch
eine Kopfbedeckung nicht vorauszusetzen.

(3) Ein Blumenkranz wird dem Zeus auch aus Olym-
pia (Paus. V, 22, 4) bezeugt; auch hiess er av&eios
und ra)J,aiog. Vgl. Welcker zu Schwenck S. 275.

(4) Ein solcher Blüthenkelch, einer Lotusblume ver-
gleichbar, ist oben beiderseits, unten nur linkerseits,
aber sehr deutlich, angegeben.
 
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