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Gerhard, Eduard [Editor]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0123
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TAFEL CCCLXV—CCCLXVII.

119

ausgerüstet, sein Kopf ist mit einem aufgeklappten Helm bedeckt; er ist in vollem Lauf
bei seiner Gegnerin, der vermuthlichen Antiope, angelangt, der er sein weitaus-
schreitendes linkes Bein entgegensetzt, während das rechte den Boden noch nicht be-
rührt. Zur Andeutung dieses Bodens gereicht die Angabe einer Blume zwischen den
Beinen der Amazone. — Uebrigens ist dies Bild von einem Blätterkranz eingefasst,
dessen Enden obervvärts durch einen Stern getrennt sind, unten aber zur Begrenzung
des Blumenkelches dienen, welcher sich aus der Mündung des Griffes erhebt. Eine
zierliche Palmetle diente auch auf der glatten Kehrseite dieses Spiegelbildes dem ab-
gebrochenen Griff zur Verzierung.

Tafel CCCLXVII, 1 (CLXXX^. Paralip. 292*). amazonenkampf; Spiegel ohne
Ortsangabe, dessen Mittheilung Hrn. Garrucci verdankt wird. — Ein mit bekränztem
Helme bedeckter, übrigens nackter, junger Held, vielleicht wiederum Theseus, hält in
der Linken einen Schild, in der Rechten aber ein Schwert gezückt, um den drohenden
Angriff einer zu Ross heransprengenden Reiterin abzuwehren. Diese ist mit leichtem
Gewandstück über dem linken Arm, phrygischer Mütze und Stiefeln versehen, auch mit
Armbändern geschmückt, hält mit der Linken die Zügel des stattlichen Pferdes (19(J) und
schwingt in der Rechten statt der sonst für Amazonen üblichen Streitaxt einen Speer
gegen den ihren Angriff mit Festigkeit erwartenden Feind. Das wohlgezeichnele Bild
ist, wie wir vernehmen, im Original auch zierlich umkränzt, welche Einfassung jedoch
in unsrer Zeichnung vermisst wird.

Tafel CCCLXVII, 2 (CLXXXä. Paralip. 292**). dadalus und die hölzerne ruh ;
Spiegel des Herrn J. de Witte zu Paris. — In Mitten des Bildes, in höherem Raum
als das dabei betheiligte Personal, ist nach rechts hin gewandt eine Kuh dargestellt,
ohne Zweifel jenes berühmte Schnitzwerk aus Holz, welches der kunstreiche Bildner
Dädalos in unwürdigem Dienst seiner kretischen Herrin Pasiphae ausführte (1M). Wir
erkennen dieselbe in einer nur leicht um die Hüften bekleideten, sonst nackten, Frauen-
gestalt, welche in ihrer erhobenen Rechten ein Messer zu halten scheint, vielleicht das
Schnitzmesser des Meisters, der zugleich sein Werk und seine Werkzeuge sie anstaunen
lässt. Die rechte Seite des Bildes ist von ihr ausgefüllt und der Kopf des Thieres,
dessen kleine Verhältnisse auffallen, vor ihrer Brust zu sehen. Andrerseits, links vom
Beschauer, ist hinter der Kuh deren Urheber Dädalos dargestellt, gekleidet in kurzem

(190) Ausser der Zäumung dieses Pferdes ist auch die
Bedeckung, auf welcher die Amazone sitzt, und die Um-
bindung seines Schweifes zu bemerken.

(191) Diese aus Apollodor III, 15, 9 und sonst wohl-
bekannte, von Dädalos gezimmerte, Kuh findet auch sonst

sich dargestellt, namentlich in einem seit Winckelmann
(Monum. no. 93. 94) bekannten Relief des Pallastes
Spada. Miliin Gallerie CXXX, 486. 487. Braun Zwölf
Basreliefs des Pallastes Spada Taf 5.
 
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