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Gerhard, Eduard [Editor]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0183
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TAFEL CDU. CDIII.

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Achill auf Gölferbefehl von Priamos und Hekuba zugelassen, nach einer allerdings sehr
fernabliegenden Wendung (17°) der Sage uns vorgeführt wäre. Der nicht unbedenkliche
Umstand dass in der fraglichen schönen Frau nicht sowohl Liebesneigung als vielmehr
nachdenkliche Befangenheit obzuwalten scheint, kann unsere Vermuthungen noch weiter
führen. Ist nicht sowohl ein begründetes Liebesverhällniss als eine unfreiwillige Schau-
slellung hier vorauszusetzen, so könnte auch die Begegnung Achills mit Polyxena hier
in Rede kommen, welche, da troische Hinterlist zum Verderben Achills daran sich
knüpfte, auch die Erscheinung der Liebesgöttin und des troischen Königspaars wol
rechtfertigen würde, wie solches in der That zur Auslegung unseres Bildes geschehen
ist(1Sl)). Es hat der hiemit besprochenen Grtippirung auch an anderen Auffassungen
nicht gefehlt. Der unverhüllle Reiz zweier Frauengeslalten von denen der junge Held
unseres Bildes umgeben ist, hat die Frage aufkommen lassen, ob nicht ein Liebesver-
hällniss von getheilter Zuneigung, etwa wie Meleagers Bezug zu Kleopatra und zur
Atalante berichtet wird(1S1), hier dargestellt sei, und sogar ein davon sehr fern ablie-
gendes Motiv, die Rettung eines schiffbrüchigen Helden, ist von einem scharfsinnigen
Forscher (l82) allerdings nur auf so äusserlichen Grund wie scheinbare Wellen und dunkle
Inschriften es sind, unserem Bild angemulhet worden, welches, nachdem es aus sich
selbst nicht entschieden erklärt werden konnte, durch die auf seinem oberen Rand
nachträglich entdeckten ßeischriflen versländlicher für uns zu werden verheisst. Die
Existenz solcher Beischriften war schon von dem römischen Zeichner, welcher im noch
vollständigen Museo Campana unsere Abbildung fertigte, vorausgesetzt worden; sie ward
bestätigt und zum faktischen Gewinn der uns vorliegenden Namensinschriflen gesteigert,
nachdem die Liberalität der kaiserlich russischen Regierung es gestaltete, das mittler-
weile nach St. Petersburg versetzte Original meiner Prüfung anzuvertrauen, so dass es
mit aller Sorgfalt gereinigt und zu getreuer Herausgabe benutzt werden konnte. Der
dadurch erlangte Gewinn besteht aus vier Namensinschriflen, er ist sehr dankenswerth,
führt aber wi-e es auch sonst nicht seilen geschah, zugleich mit neuer Kenntniss neue
Schwierigkeilen herbei, indem nicht nur einer jener Namen unvollständig und ihre Ver-

(179) Achills Begegnung mit Helena, Weleker Ep.
Cycl. II p. 105, 146 f., Alte Denkmäler IV p. 184ff Over-
beek Her. Gall. p. 335. Einige Gegenbemerkungen bei
Hink in den Annali 1866 p. 105 f.

(180) Von Eoulez und Th. Pyl (Arch. Anz. 1863
S. 68*) mit Hinweisung auf Hygin 110; Dictys III, 29;
V, 4; Philostr. heroica XIX, 11; Dares 34.

(181) Laut brieflicher Mittheilung von Otto Jahn

(Arch. Anz. a. O. S. 67*) Stellung und Ausdruck beider
Figuren scheinen mir diese Annahme nicht zu begün-
stigen.

(182) Göttling im Arch. Anz. a. 0. Leukothea, The-
tis, Nereus, Prymno sind ihm das Personal, welches
der oberhalb schwebenden Nike für die Rettung des
Odysseus Dank sage.

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