VORWORT.
Es besteht nicht die Absicht, die Kollektion L. ä Brassard an dieser Stelle anzu-
preisen, — wie denn auch der Katalog rein sachlich angefertigt wurde. Tatsache
ist, daß in Düsseldorf eine Sammlung von solchem Umfange (weit üher 800 Nummern),
solcher Vielseitigkeit und solcher Durchschnittsgüte seit Jahrzehnten nicht mehr zur
Versteigerung gelangte. Das Schwergewicht liegt hier auf dem so umfangreichen
Gebiete des „alten Kunstgewerbes“. Aus Liebe zu alter Kunst und mit guter Sach-
kenntnis wurden die vielen Objekte während des letzten Vierteljahrhunderts gesammelt,
um in geschmackvoller Aufstellung als intimer ,AVohnungsschmuck rt zu dienen. Gerade
für die Ausstattung der Wohnung sind all diese Dinge heute wieder recht eigentlich
begehrt. Selbst das „moderne Heim“, das infolge der herben, kargen Note eines
sachlichen Sdiönheits- und Formwillens immerhin der Wärme und Intimität
bedarf, erhält schon durch einige wenige antike Einriditungsstücke (Möbel und
Kleinkunst) einen „traulichen Charakter”. Es tut der neuzeitlichen Dimension
und Strukturform der Innenarchitektur durchaus keinen Abbruch, wenn etwa im
Herrenzimmer auf der Bibliothek ein paar kräftige Fayence-Vasen oder schnittige
Steinzeugkrüge oder Zinnhumpen des 17. oder 18. Jahrhunderts noch einmal
vom Barock zu plaudern wagen zusammen mit einigen Dekorschüsseln jener Zeit
an den Wänden, oder wenn im „Zimmer der Dame” in modern-sdilanker, glatter
Vitrine ein wenig antikes Silber und Porzellan, einige Miniaturen, Spitzen, Dosen
und anderes in lockerer Anordnung einen Hauch längst vergangener Kultur ver-
breiten, oder wenn die Diele einen aparten antiken Schrank sowie ein bis zwei
bequeme alte Sitzmöbel beherbergt, zu denen von der Wand Zinn, Messing,
Kupfer herabblinken. Bei solch diskreter An- und Einordnung verträgt sich der
Gegenwartsstil schon recht gut mit Original-Requisiten aus früheren Jahrhunderten.
Auf diese Weise wird auch das Pietätsgefühl für echte, alte Kultur nicht abgeschnürt,
sondern bleibt am Leben. Wie vornehm-feierlich wirkt heutigen Tages eine mit
altem Gebrauchsgeschirr besetzte Tafel, auf der außerdem noch alte Porzellanplastik
oder aber altes Silbergerät sparsamst dekoriert. Da äußert sich bestverstandene
Tradition! Gerade für die distinguierte Tafel und für eine individuelle Vitrinenschau
bietet die Sammlung ä Brassard gutes und bestes Geschirr und Gerät mit variabelsten
Dekorationsmotiven aus Urväterzeiten. Die namhaften deutschen Porzellan-Manu-
fakturen des 18. Jahrhunderts warten hie|üuf: Meißen, Nymphenburg, Berlin, Wien,
Höchst, Ludwigsburg, Frankenthal, Fürstenberg.
Dominiert auch die Keramik (besonders Porzellan und Fayence), so befinden sich
unter clen Skulpturen, Möbeln, Goldschmiedearbeiten, Textilien genug Stücke von
Rang. Relativ wenig Bilder, aber viele Stiche sind vorhanden, darunter solche von
Reiz und Wert: eine Anzahl englischer und französischer Stiche der besten Zeit, frühe
deutsche Graphik, auch ein paar fesselnde Handzeichnungen.
Auktionen sind wichtige Faktoren im modernen Kunstleben. Eine große Düsseldorfer
Auktion mit zumeist „altem Kunstgewerbe” ist ohne weiteres als lokales Ereignis
zu bewerten, das auch die großen Nachbarstädte lockt.
Dr. Alfred Schubert.
Es besteht nicht die Absicht, die Kollektion L. ä Brassard an dieser Stelle anzu-
preisen, — wie denn auch der Katalog rein sachlich angefertigt wurde. Tatsache
ist, daß in Düsseldorf eine Sammlung von solchem Umfange (weit üher 800 Nummern),
solcher Vielseitigkeit und solcher Durchschnittsgüte seit Jahrzehnten nicht mehr zur
Versteigerung gelangte. Das Schwergewicht liegt hier auf dem so umfangreichen
Gebiete des „alten Kunstgewerbes“. Aus Liebe zu alter Kunst und mit guter Sach-
kenntnis wurden die vielen Objekte während des letzten Vierteljahrhunderts gesammelt,
um in geschmackvoller Aufstellung als intimer ,AVohnungsschmuck rt zu dienen. Gerade
für die Ausstattung der Wohnung sind all diese Dinge heute wieder recht eigentlich
begehrt. Selbst das „moderne Heim“, das infolge der herben, kargen Note eines
sachlichen Sdiönheits- und Formwillens immerhin der Wärme und Intimität
bedarf, erhält schon durch einige wenige antike Einriditungsstücke (Möbel und
Kleinkunst) einen „traulichen Charakter”. Es tut der neuzeitlichen Dimension
und Strukturform der Innenarchitektur durchaus keinen Abbruch, wenn etwa im
Herrenzimmer auf der Bibliothek ein paar kräftige Fayence-Vasen oder schnittige
Steinzeugkrüge oder Zinnhumpen des 17. oder 18. Jahrhunderts noch einmal
vom Barock zu plaudern wagen zusammen mit einigen Dekorschüsseln jener Zeit
an den Wänden, oder wenn im „Zimmer der Dame” in modern-sdilanker, glatter
Vitrine ein wenig antikes Silber und Porzellan, einige Miniaturen, Spitzen, Dosen
und anderes in lockerer Anordnung einen Hauch längst vergangener Kultur ver-
breiten, oder wenn die Diele einen aparten antiken Schrank sowie ein bis zwei
bequeme alte Sitzmöbel beherbergt, zu denen von der Wand Zinn, Messing,
Kupfer herabblinken. Bei solch diskreter An- und Einordnung verträgt sich der
Gegenwartsstil schon recht gut mit Original-Requisiten aus früheren Jahrhunderten.
Auf diese Weise wird auch das Pietätsgefühl für echte, alte Kultur nicht abgeschnürt,
sondern bleibt am Leben. Wie vornehm-feierlich wirkt heutigen Tages eine mit
altem Gebrauchsgeschirr besetzte Tafel, auf der außerdem noch alte Porzellanplastik
oder aber altes Silbergerät sparsamst dekoriert. Da äußert sich bestverstandene
Tradition! Gerade für die distinguierte Tafel und für eine individuelle Vitrinenschau
bietet die Sammlung ä Brassard gutes und bestes Geschirr und Gerät mit variabelsten
Dekorationsmotiven aus Urväterzeiten. Die namhaften deutschen Porzellan-Manu-
fakturen des 18. Jahrhunderts warten hie|üuf: Meißen, Nymphenburg, Berlin, Wien,
Höchst, Ludwigsburg, Frankenthal, Fürstenberg.
Dominiert auch die Keramik (besonders Porzellan und Fayence), so befinden sich
unter clen Skulpturen, Möbeln, Goldschmiedearbeiten, Textilien genug Stücke von
Rang. Relativ wenig Bilder, aber viele Stiche sind vorhanden, darunter solche von
Reiz und Wert: eine Anzahl englischer und französischer Stiche der besten Zeit, frühe
deutsche Graphik, auch ein paar fesselnde Handzeichnungen.
Auktionen sind wichtige Faktoren im modernen Kunstleben. Eine große Düsseldorfer
Auktion mit zumeist „altem Kunstgewerbe” ist ohne weiteres als lokales Ereignis
zu bewerten, das auch die großen Nachbarstädte lockt.
Dr. Alfred Schubert.